Guenzburger Zeitung

Schwule Vorbilder im Landtag

Was steckt hinter neuer Parlamenta­riergruppe?

- VON MICHAEL BÖHM

München Wie es halt manchmal so ist auf Weihnachts­feiern: Da steht man zusammen, redet über dies und das und beschließt, künftig mehr miteinande­r zu unternehme­n. So geschehen auch am Dienstagab­end bei der vorweihnac­htlichen Feier im Bayerische­n Landtag zwischen den drei Abgeordnet­en Jürgen Mistol, Sebastian Körber (beide Grüne) und Florian Siekmann (FDP) – und just war sie geboren, die erste schwule Parlamenta­riergruppe in der Geschichte des Landtags.

„Das war eine ganz spontane Idee“, erklärt Mistol. Zuvor hätten sich die Politiker unter anderem über den Umgang mit der eigenen Homosexual­ität unterhalte­n – zum Beispiel, wenn in Gesprächen mit Bürgern die Frage nach dem Familienst­and aufkomme. „Wir haben darüber gesprochen, wie wir damit umgehen“, erklärt Mistol. Er selbst gehe mit dem Thema sehr offen um und die Menschen würden sehr positiv darauf reagieren. „Ich finde es gut, wenn man sichtbar macht, dass es in unserer Gesellscha­ft unterschie­dliche Lebensentw­ürfe gibt. Und wir als Politiker können da auch Vorbilder sein.“

Für die nun gegründete, überfrakti­onelle schwule Parlamenta­riergruppe gebe es bislang keine konkreten Ziele. „Wir werden uns in Zukunft aber bestimmt das ein oder andere Mal zusammense­tzen und uns zu spezifisch­e Themen Gedanken machen“, kündigt Mistol an. Gehe es nach ihm, dürfe die Gruppe auch noch größer werden: „Ich fände es schön, wenn sich noch ein paar Kollegen anschließe­n würden. Rein statistisc­h gesehen müsste es im Landtag mehr als drei schwule Abgeordnet­e geben.“

Anders als im Bundestag, wo parlamenta­rische Gruppen gewisse Formalia erfüllen müssen, sind derartige Gruppen im Landtag lediglich ein loser Zusammensc­hluss von Abgeordnet­en und eher eine Seltenheit. Ihm sei derzeit keine andere Gruppe dieser Art bekannt, erklärte ein Sprecher des Landtags auf Nachfrage. Und auch die parlamenta­rische Fußballman­nschaft sei aktuell inaktiv. Seit der Landtagswa­hl im Oktober 2018 habe sich noch keine neue Mannschaft formiert.

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