Nicht nur Corona macht Waldbesitzern Probleme
Warum sie im Landkreis Günzburg unter der gegenwärtigen Pandemie leiden und welches große Problem ihnen außerdem droht
Der milde Winter begünstigt die Borkenkäfer. Was das im Landkreis Günzburg bedeutet und wo es Zuversicht gibt.
Krumbach/Landkreis Wer in der gegenwärtigen Corona-Krise frische Luft und Erholung sucht, begegnet ihnen noch immer: entwurzelten oder abgerissenen 80- bis 100-jährigen Stämmen, zumeist einzelnen Bäumen mitten im Wald oder quer über dem Weg liegend, oft aber auch Windwürfen mit einem Dutzend gefällter Fichten. Sie alle sind Opfer der beiden Stürme „Sabine“und „Bianca“, die Mitte Februar und zwei Wochen später in Wäldern große Schäden verursachten.
Der Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Günzburg-Krumbach, Kay Reiff, schätzt diese allein in den von ihm betreuten Privatwäldern auf rund 6000 Festmeter. Werden die Verluste in den Groß-Privatwaldungen und dem Staatswald hinzugerechnet, so erhöht sich die Zahl allein im Landkreis um das Zehnfache.
Die Aufräumarbeiten dauern an und werden noch einige Wochen beanspruchen. Erschwerend kommt das Coronavirus mit seinen Restriktionen hinzu, die getroffen werden müssen, um die Entwicklung der
Pandemie einzubremsen. Sie bereiten auch den Waldbesitzern Sorge. Verbunden damit sind nämlich ein insgesamt mangelhaftes Interesse am Holz und die stagnierenden Preise. Reiff: „Einige unserer Abnehmer fahren ihre Produktion in den Sägewerken herunter oder machen ganz dicht, was wiederum Auswirkungen auf die Abfuhr und die Abnahme hat.“Hinzu komme eine „Verlangsamung der Baukonjunktur“, die die Lage auf dem Holzmarkt zusätzlich verschärft. Besonders gelte dies für den Export nach Italien, der sich auf null reduziert habe. Den Preis für den Festmeter Fichtenstammholz gibt der Forstfachmann mit 53 bis 58 Euro an. Insgesamt kommt er zu dem Ergebnis: „Wir haben durch die Stürme und Corona einen stark strapazierten Markt und bei Fichten, was den Bedarf betrifft, eine Überversorgung.“Der Einschlag von Buche und Eiche sei dagegen inzwischen abgeschlossen und verkauft.
Mit etwas Glück können allerdings Privatwaldbesitzer doch einigermaßen reelle Preise erzielen, mit denen zumindest die Kosten für Aufarbeitung und Abfuhr gedeckt werden. Für einen lohnte sich die Anfrage bei einem privaten Holzkäufer aus dem Unterallgäu: Er benötigte überraschend ein Dutzend Fichtenstämme in unterschiedlicher Länge und Stärke, jedoch binnen einer Woche. Rasches Handeln war also notwendig. Mittels Prozessor wurden die von „Bianca“gefällten Fichten bereits am nächsten Tag aufgearbeitet, zum Waldrand transportiert und dort abfuhrbereit gelagert. Es war ein zweifaches Glück: Geholfen war dem Verkäufer und dem Käufer.
Ungewiss wie der weitere Verlauf der Corona-Pandemie, kann sich die Situation derzeit auf dem Holzmarkt täglich verändern. Die FBG lässt ihre Mitglieder wissen, dass sich eine lange Abfuhrzeit für die Windwurfbäume abzeichnet. Einmal handelt es sich oft um Einzelbäume, was lange Bergungszeiten beansprucht, und zum anderen um die geringe Kaufbereitschaft. In jedem Fall sollten die Stämme bis zum Beginn der „Borkenkäfer-Saison“entfernt sein. Unverkaufte Fichten sind direkt an für Lkw befahrbaren Waldwegen oder aber mindestens 500 Meter vom Wald entfernten geeigneten Stellen zu lagern, so die Meinung der Experten.
Zufrieden zeigt sich die FBG mit den wegen Corona landesweit angeordneten Ausgangsbeschränkungen, an die sich alle Forstbetriebe und Waldbesitzer zu halten haben. Beide werden als Forstbetrieb gewertet, womit sie auch nach Entscheid der Berufsgenossenschaft als Unternehmen der Land- und Forstwirtschaft gelten. Das Fazit: „Damit ist die Tätigkeit im Wald für sie Arbeit und unterliegt nicht den Ausgangsbeschränkungen.“Somit sind auch Pflanz- und Einzäunungsmaßnahmen möglich.
Mit „offenen Augen“sollten die Wäldler bereits jetzt nach dem Borkenkäfer schauen, so Kay Reiff. Der Grund: Den milden Winter ohne großen Frost haben die Larven vom Herbst überlebt. Was wiederum besagt, die betroffenen Bäume sollten „vor Beginn der Saison“gefällt, abgefahren oder entrindet und verkauft werden. Der Forstfachmann: „Sein Auftreten hängt vom Wetter ab. Wir brauchen Regen zur rechten Zeit.“Eines ist dabei festzustellen: Das Coronavirus ist dafür nicht verantwortlich.