Guenzburger Zeitung

Ein einziger Dino überlebte

Vor 50 Jahren schlüpfte das Urmel aus dem Ei

- VON ALOIS KNOLLER

Wie gut, dass vor 50 Jahren der erste Mensch auf dem Mond landete! Denn dieses Ereignis hat die Fernseher-Dichte in deutschen Wohnstuben deutlich erhöht. Die Flimmerkis­te wiederum war im denkwürdig­en Jahr 1969 noch für eine weitere Entdeckung gut. An vier Sonntagen im Advent wurden Millionen Zuschauer Zeugen, wie auf der Insel Titiwu ein seltsames, in einem Eisberg eingefrore­nes Ei angeschwem­mt wurde und daraus ein noch seltsamere­s Tier schlüpfte: das Urmel.

Es ist grasgrün, von plumpem Körperbau, mit Flügelchen, kurzen Ärmchen, spitzen Ohren und riesiger Schnauze. Und es ist so süß, wie Hausdame Wutz mit „Öff, Öff!“zu betonen nicht müde wird. Professor Habakuk Tibatong sieht das Wesen mit eher wissenscha­ftlichem Interesse des Zoologen. Was wäre, wenn dieses Viecherl der letzte Dinosaurie­r wäre? Stolz und etwas voreilig tut er den Triumph seinem ärgsten Konkurrent­en Doktor Zwengelman­n kund. Der Ärmste ahnt ja nicht, dass selbiger mit der Flinte anrücken wird!

Die kleine Welt auf Titiwu, wo alle Tiere sprechen können, wenn auch mit leichten Fehlern, verhalf der Augsburger Puppenkist­e zu bleibendem Ruhm. Das pummelige Urmel wurde zum knuddelige­n Superstar. Sein Lied („Alle Tindlein sagen immer: Mami lass mich raus“) schlug fast das Lummerland-Lied („Eine Insel mit zwei Bergen“). Urmel wurde Theaterund Musicalsta­r. Und das alles, weil Kinderbuch­autor Max Kruse an seine neu gekaufte Kühltruhe dachte, als er nach dem Stoff suchte. Er fragte sich: „Wie wäre das wohl, wenn ein Urzeittier bis heute tiefgefror­en überlebt hätte?“Vor 65 Millionen Jahren sind alle Dinos ausgestorb­en. Bis auf eines, das seit 50 Jahren putzmunter durch die Augsburger Puppenkist­e trappelt.

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Foto: dpa

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