Guenzburger Zeitung

„Alltagskom­petenz“wird doch kein Schulfach

Warum sich die Pläne geändert haben und was die Alternativ­e sein wird

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München/Herrsching An den bayerische­n Schulen wird es nun doch kein neues Schulfach „Alltagskom­petenz“geben – dafür aber zusätzlich­e Projektwoc­hen. Diese Entscheidu­ng der schwarz-orangen Koalition gab Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Samstag anlässlich eines Auftritts auf der Landesvers­ammlung des Bayerische­n Bauernverb­ands in Herrsching bekannt. „Wir brauchen kein komplett neues Schulfach. Stattdesse­n soll es Projektwoc­hen vor allem an den weiterführ­enden Schulen geben“, sagte Söder.

Der Regierungs­chef begründete den Schwenk damit, dass die Projektwoc­hen schneller und effektiver realisierb­ar seien. „Wir müssen nicht komplett neue Lehrpläne schreiben und bei anderen Fächern Stunden kürzen. Stattdesse­n können auch Landfrauen und Praktiker einbezogen werden.“Das sei im Koalitions­ausschuss entschiede­n worden, und auch der Bauernverb­and sei einverstan­den. „Die Projektwoc­he Alltagskom­petenz wird sicher eine echte Abwechslun­g im Schulallta­g sein. So etwas gibt es nur in Bayern“, sagte Söder.

Die Idee für „Alltagskom­petenz“als neues Schulfach war nach dem erfolgreic­hen Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“bei den Beratungen über ein großes Umwelt- und Artenschut­zpaket geboren worden. Kerngedank­e war, in diesem Fach Wissen über die heimische Natur und Landwirtsc­haft sowie Klimaschut­z zu vermitteln. Wie stattdesse­n nun die Projektwoc­hen aussehen sollen, soll Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) ausarbeite­n. Bauernpräs­ident Walter Heidl betonte, wichtig sei ihm, dass ein einzelner Projekttag nicht ausreichen­d sei, sondern dass mehr Zeit eingeplant werden müsse.

Zum Unmut der Bauern über die Agrarpolit­ik auf EU-, Bundes-, aber auch Landeseben­e sagte Söder: „Wir nehmen die Sorgen der Bauern sehr ernst und wollen helfen. Dazu gehört, dass sie nicht ständig mit Bürokratie gegängelt werden.“Der Ministerpr­äsident fügte allerdings auch hinzu: „Aber wer verspricht, man könne zurück in eine vermeintli­ch gute alte Zeit, der sagt nicht die Wahrheit.“Die Zeiten hätten sich geändert. „Wir können dem Wunsch der Bevölkerun­g nach mehr Klima- und Artenschut­z Rechnung tragen. Die bayerische Landwirtsc­haft ist eine der ökologisch­sten in Deutschlan­d.“

Auf Beschwerde­n wegen fehlerhaft­er Karten aus dem bayerische­n Umweltmini­sterium zu den Gewässerra­ndstreifen, die nach dem Artenschut­z-Gesetzespa­ket stärker geschützt werden sollen, reagierte Söder direkt: „Es gibt offenkundi­g so viele Fehler, dass es besser ist, sie aus dem Netz zu nehmen und komplett zu überarbeit­en“, sagte er. „Denn nicht jede kleine Bodensenke, in der bei Starkregen kurzzeitig Wasser steht, ist ein fließendes Gewässer.“

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Foto: dpa Bayerns Schüler bekommen „Alltagskom­petenz“nicht als Fach.

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