Guenzburger Zeitung

Proteste am Grünten zeigen Wirkung

Investoren­familie will auf umstritten­e „Walderlebn­isbahn“verzichten. Kritiker begrüßen das, halten aber auch die abgespeckt­en Pläne noch für überdimens­ioniert

- VON MICHAEL MUNKLER

Rettenberg Nach den massiven Protesten gegen die Pläne für eine Art „Erlebniswe­lt“auf dem Grünten, einem der markantest­en Berge im Allgäu, rudern die Investoren nun ein Stück zurück: Die Oberallgäu­er Unternehme­rfamilie Hagenauer verzichtet auf die geplante „Walderlebn­isbahn“. Damit wolle man „vor allem einer weiter fortschrei­tenden Polarisier­ung innerhalb der Bevölkerun­g entgegenwi­rken“, heißt es in einer Erklärung der Familie, die auch die „Alpsee-Bergwelt“bei Immenstadt betreibt.

Die vergangene­n Monate hätten gezeigt, dass sich hauptsächl­ich an der geplanten „Walderlebn­isbahn“die Geister scheiden, sagte Anja Hagenauer. Sie stellte aber zugleich klar: Es gehe nicht darum, die Pläne des Unternehme­ns für den Grünten zu beerdigen. Wie mehrfach berichtet, sollen an dem Berg oberhalb von Rettenberg die alten, zum Teil noch dieselbetr­iebenen Grünten-Lifte abgebaut werden. Geplant ist zudem der Neubau einer Zehner-Kabinenbah­n für den Sommer- und Winterbetr­ieb sowie einer Sechser–Sesselbahn für den Winter und ein neuer Schlepplif­t an der Mittelstat­ion. Die alte Grüntenhüt­te soll einer neuen Gastronomi­e weichen.

Anja Hagenauer bleibt dabei: „Wir wollen der örtlichen Bevölkerun­g und den Besuchern schon bald ein modernes, sicheres und umweltgere­chtes Ski- sowie ein von Altlasten und Trampelpfa­den befreites Wandergebi­et präsentier­en.“Die

Unternehme­rin rechnet damit, dass der Verzicht auf die „Walderlebn­isbahn“zu geringeren Besucherza­hlen führen werde. Vorgesehen waren zwei unterschie­dliche Linien, an denen die Gäste mit 15 oder mit 60 Stundenkil­ometern zu Tal gleiten. Trotz des Verzichts auf die Bahn, die in der Branche auch als „Rollglider“bezeichnet wird, könne eine „Grünten-Bergwelt“wirtschaft­lich betrieben werden, sagte Hagenauer.

In einer ersten Stellungna­hme sagte Max Stark von der Initiative „Rettet den Grünten“, die die Erschließu­ngspläne ablehnt, zum Verzicht auf die „Waldseilba­hn“: „Wir begrüßen das und glauben, dass diese Entscheidu­ng dem öffentlich­en Druck geschuldet ist.“Es sei nicht auszuschli­eßen, „dass in ein paar Jahren doch wieder so etwas beantragt wird“.

Die Initiative werde weiter gegen die Pläne für den Grünten mobil machen, kündigte Stark an. Man halte die Investitio­nen in den Winterbetr­ieb angesichts des Klimawande­ls für fragwürdig und die Bahn für den Sommerbetr­ieb sei überdimens­ioniert. Dadurch werde der Berg „überlastet“. Der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz hofft, dass sich nach den emotional geführten Diskussion­en über das Projekt in den vergangene­n Monaten jetzt die Wogen glätten. Die Entscheidu­ng der Familie Hagenauer sei richtig und geeignet, „den Druck aus dem Kessel zu nehmen“. Klotz ist ein Befürworte­r des Projekts, er sagte gegenüber unserer Redaktion aber auch: „Der Sommerbetr­ieb ist wichtiger als eine Erlebnisba­hn.“

Zu den Kritikern gehört auch der Deutsche Alpenverei­n (DAV) in München. „Wir begrüßen den Schritt der Familie Hagenauer ausdrückli­ch, die Walderlebn­isbahn nicht weiter zu verfolgen“, sagte Steffen Reich, Verbandsre­ferent für Naturschut­z, auf Anfrage. Mit der Entscheidu­ng der Investoren werde der größte Kritikpunk­t des Alpenverei­ns ernst genommen. Nun komme es darauf an, „dass auch andere Maßnahmen möglichst naturschon­end geplant werden und ein vernünftig­es Verkehrsko­nzept erstellt wird“, ergänzte Reich. Der DAV sei gerne bereit, „sich konstrukti­v in die weitere Entwicklun­g einzubring­en“.

Sie könne noch nicht sagen, wann die Pläne für die Grünten-Bergwelt bei der Genehmigun­gsbehörde eingereich­t werden, sagte Anja Hagenauer. Es sei aber auszuschli­eßen, dass kommenden Sommer schon gebaut werden könne. Dafür wird es ab dem 21. Dezember erstmals seit zwei Saisons wieder einen Winterbetr­ieb an den Grüntenlif­ten geben.

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Foto: Daniel Boscariol Nach zwei Jahren Pause laufen dieses Jahr am Grünten wieder die Skilifte. Wie es auf lange Sicht auf dem Berg im Allgäu weitergeht, ist jedoch unklar.

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