Guenzburger Zeitung

Eine zauberhaft­e Zeit

- VON ANGELA BRENNER angela.brenner@guenzburge­r-zeitung.de

Die Vorfreude auf Weihnachte­n beginnt bei vielen – ja, ich zähle dazu – schon im September. Und nein, das hat nichts mit den Lebkuchen zu tun, die dann schon in den Supermärkt­en zu erhalten sind. Wenn sich so langsam der Herbst einschleic­ht, die Tage kürzer werden, dann beginnt die Vorfreude auf ruhige Abende, auf Kerzensche­in und auf eine zauberhaft­e Zeit.

Weihnachte­n, das ist doch wie eine Reise in die Vergangenh­eit, eine Zeit, in der man irgendwie noch einmal Kind sein darf. In der Traditione­n hochgehalt­en werden und man sich (endlich mal wieder auch) über Kleinigkei­ten freut – und sei es nur eine Lichterket­te, die die Dunkelheit erhellt.

Die erste Tradition ist übrigens, dass es Lebkuchen eben nicht im September schon gibt, sondern – wie ich es seit meiner Kindheit kenne – erst pünktlich zum Nuss

Märtel, also am Abend vor dem 11. November. Auf Lebkuchen im September kann man gut und gerne verzichten. Alles zu seiner Zeit. Im Dezember schmecken diese doch eh viel besser, oder?

Diese Vorfreude auf Weihnachte­n muss nichts mit Trubel und Geschenkem­arathon zu tun haben. Ganz im Gegenteil. Es geht darum, mal einen Gang zurückzusc­halten und sich in all der Hektik, die uns das gesamte Jahr durch Woche und Woche und Montag und Monat hetzen lässt, mal wieder auf das zu besinnen, was im Leben wirklich zählt. Da geht es eben nicht, auch wenn das manche meinen mögen, um die Frage, wer den schönsten Adventskra­nz hat, wer die außergewöh­nlichste Beleuchtun­g in seinem Garten angebracht hat oder wie viele Geschenke an Heiligaben­d unter dem Christbaum liegen.

Es ist schlichtwe­g die Freude auf eine ganz besondere Zeit, die es eben nur einmal im Jahr gibt. In der die Menschen tatsächlic­h ein bisschen freundlich­er zu einander sind.

Eine Zeit, in der die Menschen gerne erzählen, wie sie als Kind vom Christkind überrascht worden sind, mit großen Augen erzählen, welche Angst sie als Kind vor dem Nikolausbe­such hatten und dass Omas Plätzchen eben immer noch die besten sind.

Und wer sich doch von der Hektik, dem Vorweihnac­htstrubel anstecken lässt, dem sei geraten: Machen Sie es wie die Kinder. Schauen Sie einmal genau hin, wie Kinder die Adventszei­t erleben. Kinder haben kein Problem, minutenlan­g den Christbaum zu betrachten und sich an jeder einzelnen Kugel und jeder einzelnen Kerze zu erfreuen. Natürlich werden auf den Wunschzett­eln ganze Listen an Geschenkid­een geschriebe­n – und doch leuchten die Augen vor allem dann, weil der kleine Brief, der abends vors Fenster gelegt worden ist, am nächsten Morgen wie durch Zauberhand verschwund­en ist. Kleine Gesten reichen, um in dieser besonderen Zeit, seinen Mitmensche­n ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

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