Diesel 2.0
Volvo hat dem Selbstzünder eigentlich abgeschworen, hybridisiert ihn aber noch
Ob Volvo den im Mai 2017 angekündigten Abschied vom Dieselmotor schon bereut? Schließlich hat sich der Rauch in der Diesel-Debatte inzwischen buchstäblich verzogen – und gerade die großen SUVs, die tendenziell ein bisschen mehr Sprit brauchen, kommen am Selbstzünder nach wie vor kaum vorbei.
Doch noch ist ja nicht aller Tage Abend, auch nicht bei Volvo, wo zwar die Diesel nicht weiterentwickelt, aber in den meisten laufenden Baureihen durchaus noch angeboten werden. Wobei selbst „nicht weiterentwickelt“irreführend ist. In unserem XC 90 war die neue Dieselvariante B5 AWD verbaut, ein modernes Mildhybrid-System, das den Verbrenner mit zehn Elektro-kW unterstützt, Energie beim Bremsen zurückgewinnt und so unter dem Strich bis zu 15 Prozent Kraftstoff sparen soll. In der Praxis nahm sich unser XC90 gut achteinhalb Liter auf hundert Kilometern. Angesichts der Größe dieses Autos (ein Siebensitzer!) und einer Leistung von 235 PS bleibt das im Rahmen, zumal das Dickschiff zudem mit permanentem Allradantrieb und Achtgang-Automatikgetriebe ausgerüstet ist.
Klingt teuer – und ist es auch. In der zugegebenermaßen sehr üppigen Ausstattungsvariante „Inscription“kommt der XC 90 B5 Mild Hybrid AWD auf knapp 72000 Euro. Mit an Bord: Das City Safety
System, das Kollisionen mit Fußgängern, Radfahrern, Wildtieren und kreuzenden Fahrzeugen verhindern beziehungsweise beim Ausweichen helfen soll. Für Sicherheit sorgt auch der Autopilot, der den Wagen in der Spur und den Abstand zum Vordermann hält. Dank Apple Car Play und Android Auto funktioniert die Smartphone-Integration tadellos. Und nicht zuletzt reist mit dem innenbeleuchteten Schalthebel aus „Orrefors Kristallglas“ein echter Design-Gimmick mit.
Herz, was willst du mehr? Na die dritte Sitzreihe zum Beispiel, für die Volvo 1500 Euro extra berechnet. Die beiden Einzelsitze lassen sich bretteben im Kofferraumboden versenken. Hat man sie einmal erklommen – der Zustieg durch die hinteren Türen ist naturgemäß sportlich –, taugt der Platz durchaus für längere Fahrten, selbst für Erwachsene. Bei voller Bestuhlung bleiben gut 300 Liter Gepäckraumvolumen übrig, keine schlechte Ausbeute. Maximal fasst der XC 90 1874 Liter.
Obwohl der Sprint auf 100 km/h weniger als acht Sekunden dauert, darf man von diesem Koloss keine Sportlichkeit erwarten. 1,78 Meter Höhe und 2172 Kilogramm Leergewicht fordern ihren Tribut. Dank Luftfederung (2270 Euro Aufpreis) bietet der Wagen aber einen hohen Komfort. An Fahrgefühl und -leistung etwa eines Kombis (bei Volvo heißen sie „V“) kommt so ein Fullsize-SUV freilich nicht heran.