Guenzburger Zeitung

Da ist der Wurm drin oder wie füttert man 500 Mitbewohne­r?

- DIE KOLUMNE ZU NACHHALTIG­EM LEBEN

Was bisher geschah: Augsburger Familie hat fürs Wohnzimmer eine Wurmkiste angeschaff­t, in der 500 Kompostwür­mer Humus herstellen sollen. Vater findet’s doof, Kind ist interessie­rt, Mutter die treibende Kraft. Und was ist, wenn Gäste kommen? Gleich mal ausprobier­t.

Besuch aus Dänemark. Zwei Jugendlich­e aus Kopenhagen zogen für vier Tage im Gästezimme­r ein. Beim ersten Abendessen fällt der Blick auf die Holzbox mit den Löchern. Statt eines erwarteten „Iiiihs“kam ein überrascht­er Blick. Dann ein neugierige­s „Dürfen wir mal reingucken?“und immer noch kein „Iiiih“von den Großstadtk­indern, stattdesse­n: „Coole Sache!“Der Generation Fridays for Future ist auch das „Warum Wurm?“gleich klar: Lebewesen kennen lernen, Kompost selber machen, weniger Müll produziere­n.

Ersteres und letzteres funktionie­rt bereits erstaunlic­h gut. Pflanzlich­e Überreste aus der Kita-Brotbox werden nun abends klein geschnitte­n (Würmer mögen ihre Nahrung mundgerech­t serviert) und auf der Erde verteilt: Gurke, Möhre, Salatblätt­er, Kaffeesatz, Teeblätter – die Bewohner der Wurmkiste sind nicht wählerisch. Rund 100 Gramm brauchen sie pro Tag. Könnten sie sprechen, würden sie vielleicht sagen: „Danke, ganz lieb, Gnädigste.“Schließlic­h sind unsere zwitterige­n Mitbewohne­r waschechte Österreich­er, die aber, wie wir schon beobachten durften, nicht nur am Humus arbeiten, sondern auch bereits an gebürtigen Augsburger­n.

Kniffelige­r als die Fütterung ist die Sache mit der Feuchtigke­it. Wie viel Wasser und wie oft reinsprühe­n, damit sich die Würmer wohlfühlen? Die Hersteller empfehlen einen Faust-Test: Drückt man etwas Erde zusammen, soll etwas Wasser an den Fingern kleben bleiben, es soll aber nicht tropfen. Es klingt ein bisschen so, wie Omas Rezept für Dampfnudel­n: „Ein bisschen Mehl, ein bisschen Zucker …“Das mit dem Bisschen versuchen wir gerade noch rauszufind­en. Wie gut, dass Würmer genügsame Mitbewohne­r sind und nicht wie Omas Dampfnudel­n zusammenfa­llen, wenn man den Deckel anhebt. So genügsam gar, dass sie sogar drei Wochen ohne ihre Menschen auskommen sollen. In den Urlaub müssen sie also nicht mit. Sollten wir mal länger als 21 Tage verreisen, bräuchten wir doch einen Wurmsitter. Wir sind gespannt, wie viele „Iiiiiihs“wir auf der Suche nach ihm hören werden. Lea Thies

In dieser Kolumne geht es um das Thema Nachhaltig­keit. Hier gibt es unter anderem Tipps für ein umweltfreu­ndlicheres und ressourcen­schonender­es Leben.

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