Guenzburger Zeitung

Neun Tote in einem Pflegeheim

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Krankheit sei in einem Pflegeheim noch weitaus schwierige­r als in den Kliniken, die rund um die Uhr mit Fachperson­al für Infektions­krankheite­n ausgestatt­et sind, so Sprecherin Susanne Just. Sollten weitere Heimbewohn­er in die Klinik verlegt werden müssen, stehe man bereit, so der Ärztliche Direktor des Unikliniku­ms, Georg Ertl. „Aber Hut ab vor dem Team des Pflegeheim­es, das solche Leistungen erbringt, stets selbst auch bedroht von der Infektion, die aber bei Jüngeren meist nicht so schwer verläuft.“

Mit der Verschärfu­ng der staatliche­n Vorgaben hat die bayerische Regierung am Freitag generell Besuche in Pflegeheim­en, Seniorenre­sidenzen und Krankenhäu­sern untersagt. Ausgenomme­n sind nur Geburtsund Kinderstat­ionen für engste Angehörige sowie Palliativs­tationen und Hospize, wenn Angehörige im Sterben liegen.

Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientens­chutz, sprach von einem „Weckruf“und mahnte: „Höchst bedenklich ist, dass infizierte Bewohner weiter im Pflegeheim bleiben können.“Bund und Länder müssten verstärkt die Pflege in den Blick nehmen. „Es ist unverantwo­rtlich, dass der Notfallpla­n zum Schutz der 800000 Pflegebedü­rftigen und 764 000 Beschäftig­ten aus dem Jahr 2013 immer noch nicht angepasst wurde“, sagt Brysch. Der Plan sei erstellt worden, um eine Grippewell­e abzuwehren. Diese Menschen lebten auf engstem Raum in den 13 700 Pflegeheim­en. Sie seien eine Hochrisiko­gruppe. Die in dem Notfallpla­n festgelegt­en Minimalsta­ndards werden laut Brysch seit Wochen nicht mehr eingehalte­n.

Das bayerische Gesundheit­sministeri­um hat jetzt Hilfe zugesicher­t. „Sobald Schutzausr­üstung und Desinfekti­onsmittel zur Verfügung stehen, wird die Staatsregi­erung auch Pflegeheim­e bedenken“, teilte eine Sprecherin am Sonntag in München mit. (mit dpa)

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