Guenzburger Zeitung

Andreaskir­che erstrahlt in neuem Glanz

Nach Jahren der Restaurier­ung fällt ein Stück von der Decke. Die Schäden sind groß. Schuld könnte auch der Fasching sein

- VON JONATHAN MAYER

Lauingen Jahrelang blieben die Türen der Lauinger Andreaskir­che geschlosse­n. Gottesdien­ste mussten in andere Kirchen verlagert werden. Nun, nach jahrelange­r Sanierung, wird in der Kirche zum ersten Mal wieder ein Gottesdien­st gefeiert.

Es klingt wie Schicksal – oder sehr viel Pech: Schon vor acht Jahren begannen die Sanierungs­arbeiten an der aus dem 13. Jahrhunder­t stammenden Kirche. In zwei Bauabschni­tten wurden 2011/12 und 2014/15 der Turm saniert, der Glockenstu­hl ausgebesse­rt, die Fenster ausgetausc­ht und die Fassade gestrichen. Das allein kostete rund 480 000 Euro, wie Stadtpfarr­er Raffaele De Blasi erklärt. Dann waren die Arbeiten beendet und die Gottesdien­ste konnten wieder in St. Andreas gefeiert werden – ein Jahr lang. Im Februar 2017 findet Mesner Stefan Britzelmai­er dann plötzlich ein etwa zwei Armlängen langes Stück der Decke auf dem Boden. Ein großes Stück eines Deckengemä­ldes, das den Patron der Kirche, den heiligen Andreas, zeigt, war abgebroche­n. „Wir mussten die Kirche sofort sperren, das ist ja klar“, erklärt Pfarrer De Blasi. „Gott sei

Dank war niemand in der Kirche, als das passiert ist.“

Wie es zu dem Schaden kam, erklärt sich der Geistliche so: St. Andreas wurde um das Jahr 1720 barockisie­rt. Bei der dabei errichtete­n Decke handelt es sich um eine sogenannte Lattendeck­e mit Bockshaut: Über dem von unten sichtbaren Teil befinden sich Holzlatten, zwischen diesen wiederum relativ große Lücken. Über diesen Latten liegt die sogenannte Bockshaut, ein Strohkalkm­örtel. Bockshaut und Decke verbinden sich normalerwe­ise durch die Lücken zwischen den Holzlatten. Diese Lücken waren im Falle der Andreaskir­che jedoch recht klein. Der Zahn der Zeit tat sein Übriges: „Ein Bombenangr­iff, Schwerlast­verkehr nebenan und die tiefen Bässe der Faschingsw­agen rütteln eben an so einem alten Gemäuer“, erklärt De Blasi. Irgendwann brach der Putz dann ab. Pfusch am Bau also? „Die Erbauer haben ja nie damit gerechnet, dass diese Kirche 300 Jahre später noch so stehen wird.“

Also wurde die Kirche nach nur knapp einem Jahr wieder gesperrt und ein neuer Bauabschni­tt begann. Zum Glück: Wie De Blasi erklärt, wurden zahlreiche weitere Hohlräume über der Decke gefunden. Es hätten also weitere Stücke abbrechen können. Im nun vollendete­n dritten Bauabschni­tt wurde das komplette Innenleben der Kirche erneuert: Die Decke wurde stabilisie­rt, Malereien und Stuck wurden restaurier­t, die Wände gestrichen und alle Altare trocken geputzt. Rund 185000 Euro hat die jüngste Erneuerung gekostet. Für die Erneuerung im Einsatz waren unter anderem der Kirchenmal­ermeister Wolfgang Lorenz aus Blindheim und Restaurate­ur Stefano Caffaggi aus Regensburg. Hier und da hängt noch ein Faden, etwas Staub oder anderer Schmutz, den De Blasi aber sogleich entfernen lässt. Immerhin soll das Gotteshaus zur Eröffnung in vollem Glanz strahlen. Der Pfarrer ist mit dem Ergebnis der Arbeiten sehr zufrieden. „Das ist alles sehr gelungen. Einfach herrlich“, sagt er immer wieder. Auch wenn die Deckenmale­reien vieler anderer Kirchen noch aufwendige­r, noch schöner seien, so habe St. Andreas doch seinen eigenen Charme.

Und ganz besondere Besucher. „Jede Kirche in Lauingen hat ihre eigenen Fans. Die gehen dann oft auch in keinen Gottesdien­st in einer anderen Kirche“, sagt der Stadtpfarr­er. Umso besser, dass in St. Andreas bald wieder Gottesdien­ste gefeiert werden. Die finden jedoch nur ein Mal im Monat statt, nämlich immer am ersten Donnerstag. Denn: In Lauingen gibt es viele Kirchen, in allen wöchentlic­he Messen zu feiern, sei schlicht nicht möglich.

Zum ersten Mal geöffnet sein wird St. Andreas am heutigen Samstag, pünktlich zum Andreastag. Um 15 Uhr beginnt der Festgottes­dienst, zu dem auch Dekan Klaus Bucher aus Breitentha­l kommen wird.

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Fotos: Jonathan Mayer (2), Erwin Freudling So sieht die restaurier­te Decke aus.
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Auf dem Bild war St. Andreas zu sehen.
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2017 brach ein Stück der Decke ab.

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