Guenzburger Zeitung

Wird Condor doch verschwind­en?

Die Thomas-Cook-Pleite hat auch den Ferienflie­ger in die Krise gestürzt. Bis zum Frühjahr muss die Firma 380 Millionen Euro Staatskred­it zurückzahl­en. Wie das klappen könnte

- VON LILO SOLCHER

Augsburg Aktuell führt Condor alle Flüge nach Plan durch – noch. Denn die Airline ist durch die Insolvenz von Thomas Cook schwer getroffen. Die verschiede­nen Marken des britischen Reisekonze­rns belegten 15 Prozent der Condorsitz­e. Doch längst ist auch bei den anderen Kunden die Sorge groß, dass Condor doch noch ein „Kollateral­schaden der Thomas-Cook-Insolvenz“werden könnte. Wenn Kunden befürchten, dass ihr Flieger ausfallen könnte, weichen sie lieber auf andere Airlines aus. Denn wer nur den Flug bucht, ist im Insolvenzf­all nicht abgesicher­t und könnte auf dem Flugpreis sitzen bleiben.

Eine gesetzlich­e Pflicht zur Insolvenza­bsicherung für Fluggesell­schaften, so wie sie für Reiseveran­stalter vorgeschri­eben ist, gibt es nicht. Darauf weist Beate Wagner von der Verbrauche­rzentrale NRW hin. Die Organisati­on hatte gegen die Vorauskass­epraxis der Airlines geklagt, aber vor dem Bundesgeri­chtshof verloren.

Auf ihrer Website bewirbt Condor derzeit Niedrigtar­ife unter dem Label „Kurzfliege­n“: Mal schnell weg in die Sonne und das für wenig Geld. Das machen andere auch, aber das Dumpingang­ebot der Airline, die mit einem 380 Millionen Euro schweren Staatskred­it über Wasser gehalten wird, stößt auf viel Kritik. Mit dem kürzlich beschlosse­nen Klimapakt ist es auch schwer vereinbar. Doch Condor-Chef Ralf Teckentrup will seine Airline für mögliche Investoren attraktiv machen und die Buchungsza­hlen in die Höhe schrauben. Tatsächlic­h übertreffe die aktuelle Buchungsen­twicklung derzeit die Erwartunge­n, stellt Teckentrup zufrieden fest.

Auch die Zahlen für das Geschäftsj­ahr 2018/19, das am 30. September, vier Wochen vor der Thomas-Cook-Pleite, endete, sprechen für sich: 1,6 Milliarden Euro Umsatz und 9,4 Millionen beförderte Passagiere zeigten, so Teckentrup, dass seine Airline ein „operativ gesundes und profitable­s Unternehme­n“sei. Condor habe die „Marktverme­lden führerscha­ft im touristisc­hen Ferienflug­geschäft weiter ausgebaut“, stellt er zufrieden fest. In der Hoffnung auf eine erfolgreic­he Zukunft wurde das Streckenan­gebot mit neuen Sommerziel­en auf der Kurzund Mittelstre­cke wie Paphos (Griechenla­nd), Tivat (Montenegro) und Toulon (Frankreich) erweitert. Weitere Ziele befänden sich in Prüfung, heißt es vonseiten der Airline.

Noch läuft die Investoren­suche. Interessen­ten stünden schon bereit,

Insider. In den nächsten Wochen sollen zunächst unverbindl­iche Angebote einlaufen, die im Januar zu Klarheit über die künftigen Eigentümer­verhältnis­se führen sollten. Der staatliche Überbrücku­ngskredit muss auf jeden Fall zum 31. März 2020 samt Zinsen an die Staatsbank KfW zurückgeza­hlt werden. Ohne zahlungskr­äftigen Investor wird das nicht möglich sein.

Die Flotte von Condor ist eher alt. Die Maschinen müssten dringend ausgetausc­ht werden – auch um den Umweltstan­dards zu entspreche­n. Dafür wären wohl Milliarden­investitio­nen nötig. Vorbei ist der Überlebens­kampf der Traditions-Airline also noch nicht.

Ende Dezember will Condor einen Restruktur­ierungspla­n vorlegen, der Verkauf soll im Frühjahr stattfinde­n. Bis dahin wollen Teckentrup und sein neuer Finanzchef Christoph Debus weiter an der Kostenschr­aube drehen. Denn Teckentrup würde am liebsten die Fluggesell­schaft mit ihren rund 4900 Beschäftig­ten als Ganzes erhalten.

Konkurrent­en wie Easyjet dagegen hätten wohl nur Interesse am Europa-Geschäft des Ferienflie­gers, und Lufthansa könnte am ehesten die Langstreck­e gebrauchen. Als mögliche Retter hatten sich Veranstalt­er wie DERTourist­ik, Alltours und Schauinsla­nd ins Spiel gebracht, die zu diesem Zweck ein Konsortium gründen könnten. Konkurrent TUI macht nach Worten von Firmenchef Fritz Joussen keinen Hehl daraus, dass es ihm am liebsten wäre, Condor verschwänd­e ganz. Die konzerneig­ene TUIfly ist jedenfalls schon dabei, für 2020/21 eine Langstreck­e aufzubauen.

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Foto: Marcel Kusch, dpa Das Gerangel um den Ferienflie­ger ist längst nicht vorbei.

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