Ein Vater ist verzweifelt
Tatort: Querschläger
Prof. Norbert Brockmeyer, 67, ist Leiter der Interdisziplinären Immunologischen Ambulanz an der Ruhruniversität Bochum.
Wie verzweifelt muss der Vater eines Kindes sein, das am Sterben ist? Dazu braucht es einen „Tatort“-Krimi wie „Querschläger“, der vorzüglich besetzt ist. Vor allem beeindruckt Milan Peschel in der Hauptrolle des Thewes.
Bei einer Lkw-Kontrolle des Zolls auf einem Autobahn-Parkplatz fallen plötzlich Schüsse. Eine Kugel prallt vom Reifen des Lkw ab und trifft einen unbeteiligten Speditionsfahrer tödlich. Offenbar hatte es der Täter auf den Wagen von Efe Aksoy (Deniz Arora) abgesehen. Kommissarin Julia Grosz (Franziska Weisz) nimmt vergeblich die Verfolgung auf. Auch Bundespolizist Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) versucht ohne Erfolg, das Leben des Getroffenen zu retten.
Milan Peschel (Thewes) spielt hier überzeugend einen von Verzweiflung getriebenen Vater, der seine sterbenskranke Tochter Sara (Charlotte Lorenzen) retten will. Thewes erpresst von Efes großem Bruder Cem, dem die Spedition gehört, Geld für die Operation. Erst nach und nach bringen die Ermittler Licht in die komplizierte Geschichte um die Beschaffung der Mittel für die lebensrettende Operation von Sara in den USA.
Als die Erpressung im ersten Versuch scheitert und nur Zeitungsschnipsel in der Tasche stecken, wird die Situation immer dramatischer. Spannend ist vornehmlich die Frage, wie viel Unheil Thewes auf seinem Feldzug anrichtet, ehe ihn die Polizei stoppt. Regisseur Stephan Rick macht deutlich, wie sich nun moralische wie ethische Begriffe bei Thewes verschieben.
Andererseits inszeniert er die NDR-Produktion „Querschläger“ziemlich plakativ. Cem Aksoy führt ein Bilderbuch-Familienleben mit Ehefrau und zwei Kindern – in einer großzügigen Villa mit schönem Garten. Im Keller versteckt Aksoy eine sechsstellige Summe, Bargeld aus illegalen Transporten. Dagegen muss der biedere Steuerzahler Thewes mit einer bescheidenen Wohnung auskommen. Soziales Gleichgewicht sieht anders aus. Darum lebt auch dieser „Tatort“-Krimi in erster Linie von Emotionen. Rupert Huber