Eine zauberhafte Zeit
Die Vorfreude auf Weihnachten beginnt bei vielen – ja, ich zähle dazu – schon im September. Und nein, das hat nichts mit den Lebkuchen zu tun, die dann schon in den Supermärkten zu erhalten sind. Wenn sich so langsam der Herbst einschleicht, die Tage kürzer werden, dann beginnt die Vorfreude auf ruhige Abende, auf Kerzenschein und auf eine zauberhafte Zeit.
Weihnachten, das ist doch wie eine Reise in die Vergangenheit, eine Zeit, in der man irgendwie noch einmal Kind sein darf. In der Traditionen hochgehalten werden und man sich (endlich mal wieder auch) über Kleinigkeiten freut – und sei es nur eine Lichterkette, die die Dunkelheit erhellt.
Die erste Tradition ist übrigens, dass es Lebkuchen eben nicht im September schon gibt, sondern – wie ich es seit meiner Kindheit kenne – erst pünktlich zum Nuss
Märtel, also am Abend vor dem 11. November. Auf Lebkuchen im September kann man gut und gerne verzichten. Alles zu seiner Zeit. Im Dezember schmecken diese doch eh viel besser, oder?
Diese Vorfreude auf Weihnachten muss nichts mit Trubel und Geschenkemarathon zu tun haben. Ganz im Gegenteil. Es geht darum, mal einen Gang zurückzuschalten und sich in all der Hektik, die uns das gesamte Jahr durch Woche und Woche und Montag und Monat hetzen lässt, mal wieder auf das zu besinnen, was im Leben wirklich zählt. Da geht es eben nicht, auch wenn das manche meinen mögen, um die Frage, wer den schönsten Adventskranz hat, wer die außergewöhnlichste Beleuchtung in seinem Garten angebracht hat oder wie viele Geschenke an Heiligabend unter dem Christbaum liegen.
Es ist schlichtweg die Freude auf eine ganz besondere Zeit, die es eben nur einmal im Jahr gibt. In der die Menschen tatsächlich ein bisschen freundlicher zu einander sind.
Eine Zeit, in der die Menschen gerne erzählen, wie sie als Kind vom Christkind überrascht worden sind, mit großen Augen erzählen, welche Angst sie als Kind vor dem Nikolausbesuch hatten und dass Omas Plätzchen eben immer noch die besten sind.
Und wer sich doch von der Hektik, dem Vorweihnachtstrubel anstecken lässt, dem sei geraten: Machen Sie es wie die Kinder. Schauen Sie einmal genau hin, wie Kinder die Adventszeit erleben. Kinder haben kein Problem, minutenlang den Christbaum zu betrachten und sich an jeder einzelnen Kugel und jeder einzelnen Kerze zu erfreuen. Natürlich werden auf den Wunschzetteln ganze Listen an Geschenkideen geschrieben – und doch leuchten die Augen vor allem dann, weil der kleine Brief, der abends vors Fenster gelegt worden ist, am nächsten Morgen wie durch Zauberhand verschwunden ist. Kleine Gesten reichen, um in dieser besonderen Zeit, seinen Mitmenschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.