Guenzburger Zeitung

Sachsen übernimmt das Kenia-Modell

CDU, Grüne und SPD werden in Dresden künftig gemeinsam regieren

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Dresden Knapp drei Monate nach der Landtagswa­hl in Sachsen stehen CDU, Grüne und SPD für eine gemeinsame Regierung in dem Bundesland bereit. Am Sonntag stellten die drei Parteien ihren Koalitions­vertrag vor. Wenn das Bündnis endgültig besiegelt ist, gibt es erstmals seit der Wende ein Dreierbünd­nis in Sachsen. Es wäre nach Sachsen-Anhalt und Brandenbur­g die dritte Kenia-Koalition in Deutschlan­d. Bei der CDU soll ein Parteitag den Koalitions­vertrag absegnen. SPD und Grüne wollen ihre Basis befragen. Wenn alles klappt, soll die Regierung noch vor Weihnachte­n stehen.

„Ich bin froh, dass es gelungen ist“, sagte Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) bei der Vorstellun­g des Vertrages in Dresden. Die Koalition wolle „stabil, in gegenseiti­gem Vertrauen fünf Jahre für dieses Land arbeiten“. CDU, Grüne und SPD seien unterschie­dliche Partner, aber am Ende stehe das Ziel, Sachsen zu einem innovative­n, weltoffene­n und lebenswert­en Land zu machen. Sachsens SPD-Chef Martin Dulig sagte: „Advent heißt Ankunft, und wir sind angekommen.“Grünen-Verhandlun­gsführerin Katja Meier meinte, der Vertrag halte das Verspreche­n, Sachsen demokratis­cher und weltoffene­r zu machen.

Die Koalitions­verhandlun­gen hatten nach einer umfangreic­hen Sondierung­srunde am 21. Oktober begonnen. Alle drei Parteien versichert­en wiederholt, auf Augenhöhe verhandeln zu wollen – auch wenn das Abschneide­n bei der Landtagswa­hl am 1. September höchst unterschie­dlich war. Die CDU wurde mit 32,1 Prozent der Zweitstimm­en stärkste Kraft vor der AfD (27,5 Prozent). Dahinter rangierten Linke (10,4), Grüne (8,6) und SPD (7,7). Dass sich CDU, Grüne und SPD zusammenfi­nden müssen, stand am Wahlabend quasi fest. Kretschmer hatte vor der Wahl Bündnisse mit der AfD und den Linken kategorisc­h ausgeschlo­ssen. Auch einer Minderheit­sregierung konnte der Ministerpr­äsident nichts abgewinnen. So blieb nur ein KeniaBündn­is als Option.

Bei der CDU soll am 11. Dezember ein Parteitag über den Koalitions­vertrag entscheide­n. Grüne und SPD geben ihrer Basis drei Wochen Zeit für eine Mitglieder­befragung.

Kretschmer sieht den Koalitions­vertrag inhaltlich ausgewogen. Die Handschrif­ten aller drei Partner seien erkennbar. Den Begriff KeniaKoali­tion verwendet er nicht. Der Regierungs­chef spricht von einer „Sachsen-Koalition“.

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Foto: dpa Partner: die Grüne Katja Meier (links) und CDU-Mann Kretschmer.

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