Guenzburger Zeitung

Das Flex-Modell kommt nicht bei allen gut an

Seit dieser Saison kann in den B-Klassen neun gegen neun gespielt werden. Viele Teams haben diesen Joker bereits gezogen. Doch es birgt auch Nachteile, wie eine Umfrage unter Teams aus dem Landkreis zeigt

- VON ALOIS THOMA

Landkreis Man nennt es „Flex-Modell“, was da im Frühjahr von den Vereinsver­tretern im Fußball-Kreis Donau diskutiert und letztlich auch mehrheitli­ch beschlosse­n wurde. Dahinter verbirgt sich die Möglichkei­t für die Vereine in den B-Klassen West 1 bis 4, ab der Saison 2019/20 bei Personalma­ngel die Anzahl der Spieler zu reduzieren. Statt mit einer „Elf“kann nach fristgerec­ht eingehende­m Antrag ein Spiel mit neun gegen neun bestritten werden. Der Gegner muss diesem Wunsch entspreche­n.

Doch wie wurde die Neuerung bisher angenommen? Fest steht zum Beginn der Winterpaus­e nach viermonati­ger Spielzeit: Das Flex-Modell entpuppte sich keineswegs als ein Eigentor, sondern vielmehr als willkommen­e Steilvorla­ge für Vereine mit Personalma­ngel.

Werfen wir zunächst einen Blick in die Statistik: In den Gruppen West 1, 2 und 4, in denen Mannschaft­en aus dem Landkreis Günzburg vertreten sind, wurde vom Flex-Modell reger Gebrauch gemacht. Von Saisonbegi­nn bis zur Winterpaus­e standen in diesen drei Ligen 84 Reduzierun­gswünsche zu Buche. Spitzenrei­ter ist die Gruppe West 4 mit 34 Anträgen vor der West 2 mit 31 und der West 1 mit 19. Insgesamt 22 der 43 Vertreter der drei Ligen machten von der neuen Regelung Gebrauch, am meisten Türk Gücü Lauingen (11-mal), der SV Neuburg II (10), SV Billenhaus­en (8), die SG Bächingen-Medlingen II, der SV Hochwang II und der SSV Peterswört­h II (je 7). Letzterer musste trotz der Flex-Möglichkei­t sein Team bereits aus dem Spielbetri­eb nehmen.

Welche Bilanz ziehen Vertreter aus dem Landkreis zum Flex-Modell? Da haben wir mit Vereinen gesprochen, die bisher noch nie den „Joker“gezogen haben, aber auch bei mehrfachen Flex-Nutzern nachgefrag­t. In einer Sache waren sich alle einig: Lieber mit neun Mann spielen als das Spiel absagen oder verlegen.

Trainer Alexander Gistel vom SV Unterknöri­ngen hat bisher nur gute Erfahrunge­n gemacht. Weil man viele Verletzte gehabt habe, sei das Flex-Modell für den SVU eine Riesenhilf­e gewesen. „Viele Spiele hätten wir absagen oder zumindest verschiebe­n müssen“, berichtet Gistel. Sechsmal beantragte der SVU ein Spiel neun gegen neun, einmal jedoch musste eine Partie kampflos abgegeben werden.

Auch der SV Neuburg konnte trotz Flex-Modells einmal nicht antreten. Aber weitere Ausfälle konnten durch die Neuerung vermieden werden. Neuburgs Trainer Karl Kalchschmi­d blickt sogar noch weiter: „Nur so konnten wir die zweite Mannschaft im Spielbetri­eb halten. Das neue Modell ist für uns also Gold wert, alles andere wäre gelogen.“Man habe aber, so der SVNCoach, den Joker nur dann gezogen, wenn es gar nicht anders ging. Genauso sieht es Wolfgang Thoma, Vorsitzend­er des SV Hochwang. „Die neue Regelung ist für uns eine optimale Lösung. Dadurch konnten wir alle Spiele durchziehe­n, obwohl wir immer weniger Spieler zur Verfügung haben“, betont er. Sieben Mal musste der SVH die Flex-Variante beantragen, sei aber immer auf Verständni­s beim Gegner gestoßen. Dies bestätigen auch Alexander Gistel („Wir haben nur gute Erfahrunge­n gemacht“) und Karl Kalchschmi­d („Wir hatten kein einziges Mal Probleme mit dem Gegner“).

Etwas zähneknirs­chend äußert sich hingegen Tobias Klein, Abteilungs­leiter bei der TSG Thannhause­n, zur Neuerung: „Ich finde sie als Grundgedan­ke ja in Ordnung, aber wir von der TSG müssen halt in den sauren Apfel beißen.“Womit er ausdrücken will, dass die Thannhause­r 28 Mann im Kader für die erste und zweite Mannschaft haben, die alle spielen wollen. Bei der Anwendung des Flex-Modells durch den Gegner müssen aber mehr Spieler auf der Bank bleiben. Er verstehe ja die Problemati­k der von Personalso­rgen geplagten Vereine, sagt Klein. Er fordert aber: Wer sich des Flex-Modells bedient, sollte nicht aufsteigen dürfen. „Wie wollen die denn eine Klasse höher bestehen, wenn es schon in der untersten Liga nicht klappt?“Um dem Flex-System aus dem Weg zu gehen, werde die TSG alles daran setzen, um aufzusteig­en. Womit sie als souveräner Tabellenfü­hrer der B-Klasse West 1 auf dem besten Weg ist.

Auf die gleiche Art dürfte sich Türk GB Günzburg als klarer Spitzenrei­ter der West 2 dem Flex-Modell entziehen, obwohl man dort mit der Neuerung gut leben könne. „Wir selbst haben nie von der Möglichkei­t Gebrauch gemacht, uns hat es aber auch nichts ausgemacht, wenn dies unser Gegner getan hat“, bestätigt Abteilungs­leiter Erdal

Pehlivan und spricht sich für eine Beibehaltu­ng der Regelung aus. Kritische Stimmen, die meinten, manche Vereine würden aus taktischen Überlegung­en das Spiel neun gegen neun wählen, konnte Pehlivan nicht bestätigen. „Wir wissen ja nicht, was den Leuten durch den Kopf geht. Aber uns hat es noch nie geschadet, wenn wir mit reduzierte­r Spielerzah­l antreten mussten. Wir haben diese Spiele alle gewonnen.“

Etwas kritischer sieht dies Michael Jenuwein. Dem Abteilungs­leiter der DJK Breitentha­l komme es schon komisch vor, wenn der Gegner aus Personalma­ngel das FlexModell zieht, dann aber drei Mann auf der Ersatzbank hat. Jenuwein: „Ich will ja niemandem etwas vorwerfen, aber das ärgert einen dann schon. Vor allem, wenn man selbst genügend Leute hat und diese dann zu Hause lassen muss.“

Franz Bohmann, als Kreisspiel­leiter für die B-Klassen Flex zuständig, will nicht ganz ausschließ­en, dass manchmal aus taktischen Gründen der Joker des Flex-Modells gezogen wird. „Kleine Lumpereien wird es immer mal geben“, glaubt der Obmann.

Unterm Strich scheint das Modell aber durchaus anzukommen. Nicht auszuschli­eßen also, dass die Möglichkei­t, neun gegen neun zu spielen, nach der Testphase dauerhaft in den B-Klassen eingeführt wird.

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Alexander Gistel
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Karl Kalchschmi­d
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Tobias Klein

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