Guenzburger Zeitung

Aus der alten Linde wurden Krippenfig­uren

Die neue Sonderauss­tellung im Heimat- und Bauernkrie­gsmuseum Blaue Ente in Leipheim zeigt die Werke der beiden Krippenbau­er Heinz Martin und Günter Leucht. Am Sonntag wird sie eröffnet

- VON ANGELA BRENNER (TEXT) UND BERNHARD WEIZENEGGE­R (FOTOS)

Leipheim Anscheinen­d ist er ansteckend, dieser Krippe-Virus. „Du wolltest zuerst auch nur eine Krippe bauen, aber jetzt sind es deutlich mehr geworden“, sagt Heinz Martin und lacht. Günter Leucht zuckt nur mit den Schultern und lächelt dann auch. „Es ist eine Sucht“, sagt er. Unzählige Krippen haben die beiden Leipheimer in den vergangene­n Jahren gebaut. Einige ihrer Werke zeigen die beiden ab Sonntag in der neuen Sonderauss­tellung des Heimatund Bauernkrie­gsmuseums Blaue Ente in Leipheim. „Leipheimer Krippenwel­ten – Krippenbau­er zeigen ihre Schätze“heißt der Titel. Und die Besucher können dort auch einen ganz besonderen „Schatz“bewundern: Handgeschn­itzte Figuren, die aus dem Holz der 600 Jahre alten Leipheimer Linde gefertigt sind.

Martin Heinz hat die Tierfigure­n selbst geschnitzt. Ausdruckss­tark wenden die Schafe sich zum Zentrum hin – dem Jesuskind in der Krippe. „Für mich ist das die wertvollst­e Krippe“, macht Martin Heinz klar. Denn dieses Holz gebe es so nicht mehr. Nach einem Sturm vor etlichen Jahren ist ein dicker Ast

alten Linde herunterge­brochen. Heinz Martin hat Teile davon genommen. „Das wäre sonst Brennholz geworden.“Er wollte, dass ein Teil der alten Linde erhalten bleibt, „von dem Baum soll auch für die nächste Generation etwas übrig bleiben“.

Jede Krippe, die die beiden Leipheimer geschaffen haben, ist ein

Die beiden Krippenbau­er legen viel Wert auf Detailarbe­it – egal ob es den Gesichtsau­sdruck der Figuren betrifft oder die Dynamik der Tiere. Optisch umfasst die Ausstellun­g ein breites Spektrum: Es gibt eine Krippe in einem alten Holzfass, die Heilige Familie in einer Laterne oder die Flucht nach Ägypten in einer rustikalen Alpender landschaft dargestell­t. Bei Günter Leucht fing die Leidenscha­ft für den Krippenbau mit einem einfachen Stall an. Für geerbte Marolin-Figuren wollte er eine Landschaft bilden. Der erste Versuch gefiel ihm nicht so, also suchte er Rat bei seinem Vereinskol­legen Heinz Martin. Der riet ihm, den Stall nach hinten schmaler laufen zu lassen. Seitdem tauschen die beiden Krippenbau­er immer wieder hilfreiche Tipps aus. So ein Stall muss nämlich gar nicht perfekt sein. Je rustikaler es aussieht, umso realistisc­her wirkt es. Günter Leucht wollte eigentlich nur diese eine Krippe bauen, es wurden viel, viel mehr. „Es ist zu einer Sucht geworden“, sagt er. Zu einer großen Leidenscha­ft. Wie vielfältig diese Freizeitbe­schäftigun­g ist, zeigt die neue Ausstellun­g.

Und wer sich fragt, was dieses Jahr mit der Krippe passiert, die sonst die St. Veitskirch­e zur Weihnachts­zeit schmückt: Auch sie hat einen ganz besonderen Platz in der Ausstellun­g erhalten. Die geschnitzt­e Krippe von Sigmund Baur wird wegen der Bauarbeite­n in der evangelisc­hen Kirche ausnahmswe­ise im Foyer der Blauen Ente aufgestell­t. Besucher bekommen außerdem eine Krippe aus dem Nachlass von Rupert Deiring zu sehen. Der LeipheiUni­kat. mer Krippenbau­er verstarb im Frühjahr. Seine größte Krippe bleibt dem Museum als Dauerleihg­abe erhalten.

Susanne Anwander, wissenscha­ftliche Mitarbeite­r der Blauen Ente, bezeichnet den Krippenbau als „Wissenscha­ft für sich“. Es gebe die unterschie­dlichsten Möglichkei­ten, die Geschichte rund um Jesu Geburt in Szene zu setzen. Für Heinz Martin zählt aber nur eines: „Wichtig ist nur, wer in der Krippe liegt.“

Wer mit den Krippenbau­ern sprechen möchte, hat an zwei Sonntagen die Möglichkei­t dazu: Am 29. Dezember und am 5. Januar 2020 jeweils um 15 Uhr besteht die Möglichkei­t, mit den beiden ins Gespräch zu kommen. Die Ausstellun­g wird am Sonntag, 1. Dezember, um 14 Uhr eröffnet. Musikalisc­h gestaltet wird die Eröffnung von den Kindern der Musikschmi­ede der Stadtkapel­le. Die Ausstellun­g ist bis 2. Februar 2020 jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. In den Weihnachts­ferien ist die Ausstellun­g zusätzlich am 26. Dezember sowie am 6. Januar von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen, auch außerhalb der Öffnungsze­iten, können bei Jörg Grafe, Telefon 08221/72199, vereinbart werden.

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Diese Figuren wurden aus einem abgebroche­nen Ast der alten Leipheimer Linde gefertigt.
 ??  ?? Diese hängende Krippe stammt von Krippenbau­er Günter Leucht.
Diese hängende Krippe stammt von Krippenbau­er Günter Leucht.
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 ??  ?? Krippen in allen möglichen Variatione­n sind ab Sonntag in der Blauen Ente zu sehen.
Krippen in allen möglichen Variatione­n sind ab Sonntag in der Blauen Ente zu sehen.
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