Eine gute dänisch-bayerische Lösung
Siemens ist personell gut für die Zukunft aufgestellt. Mit dem technisch versierten Roland Busch ist es wieder gelungen, ein Eigengewächs an die Spitze des Konzerns zu hieven. Dem Franken darf man zutrauen, den technologischen Wandel, also die fortschreitende Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung, meistern zu können. Dabei darf sich Busch in Corona-Zeiten glücklich schätzen, den Niederbayern Joe Kaeser noch eine Weile mit an Bord zu wissen. Denn in einer derart alles umwälzenden Krise sind auch Manager mit politischem Geschick gefragt. Kaeser kann Politik. Dabei hat es der Manager dem dänischen Siemens-Aufsichtsratschef Snabe zu verdanken, dass er auch über seine Zeit als Unternehmens-Chef hinaus dem Siemens-Reich zumindest als Chefkontrolleur der Energiesparte erhalten bleibt. Das ist eine wichtige Position. Denn wenn der Bereich abgespalten und an die Börse gebracht ist, stehen enorme Veränderungen an: Auch Siemens muss den Wandel weg von der Kohle, stärker hin zu erneuerbaren Energien vollziehen. Hier ist das Unternehmen bereits auf einem guten Weg, erweist sich aber nach wie vor für Klimaschützer als enorm angreifbar. Es war etwa ungeschickt, Signalanlagen für eine Bahn in Australien zu liefern, die Kohle von einer Mine für eine indische Gesellschaft abtransportiert. In ähnlichen Fällen ist künftig größeres moralisches Feingefühl als zuletzt bei Siemens erforderlich. Auf Kaeser wartet also ein sensibler Job – mit dem Potenzial zu scheitern.