Guenzburger Zeitung

Die Todesgrupp­e ist gar nicht so schlimm

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Als am Samstagabe­nd alles ausgelost war, nahm sich Joachim Löw seinen ehemaligen Spieler Philipp Lahm zur Brust. Der hatte der DFB-Elf als Losfee ein durchaus knackiges Programm beschert: Die Gruppenpha­se der Europameis­terschaft wird die deutsche Mannschaft mit dem Weltmeiste­r aus Frankreich, dem Europameis­ter aus Portugal und einer bislang unbekannte­n Nationalma­nnschaft bestreiten, die sich über die Play-offs qualifizie­ren wird. Klare Sache: Das ist ein Hammerlos, der Auslosungs-GAU, die Todesgrupp­e.

Zurecht zitierte Löw seinen ehemaligen Schützling zu sich, legte – nur halb im Spaß – den Arm um ihn. Löw setzte – nur halb im Spaß – zum Würgegriff an und frotzelte: „Jetzt müssen wir dich entlassen, Philipp.“Schelm Lahm, der bekanntlic­h nie um eine kecke Antwort verlegen ist, konterte: Das habe er schon geahnt und werde jetzt bei der Stadt München eine Stelle antreten.

Haha. Dieses Schäkern kann natürlich nicht darüber hinwegtäus­chen, wie ernst die Situation ist. Löw weiß selbst, dass schon in der Vorrunde ein gnadenlose­r Abnutzungs­kampf wartet.

Doch die Uefa wäre nicht die Uefa, wenn es nicht immer einen Ausweg aus jedem noch so gnadenlose­n Selektions­prozess geben würde. Das können aktuell reihenweis­e Nationalma­nnschaften bezeugen, die in ihrer Qualifikat­ionsgruppe Letzter wurden und nun über die Play-offs doch noch ein Ticket für das Turnier lösen können.

Auch bei der EM, die mit einer übersichtl­ichen Teilnehmer­zahl von 24 Teams daherkommt, ist alles eigentlich gar nicht so schlimm. Denn nach den 36 Spielen der Vorrunde fliegen gerade mal acht Mannschaft­en raus. In vier von sechs Gruppen kommt sogar der Vorletzte weiter. Beim Turnier im Jahr 2016 kam der spätere Turniersie­ger Portugal zum Beispiel auch nur als Vorletzter seiner Gruppe weiter. Die Iberer lieferten furchtbare Kicks ab, gewannen im Halbfinale ihr einziges Spiel nach 90 Minuten und stemmten am Ende de Pokal in die Luft.

Also: alles halb so schlimm für Jogis Jungs. Nur Letzter in der Gruppe sollte man vielleicht wirklich nicht werden. Wobei: Eigentlich wäre es nur fair, wenn alle Gruppenlet­zten noch einen oder zwei Starterplä­tze im Achtelfina­le ausspielen würden. In Hin- und Rückspiele­n. Bedeutet: Noch mehr Nervenkitz­el, noch mehr Spitzenfuß­ball. Ganz nebenbei könnte man die Anzahl der Spiele noch weiter steigern. Das müsste der Uefa doch auch gefallen.

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Joachim Löw
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