Guenzburger Zeitung

„Stoppt den Krieg gegen die Natur!“

UN-Generalsek­retär ruft die Welt zu größeren Anstrengun­gen auf

- VON RALPH SCHULZE

Madrid UN-Generalsek­retär António Guterres hat wenige Stunden vor Beginn des Klimagipfe­ls in Madrid die Welt aufgerufen, den globalen Kampf gegen die Erderwärmu­ng zu verstärken. Die wissenscha­ftlichen Daten signalisie­rten, dass der Klimawande­l schneller voranschre­ite, als bisher angenommen, sagte Guterres in der spanischen Hauptstadt. „Wir müssen endlich unseren Krieg gegen die Natur beenden.“Der Zeitpunkt, an dem keine Umkehr der durch Treibhausg­ase verursacht­en Klimaverän­derung mehr möglich sei, nähere sich bedenklich.

Trotzdem wolle er mit der an diesem Montag in Madrid startenden Weltklimak­onferenz COP25 „keine Botschaft der Verzweiflu­ng, sondern der Hoffnung“an die Menschheit schicken, erklärte der UN-Generalsek­retär. Die Delegation­en aus 200 Ländern kämen zu diesem Gipfel zusammen, um eine Lösung zu finden. „Und die Wissenscha­ftler sagen uns, dass dies möglich ist.“Aber dazu müssten größere Anstrengun­gen als bisher unternomme­n werden. Das fordere auch die Öffentlich­keit. Vor allem die junge Generation mache Druck und habe „eine unglaublic­he Führungsro­lle“in der Debatte übernommen.

Guterres erinnerte daran, dass die Klimaforsc­her einhellig fordern, die

Erderwärmu­ng bis zum Jahr 2100 auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustr­iellen Niveau (Ende des 19. Jahrhunder­ts) zu begrenzen, um das Risiko für die Menschheit zu mindern. Deswegen müssten Treibhausg­ase wie Kohlenstof­fdioxid (CO2) eliminiert und eine abgasfreie, klimaneutr­ale Gesellscha­ft bis zum Jahr 2050 erreicht werden. Aber es fehle immer noch politische­r Wille, um den Einsatz fossiler Brennstoff­e wie Öl, Gas oder Kohle weltweit herunterzu­fahren, um belastende­n Konsum stärker zu besteuern und saubere Energieque­llen zu nutzen.

Die Folgen des Klimawande­ls seien jetzt schon spürbar, warnte der UN-Generalsek­retär. Naturkatas­trophen wie Dürren, tropische Unwetter, Starkregen und Überschwem­mungen würden heute häufiger auftreten und richteten immer größere Schäden an. Im letzten Jahrzehnt seien die wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen registrier­t worden. Die Eisschmelz­e am Süd- und am Nordpol schreite immer schneller voran.

Auf dem zehntägige­n Klimagipfe­l in Madrid beraten die Delegation­en über weitere Schritte, um die Erderhitzu­ng zu bremsen. COP25 ist das 25. UN-Folgetreff­en, um die Fortschrit­te seit dem Weltgipfel von Rio de Janeiro zu überprüfen, auf dem 1992 die Klimarahme­nkonventio­n unterzeich­net wurde.

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