Herrmann nimmt den Druck raus
Die 31-Jährige gewinnt mit Silber im Verfolgungsrennen die erste Medaille für die deutsche Mannschaft. Allgäuer Nawrath hofft auf seine WM-Premiere
REGIONALLIGA SÜDOST, MÄNNER
REGIONALLIGA SÜDOST, FRAUEN
Antholz Wenn der Glitzerstein auf Zahn Nummer zwölf von Denise Herrmann oft funkelt, ist das ein gutes Zeichen. Dann lächelt die Oberwiesenthalerin, weil sie ein Spitzenresultat eingefahren hat. Am Sonntag war so ein Tag. Im Verfolgungsrennen spielte die 31-Jährige wie schon vor einem Jahr in Östersund, als sie als Weltmeisterin zurückkehrte, ihre läuferischen Stärken aus. Nachdem die deutsche Mannschaft im Schießstand der SüdtirolArena mit großen Problemen gekämpft hatte, nimmt Herrmann mit der ersten WM-Medaille den Druck aus dem Kessel. „Ich bin sehr, sehr zufrieden und überglücklich mit Silber“, zeigte sich die Titelverteidigerin von Östersund 2019 auch mit dem zweiten Platz zufrieden.
Gold holte die Südtirolerin Dorothea Wierer aus dem nahen Bruneck. Als Sprint-Fünfte arbeitete sich Hermann beharrlich nach vorne. Nach dem letzten Schießen lag die 31-Jährige noch hinter der Norwegerin Marte Olsbu Röiseland auf Platz drei. Danach wählte die Athletin,
die erst 2016 vom Langlauf zu den Skijägern gewechselt war, die richtige Taktik. „Ich habe überlegt wo, ich überholen kann. Ich habe gewusst, an dem kurzen Anstieg kann ich hochspringen.“So locker, wie es klingt, sah es auch aus. Die langbeinige Herrmann zog mit ihrer eleganten Technik an Röiseland vorbei und lief im Ziel 4,2 Sekunden Vorsprung auf die Norwegerin heraus. Die DSV-Mannschaft scheint nach dem Abgang von Laura Dahlmeier eine neue Nummer eins gefunden zu haben. Nach einem kompletten Medaillensatz 2019 in Östersund läuft Herrmann nun auch in Antholz in der Weltspitze.
Vanessa Hinz freute sich über ihren fünften Platz fast ebenso euphorisch wie Silbermedaillengewinnerin Herrmann. Nach einer schwierigen Saison mit Problemen am Schießstand trifft Hinz rechtzeitig zum Saison-Höhepunkt wieder ins Schwarze. „Es waren so viele Tiefen dabei. Endlich habe ich es geschafft, alles zusammenzubringen“, sagte die Athletin aus Schliersee.
Fast perfekt setzte auch Arnd Peiffer sein 3,5 Kilogramm leichtes Gewehr ein und zielte nur ein Mal vorbei. „Die da vorne haben nicht viel zugelassen. Man muss akzeptieren, dass die Burschen besser waren“, sagte Peiffer, der auf Platz fünf landete. Ex-Weltmeister Benedikt Doll enttäuschte. Der Schwarzwälder rutschte nach dem 14. Sprint-Platz im Jagdrennen mit sieben Fehlversuchen auf Rang 29 ab.
Der Sprintsieger Alexander Loginow (siehe oben) führte lange das Feld an, erst einen Schießfehler ganz am Ende nutzen die Kontrahenten, um am umstrittenen Russen vorbeizuziehen. Auf den letzten Metern belauerten sich Emilien Jacquelin und Johannes Thingnes Bö wie zwei Steher im Bahnradrennen. Der junge Franzose wirkte frischer und erkämpfte Gold vor dem Norweger.
Am Montag bleibt das Gewehr wohl in der Tasche. Ausruhen ist angesagt, bevor die WM in Südtirol am Dienstag (14.15 Uhr) mit dem Frauen-Einzel weitergeht. Im Einzelrennen der Männer am Mittwoch (14.14/jeweils live in der ARD) hofft der Nesselwanger Philipp Nawrath auf seine WM-Premiere.
Die Ski werden die Deutschen an ihrem freien Tag trotzdem wieder anschnallen. Denise Herrmann plant, im nahen Toblach einige Runden zu drehen: „Viel Schnee liegt ja nicht, aber dort, wo er ausgelegt ist, ist es sehr schön.“Mit Silber auf dem Zimmer lässt sich das noch besser genießen. Milan Sako