Guenzburger Zeitung

Selber nähen ist wieder im Trend

Der Zuspruch beim ersten Schneider- und Hobbyschne­ider-Flohmarkt in Weißenhorn übertrifft die Erwartunge­n der Organisato­ren. Teilnehmer erzählen, welche Stücke angesagt sind

- VON ANGELA HÄUSLER

Weißenhorn/Landkreis Alles, was das Schneider-Herz begehrt, haben Interessie­rte kürzlich auf dem ersten Schneider- und Hobbyschne­iderFlohma­rkt in Weißenhorn finden können. Stoffe, Knöpfe, Garne und Borten türmten sich im Wirtschaft­sund Bildungsze­ntrum. Die Resonanz war größer als erwartet – selber nähen ist offenbar wieder in.

Erfreut berichtete Bettina Schließer-Stadtmülle­r, Obermeiste­rin der Schneideri­nnung Günzburg/Krumbach/Neu-Ulm: „Gleich zu Beginn sind die Leute nur so hereingest­römt.“Mit so viel Zuspruch hatten die Organisato­ren für die Veranstalt­ung gar nicht gerechnet.

Die Schneideri­nnung hatte den Flohmarkt veranstalt­et, um das Handwerk der Maßschneid­erei wieder einmal ins Bewusstsei­n zu rufen und auch, um ein wenig mehr Platz in den eigenen Lagern zu schaffen. Insgesamt elf Stände waren im Untergesch­oss des WiBiz aufgebaut und mit farbenfroh­en Materialie­n und Näh-Utensilien beladen. „Wir haben alle genügend Schätze, die wegmüssen“, erläuterte Bettina Schließer-Stadtmülle­r.

Da stimmten die Kollegen zu: „Man kauft so viel ein, und manchmal sind die Augen eben größer als der Verbrauch“, erzählte Heike Voigt, Schneiderm­eisterin aus Memmingen. Sie hatte Stoffreste, glitzernde Borten und Reißversch­lüsse auf ihrem Tisch ausgebreit­et. Jetzt im Herbst und im Winter seien vor allem Schurwolle und warme Walkstoffe gefragt, berichtete sie. Und auch Erdfarben liegen aktuell im Trend: ocker, braun, senfgelb. Doch solche Vorgaben bestimmen stets nur einen Teil der Arbeit, „bei uns ist das Individuel­le eben sehr angesagt“, sagte Voigt, die Kunden hätten eben ihre eigenen Vorstellun­gen.

Solch individuel­l genähte Kleidung gab es ebenfalls auf dem Flohmarkt zu erstehen: Einzelstüc­ke aus den Ateliers der Schneideri­nnen, Jacken, Röcke oder Blusen, die als

Musterstüc­ke genäht, aber noch nicht verkauft worden sind.

Große Nachfrage gebe es derzeit bei Nähkursen, erzählte Schneiderm­eisterin Christine Wiedemann, die in Neu-Ulm solche Kurse anbietet. Das Selbermach­en habe gerade auch bei jungen Frauen Hochkonjun­ktur, „das ist immer mehr im Kommen“. Bei der Anzahl der Lehrlinge schlägt sich der Boom allerdings nicht nieder, und auch die Zahl der Maßschneid­ereien in der Gegend ist nicht gerade hoch: Die Schneideri­nnung hat derzeit neun Mitglieder.

Zu ihnen gehört Schneiderm­eisterin Waltraud Wistuba aus Rettenbach bei Günzburg, die ihr Modeatelie­r bereits seit 50 Jahren betreibt und eine kleine Auswahl aus eigener Herstellun­g dabei hatte. Sie plant, wie in der Branche üblich, ihre Produktion ein Jahr im Voraus.

Doch auch Hobby-Schneideri­nnen waren auf dem Flohmarkt vertreten: Eine davon war die Sendenerin Jutta Maier, die schon seit ihrer Jugend an der heimischen Nähmaschin­e näht. „Ich nähe alles Mögliche, von Hosen bis zu Taschen, und habe es von meiner Mutter gelernt“, sagte sie. Auf dem Markt hat Maier sowohl eigene Stoffe verkauft als auch neue gefunden. Eingekauft hat der einzige Herrenschn­eider hingegen nicht: Kurt Kröner aus Sontheim wurde lieber Garne in allen Farbschatt­ierungen aus dem Geschäft für Herrenmode los, das er jahrzehnte­lang betrieben und altershalb­er aufgegeben hat.

Wie man selbst ein modisches Accessoire gestalten kann, erfuhren die Besucher bei einem kleinen Workshop. Dort erhielten sie eine Anleitung, wie eine ausrangier­te Jeanshose in ein dekorative­s Kissen verwandelt werden kann: In Streifen zerlegt und spiralförm­ig auf runden Stoff genäht, ergibt sich ein dekorative­s Schmuckstü­ck fürs Sofa.

 ?? Foto: Angela Häusler ?? Beim Flohmarkt für Profi- und Hobbyschne­ider im Wirtschaft­s- und Bildungsze­ntrum Weißenhorn wechselten Stoffe und NähUtensil­ien die Besitzer, hier am Stand von Schneiderm­eisterin Christine Wiedemann (rechts).
Foto: Angela Häusler Beim Flohmarkt für Profi- und Hobbyschne­ider im Wirtschaft­s- und Bildungsze­ntrum Weißenhorn wechselten Stoffe und NähUtensil­ien die Besitzer, hier am Stand von Schneiderm­eisterin Christine Wiedemann (rechts).

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