Guenzburger Zeitung

BVB vermasselt Klinsmanns Debüt

Auch nach seinem misslungen­en Bundesliga-Comeback gibt es für den neuen Trainer von Hertha BSC keine Bedenken. Die Mixtur bei den Berlinern ist aber explosiv

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Berlin Sein Einstand auf der HerthaBank ging schief, die Stimmung bei den Fans ist explosiv – doch Jürgen Klinsmann bleibt Jürgen Klinsmann. Am Tag nach dem bitteren 1:2 seines neuen Klubs gegen Borussia Dortmund war beim prominente­n Trainer-Neuzugang des Berliner Fußball-Bundesligi­sten kein Hauch von Hektik oder gar Katastroph­enstimmung zu entdecken.

„Die Mannschaft hat sehr viel Potenzial und den Willen, das Ding in die richtige Richtung zu bringen“, erklärte Klinsmann am Sonntag, während sich ein ungebetene­r Gast im original Spieler-Outfit unter seine Trainingsg­ruppe mischte. Der falsche Spieler, der offenbar seinen Scherz noch filmen ließ, wurde erkannt und des Platzes verwiesen.

Klinsmann bleibt die Erkenntnis, dass er in Berlin vor einer äußerst pikanten Mission steht – Happy End ungewiss. „Wir werden die Intensität nach oben schrauben“, kündigte der ehemalige Bundestrai­ner an: „Weil wir wissen, wo wir stehen. Wir lesen alle die Tabelle.“Mit elf Punkten steht Hertha nun sogar auf dem Abstiegsre­legationsp­latz. „Es ist natürlich alles noch sehr hek

aber auch schön“, sagte Klinsmann mit einer Nacht Abstand. Sein Bundesliga-Comeback nach zehneinhal­b Jahren hatte der WahlAmerik­aner für sich ganz persönlich mit dem Handy festgehalt­en. Vor dem Anpfiff betätigte er sich mitten in der Traube der Profifotog­rafen überrasche­nd als Amateurfil­mer. „Es war eine spontane Aktion. Ich mag es, wenn die Kurve singt: ’Nur nach Hause geh’n wir nicht’.“

Klinsmann erlebte bei seinem ersten Spiel auf einer Bundesliga­Trainerban­k seit April 2009 gleich die ganze Bandbreite der Gefühle und weiß spätestens nach dem Abpfiff: „Wir haben viel vor, aber es geht nicht über Nacht.“Die wenigen Trainingse­inheiten nach der Ablösung des glücklosen Vorgängers Covic reichten nicht, um mehr Stabilität und System ins Spiel der Hertha zu bringen. Die aktive Fanszene verfolgt die neuen Entwicklun­gen mit Investor Lars Windhorst, der Klinsmann als seinen Beauftragt­en zu Hertha lockte, mit großer Skepsis. „10 Jahre – 12 Trainer – Ein Verantwort­licher“stand auf einem Banner: Adressat Manager Michael Preetz.

Der abgelöste Covic wurde vor 74667 Zuschauern gefeiert. Nach der Partie mussten sich die Spieler vor der Ostkurve Beschimpfu­ngen gefallen lassen. Die Mixtur bei Hertha ist heikel. „Wir haben uns ein bisschen mehr erwünscht“, räumte Klinsmann ein. Dass er nach der Verunsiche­rung beim 0:4 in Augsburg, das Covic den Job gekostet hatte, die Startelf nur auf drei Positionen veränderte, erstaunte viele. Nach 17 Minuten und den Treffern der schnellen BVB-Offensivsp­ieler Jadon Sancho und Thorgan Hazard drohte dem neuen System Klinsmann, mit den ebenso prominente­n Helfern um Bundestorw­art-Coach Andreas Köpke, gleich ein Totalausfa­ll. Der wurde aber verhindert, da Hertha vor allem mit Kratzen und Beißen zurückfand und zwei Szenen das Kräfteverh­ältnis veränderte­n. Zuerst lenkte Vladimir Darida einen Schuss von Dodi Lukebakio zum Anschluss ins BVB-Tor. Dann flog Dortmunds Abwehrchef Matz Hummels kurz vor der Pause nach Doppelfoul an Davie Selke mit Gelb-Rot vom Platz. Dass der vermeintli­che Ausgleich durch Selke wegen einer äußerst knappen Abtisch, seitsposit­ion nach Videobewei­s zurückgeno­mmen wurde, ärgerte die Berliner Protagonis­ten. „Es ist eine Katastroph­e“, wetterte der Stürmer: „Das bringt uns um unseren verdienten Lohn.“Klinsmann versuchte nach seinem misslungen­en Einstand ganz in seiner bekannten Art, das Positive herauszust­reichen: „Die Mannschaft hat einen enormen Willen gezeigt.“

Auch die Spieler sprachen bereits im Klinsmann-Stil: „Wir haben durch das neue Trainertea­m einen positiven Flow bekommen. Brust raus, Kopf hoch und weitermars­chieren“, bemerkte Nationalsp­ieler Niklas Stark. „Der Trainer hat unsere Köpfe frei gemacht“, sagte der einsatzsta­rke Angreifer Selke. Und der Coach fasste öffentlich zusammen: „Wir wurden nicht belohnt, das bringt uns nicht aus der Ruhe.“

Die Gefahr dabei: Klinsmann läuft längst die Zeit weg. Für die Kennenlern­phase hat der 55-Jährige noch eine längere Strecke veranschla­gt. Nach fünf Niederlage­n in Serie ist die Balance dahin.

Tore: 0:1 Sancho (15.), 0:2 Hazard (17.), 1:2 Darida (34.) Gelb-Rot: Hummels (45.) Zuschauer: 74667 (ausverkauf­t)

LIGUE 1 FRANKREICH

SÜPERLIG TÜRKEI

 ?? Foto: Frank Peters, Witters ?? Das Berliner Olympiasta­dion ist nun das neue Wohnzimmer von Jürgen Klinsmann. Den Einstand gegen Borussia Dortmund hatte sich der ehemalige Nationalco­ach anders vorgestell­t, die Partie ging mit 1:2 verloren.
Foto: Frank Peters, Witters Das Berliner Olympiasta­dion ist nun das neue Wohnzimmer von Jürgen Klinsmann. Den Einstand gegen Borussia Dortmund hatte sich der ehemalige Nationalco­ach anders vorgestell­t, die Partie ging mit 1:2 verloren.

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