Wenigstens ein bisschen elektrisch
Fiat steigt mit dem 500 und dem Panda in die Hybrid-Technik ein. Wie funktioniert sie?
Spät, aber wohl nicht zu spät springt Fiat auf den Elektrifizierungszug der Fahrzeug-Industrie auf und hat sich vorgenommen, gleich Marktführer in diesem Bereich zu werden. An den Start geht der FCA-Konzern (Fiat Chrysler Automobile) mit der für ihn neuen Hybrid-Technik mit dem Panda und dem 500, zwei Volumenmodelle der Marke.
Blumig, emotional und in den höchsten Tönen feierten die FiatLeute bei der Hybrid-Präsentation die beiden Kleinstwagenmodelle. Neu an ihnen ist allerdings vor allem der Motor aus der Firefly-Familie: ein Dreizylinder Saugbenziner-AluLeichtbau mit 70 PS, der von einem Riemenstarter-Generator (RSG, 12V, 11 Ah, 3,6 kW), auch Mild Hybrid genannt, unterstützt wird: Er soll nicht nur den Verbrauch um unglaubliche 30 Prozent, sondern auch den CO2-Ausstoß kräftig senken.
Das kann dadurch gelingen: Beim Bremsen und im Schubbetrieb gewinnt das Elektrosystem Strom (Rekuperation), der dann im Fahrbetrieb den Benzinmotor bei der Kraftentfaltung unterstützt. Außerdem gibt es eine sogenannte Segelfunktion (Gang raus und rollen plus sogar zeitweise Motorabschaltung). Das funktioniert auch alles, einschließlich der StartStopp-Funktion, einwandfrei. Die tatsächliche Ersparnis müssen allerdings erst ausführliche Tests ergeben.
Keine Beanstandungen gibt es auch beim neuen Sechsgang-Schaltgetriebe, das einen langen sechsten Überlandgang hat.
70 PS lassen natürlich keine Rennmaschine erwarten. Zügiges Vorwärtskommen ist aber trotzdem gewährleistet und für einen Kleinstwagen durchaus angemessen. Der etwas knurrige Dreizylinder-Motor wird auch nicht unangenehm laut und läuft erstaunlich vibrationsarm, freut sich aber über höhere Drehzahlen.
Dass der etwas hart gefederte 500 Spaß macht, wendig zu bewegen und ein praktischer Stadtflitzer ist, daran hat sich nichts geändert. Nur zur Wiederholung, denn am Platzangebot hat sich ja ebenfalls nichts geändert: Vorne sitzen Personen bis 1,85 Meter ordentlich, hinten schon wesentlich kleinere sehr beengt. Der Kofferraum mit heftiger Ladekante ist nicht riesig und bei umgelegter Rücksitzlehne nochmals mit einer Stufe versehen, also nicht überaus praktisch.
Nur 500 Euro soll der Aufpreis laut Fiat für den Hybrid-Antrieb beim 500 und beim Panda kosten und schnell wieder durch Kfz-Steuerund Verbrauchsvorteile hereingeholt werden.
Ein interessantes Detail am Fiat 500 Hybrid, der nur in der Version Launch Edition in Taugrün (17990 Euro) gefahren werden konnte, sind die Sitze. Sie bestehen aus Recycling-Kunststoff, also aus PlastikMüll aus dem Meer und von Land, bieten aber trotzdem ordentlichen Komfort, und Schweißausbrüche von Insassen waren auch nicht erkennbar.
Über drei Millionen Mal wurde der knuffige 500 seit seiner Markteinführung 1957 verkauft. Fiat bezeichnet ihn als die emotionale Seele der Marke. Um die guten Verkaufszahlen weiter zu steigern, wird er noch dieses Jahr voll elektrisch auf den Markt kommen.
Ob er dann immer noch das preislich günstigste Angebot auf dem Kleinstwagenmarkt sein wird? Abwarten.