Am Ziel seiner Träume
Der Sonthofer Philipp Buhl wird in Melbourne erster deutscher Laser-Weltmeister der Geschichte. Wie der 30-Jährige die Konkurrenz in den Schatten stellte
WELTCUP IN KRANJSKA GORA/SLO.
Sonthofen Es war diese eine Woche. Eine Woche im Leben von Philipp Buhl, auf die er fast 15 Jahre hingearbeitet hat. Eine Woche, in der alles nach Plan gelaufen ist. Wie am Schnürchen. Im Fluss. „Unglaublich geil“, wie es Philipp Buhl formuliert. „Es herrscht einfach nur eine totale innere Zufriedenheit.“Der 30-jährige Sonthofer krönte sich im australischen Melbourne erstmals in seiner Karriere zum Weltmeister: Als Steuermann ist Philipp Buhl nicht nur der erste deutsche Weltmeister in der 46-jährigen WM-Geschichte der Laserklasse, der Athlet vom Segelclub Alpsee-Immenstadt (SCAI) beendete damit auch die schwarze Serie der deutschen Segler, die seit über 20 Jahren auf eine Goldmedaille in einer olympischen Disziplin gewartet hatten.
Es muss Fügung gewesen sein, dass der Schauplatz dieser Geschichtsstunde vor Melbourne die „Philipp-Bucht“war – ein Revier, das Buhl vom ersten Tag an auf den Leib geschnitten zu sein schien. „Das Training war gut, aber die Vorbereitung nicht ganz optimal“, hatte der Buhl noch vor der ersten Wettfahrt gesagt. „Was gut ist, ist, dass ich etwas schwerer bin und bei viel Wind bin ich sicher, dass etwas geht.“Und wie es ging.
Der sechsmalige Sieger der Kieler Woche startete eine furiose WMWoche in einem stark besetzten Feld von 124 Booten aus 44 Nationen. Nach den ersten sechs Wettfahrten und den imposanten Resultaten 4, 1, 1, 1, 1 und 2, startete Buhl als WM-Führender in die sogenannte Goldflotte, das Feld der besten 42 Boote für den WM-Endspurt. Hier stellte der ehemalige Weltranglisten-Erste aus dem Oberallgäu die Konkurrenz mit einstelligen Ergebnissen 2, 3, 5, 6, 4 sowie einem Streichergebnis mit Rang 10 in den Schatten. Letztlich sicherte sich Buhl mit zwölf Punkten Vorsprung vor dem Australier Matt Wearn Gold.
2015 war Buhl bereits Vize-Weltmeister in Kingston geworden, Bronze gewann Deutschlands mehrfacher Segler des Jahres noch bei den Weltmeisterschaften 2013 und 2018. Nun also folgt die Krönung für den 30-jährigen Sonthofer in einer wahren WM-Gala. „Dass Philipp hier so durchs Dach geht, das habe ich nicht erwartet. Wir hatten hier gut trainiert und sicher eine Medaille im Sinn, aber diese Leistung ist einfach unglaublich“, sagte Buhls Trainer Alexanders Schlonski dem Magazin Yacht.
Das sah man am „goldenen Sonntag“auch in Buhls Heimat in Sonthofen so, wo die gesamte Familie, allen voran Vater Friedl Buhl, die Daumen drückte. „Ich habe von Anfang an ein starkes Gefühl gehabt und das hat sich so sehr verstärkt, als dass ich das Gefühl hatte, das muss heute klappen“, sagte Papa Buhl. „Wir empfinden ein totales Zufriedenheitsgefühl und eine innere Entspannung. Es freut uns so für Philipp“, sagte Friedl Buhl.
Während der Regatta-Woche fertigte Buhl Senior Wettfahrt für Wettfahrt detaillierte Analysen der äußeren Bedingungen vom Vortag an, damit Philipp am anderen Ende der Welt am nächsten Morgen in den anstehenden Rennen darauf reagieren und möglichst präzise korrigieren konnte. Und so weiß auch Buhl allzu gut, bei wem er sich in der Stunde des Erfolgs zu bedanken hatte: „Ich empfinde es als großes Privileg, mich für den Erfolg quälen zu dürfen. Ich danke denen, die es mir ermöglichen. Allen voran meinem Vater“, sagte er.
So oder so wird der WM-Coup Buhl gehörigen Rückenwind verleihen – erst recht nach dem dürftigen Jahr 2019. Und erst recht im olympischen Jahr 2020. Denn schon nach WM-Silber 2015 hatte Buhl gesagt: „Eines Tages Weltmeister zu werden, ist ein großer Traum. Das kann eigentlich nur von Olympia getoppt werden.“Einen Haken kann Philipp Buhl bereits setzen.
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