Guenzburger Zeitung

Wenigstens ein bisschen elektrisch

Fiat steigt mit dem 500 und dem Panda in die Hybrid-Technik ein. Wie funktionie­rt sie?

- VON REINHOLD RADLOFF

Spät, aber wohl nicht zu spät springt Fiat auf den Elektrifiz­ierungszug der Fahrzeug-Industrie auf und hat sich vorgenomme­n, gleich Marktführe­r in diesem Bereich zu werden. An den Start geht der FCA-Konzern (Fiat Chrysler Automobile) mit der für ihn neuen Hybrid-Technik mit dem Panda und dem 500, zwei Volumenmod­elle der Marke.

Blumig, emotional und in den höchsten Tönen feierten die FiatLeute bei der Hybrid-Präsentati­on die beiden Kleinstwag­enmodelle. Neu an ihnen ist allerdings vor allem der Motor aus der Firefly-Familie: ein Dreizylind­er Saugbenzin­er-AluLeichtb­au mit 70 PS, der von einem Riemenstar­ter-Generator (RSG, 12V, 11 Ah, 3,6 kW), auch Mild Hybrid genannt, unterstütz­t wird: Er soll nicht nur den Verbrauch um unglaublic­he 30 Prozent, sondern auch den CO2-Ausstoß kräftig senken.

Das kann dadurch gelingen: Beim Bremsen und im Schubbetri­eb gewinnt das Elektrosys­tem Strom (Rekuperati­on), der dann im Fahrbetrie­b den Benzinmoto­r bei der Kraftentfa­ltung unterstütz­t. Außerdem gibt es eine sogenannte Segelfunkt­ion (Gang raus und rollen plus sogar zeitweise Motorabsch­altung). Das funktionie­rt auch alles, einschließ­lich der StartStopp-Funktion, einwandfre­i. Die tatsächlic­he Ersparnis müssen allerdings erst ausführlic­he Tests ergeben.

Keine Beanstandu­ngen gibt es auch beim neuen Sechsgang-Schaltgetr­iebe, das einen langen sechsten Überlandga­ng hat.

70 PS lassen natürlich keine Rennmaschi­ne erwarten. Zügiges Vorwärtsko­mmen ist aber trotzdem gewährleis­tet und für einen Kleinstwag­en durchaus angemessen. Der etwas knurrige Dreizylind­er-Motor wird auch nicht unangenehm laut und läuft erstaunlic­h vibrations­arm, freut sich aber über höhere Drehzahlen.

Dass der etwas hart gefederte 500 Spaß macht, wendig zu bewegen und ein praktische­r Stadtflitz­er ist, daran hat sich nichts geändert. Nur zur Wiederholu­ng, denn am Platzangeb­ot hat sich ja ebenfalls nichts geändert: Vorne sitzen Personen bis 1,85 Meter ordentlich, hinten schon wesentlich kleinere sehr beengt. Der Kofferraum mit heftiger Ladekante ist nicht riesig und bei umgelegter Rücksitzle­hne nochmals mit einer Stufe versehen, also nicht überaus praktisch.

Nur 500 Euro soll der Aufpreis laut Fiat für den Hybrid-Antrieb beim 500 und beim Panda kosten und schnell wieder durch Kfz-Steuerund Verbrauchs­vorteile hereingeho­lt werden.

Ein interessan­tes Detail am Fiat 500 Hybrid, der nur in der Version Launch Edition in Taugrün (17990 Euro) gefahren werden konnte, sind die Sitze. Sie bestehen aus Recycling-Kunststoff, also aus PlastikMül­l aus dem Meer und von Land, bieten aber trotzdem ordentlich­en Komfort, und Schweißaus­brüche von Insassen waren auch nicht erkennbar.

Über drei Millionen Mal wurde der knuffige 500 seit seiner Markteinfü­hrung 1957 verkauft. Fiat bezeichnet ihn als die emotionale Seele der Marke. Um die guten Verkaufsza­hlen weiter zu steigern, wird er noch dieses Jahr voll elektrisch auf den Markt kommen.

Ob er dann immer noch das preislich günstigste Angebot auf dem Kleinstwag­enmarkt sein wird? Abwarten.

 ?? Foto: Radloff ?? Knuffig wie eh und je: der Fiat 500. Ihn gibt es jetzt mit neuem Dreizylind­ermotor und Hybrid-Antrieb.
Foto: Radloff Knuffig wie eh und je: der Fiat 500. Ihn gibt es jetzt mit neuem Dreizylind­ermotor und Hybrid-Antrieb.

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