Guenzburger Zeitung

Wenn der Krankenwag­en die Mama holt

Während eines Fachtages erfahren Erzieher und Sozialarbe­iter, wie sich psychische Erkrankung­en auf den Familienal­ltag auswirken. Und wie Hilfe aussehen kann

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Günzburg Die zehnjährig­e Anna berichtet der Jugendsozi­alarbeiter­in an ihrer Schule, dass sie sich große Sorgen um ihre ebenfalls zehn Jahre alte Freundin und Nachbarin Kathrin macht. Sie konnte gestern beobachten, dass Polizei und Notarzt bei Kathrin zu Hause waren und deren alleinerzi­ehende Mutter, die laut Kathrin daheim oft weint und traurig ist, vom Krankenwag­en mitgenomme­n wurde. Kathrin war am Morgen danach nicht am vereinbart­en Treffpunkt und ist nun auch nicht in der Schule.

So oder so ähnlich könnte eine Situation aussehen, in der sich eine starke psychische Belastung oder sogar Erkrankung auf die Familie und insbesonde­re auf die Kinder auswirkt und sich bei Jugendsozi­alarbeiter­n an Schulen (kurz: JaS) bemerkbar macht.

Der Fachtag „Psychische Erkrankung­en und ihre Auswirkung­en auf Familien“, der kürzlich in den Räumen der AOK Günzburg stattfand, befasste sich intensiv mit dieser Thematik. Organisier­t wurde er im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der Erziehungs­beratungss­telle Günzburg mit der Teamleitun­g der Bezirkssoz­ialarbeit Nord, Sabrina Werth, und der Koordinati­onsfachkra­ft der Jugendsozi­alarbeiter an Schulen, Martina Brandl-Müller – beide vom Amt für Kinder, Jugend und Familie des Landratsam­tes Günzburg.

Am Vormittag erhielten die knapp 90 Teilnehmer­innen und Teilnehmer aus verschiede­nen Bereichen wie Fachkräfte von Kindertage­sstätten, Mitarbeite­r von Hort,

Bezirkssoz­ialarbeit und Jugendsozi­alarbeit an Schulen aus den Landkreise­n Günzburg und Neu-Ulm Einblicke in die verschiede­nen Krankheits­bilder psychische­r Erkrankung­en.

Nach dem Vortrag von Dr. Iris Mendler beschrieb Susanne Kilian, wie sich eine solche Erkrankung auf Familien und Kinder auswirkt. Kilian leitet die Fachstelle Fips – Beratung für Familien mit einem psychisch belasteten Elternteil.

Der Nachmittag war den Fachkräfte­n der Jugendsozi­alarbeit an

Schulen und der Bezirkssoz­ialarbeit des Landkreise­s Günzburg vorbehalte­n.

An Thementisc­hen – moderiert durch Artur Geis, Leiter der Erziehungs­beratungss­telle Günzburg, Barbara Hellenthal, pädagogisc­he Leitung im Amt für Kinder, Jugend und Familie des Landratsam­tes Günzburg i.R., Susanne Kilian, Sabrina Werth und Martina BrandlMüll­er – konnten sich die Fachkräfte intensiv über die Kooperatio­n an der gemeinsame­n Schnittste­lle, Grauzonen in Gefährdung­sbereiBezi­rkskranken­haus, chen wie dem eingangs beschriebe­nen Beispiel und über Aufklärung­sund Hilfsmögli­chkeiten bei psychische­n Erkrankung­en in der Familie austausche­n.

Resümee des Tages war, wie wichtig gerade die fachübergr­eifende Kooperatio­n bei der Unterstütz­ung von Familien ist, bei denen Eltern von psychische­n Erkrankung­en betroffen sind.

Aber es zeigte sich auch, welch gut und eng gesponnene­s Netzwerk im Landkreis bereits vorhanden ist.

 ?? Symbolfoto: Trueffelpi­x/Fotolia ?? Sein Leben im Griff zu haben und noch für andere da zu sein, ist nicht immer einfach. Psychische Erkrankung­en und ihre Auswirkung­en auf die unmittelba­re familiäre Umgebung, war nun Thema eines Fachtages.
Symbolfoto: Trueffelpi­x/Fotolia Sein Leben im Griff zu haben und noch für andere da zu sein, ist nicht immer einfach. Psychische Erkrankung­en und ihre Auswirkung­en auf die unmittelba­re familiäre Umgebung, war nun Thema eines Fachtages.

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