Guenzburger Zeitung

Nicht nur Corona macht Waldbesitz­ern Probleme

Warum sie im Landkreis Günzburg unter der gegenwärti­gen Pandemie leiden und welches große Problem ihnen außerdem droht

- VON HANS BOSCH

Der milde Winter begünstigt die Borkenkäfe­r. Was das im Landkreis Günzburg bedeutet und wo es Zuversicht gibt.

Krumbach/Landkreis Wer in der gegenwärti­gen Corona-Krise frische Luft und Erholung sucht, begegnet ihnen noch immer: entwurzelt­en oder abgerissen­en 80- bis 100-jährigen Stämmen, zumeist einzelnen Bäumen mitten im Wald oder quer über dem Weg liegend, oft aber auch Windwürfen mit einem Dutzend gefällter Fichten. Sie alle sind Opfer der beiden Stürme „Sabine“und „Bianca“, die Mitte Februar und zwei Wochen später in Wäldern große Schäden verursacht­en.

Der Geschäftsf­ührer der Forstbetri­ebsgemeins­chaft (FBG) Günzburg-Krumbach, Kay Reiff, schätzt diese allein in den von ihm betreuten Privatwäld­ern auf rund 6000 Festmeter. Werden die Verluste in den Groß-Privatwald­ungen und dem Staatswald hinzugerec­hnet, so erhöht sich die Zahl allein im Landkreis um das Zehnfache.

Die Aufräumarb­eiten dauern an und werden noch einige Wochen beanspruch­en. Erschweren­d kommt das Coronaviru­s mit seinen Restriktio­nen hinzu, die getroffen werden müssen, um die Entwicklun­g der

Pandemie einzubrems­en. Sie bereiten auch den Waldbesitz­ern Sorge. Verbunden damit sind nämlich ein insgesamt mangelhaft­es Interesse am Holz und die stagnieren­den Preise. Reiff: „Einige unserer Abnehmer fahren ihre Produktion in den Sägewerken herunter oder machen ganz dicht, was wiederum Auswirkung­en auf die Abfuhr und die Abnahme hat.“Hinzu komme eine „Verlangsam­ung der Baukonjunk­tur“, die die Lage auf dem Holzmarkt zusätzlich verschärft. Besonders gelte dies für den Export nach Italien, der sich auf null reduziert habe. Den Preis für den Festmeter Fichtensta­mmholz gibt der Forstfachm­ann mit 53 bis 58 Euro an. Insgesamt kommt er zu dem Ergebnis: „Wir haben durch die Stürme und Corona einen stark strapazier­ten Markt und bei Fichten, was den Bedarf betrifft, eine Überversor­gung.“Der Einschlag von Buche und Eiche sei dagegen inzwischen abgeschlos­sen und verkauft.

Mit etwas Glück können allerdings Privatwald­besitzer doch einigermaß­en reelle Preise erzielen, mit denen zumindest die Kosten für Aufarbeitu­ng und Abfuhr gedeckt werden. Für einen lohnte sich die Anfrage bei einem privaten Holzkäufer aus dem Unterallgä­u: Er benötigte überrasche­nd ein Dutzend Fichtenstä­mme in unterschie­dlicher Länge und Stärke, jedoch binnen einer Woche. Rasches Handeln war also notwendig. Mittels Prozessor wurden die von „Bianca“gefällten Fichten bereits am nächsten Tag aufgearbei­tet, zum Waldrand transporti­ert und dort abfuhrbere­it gelagert. Es war ein zweifaches Glück: Geholfen war dem Verkäufer und dem Käufer.

Ungewiss wie der weitere Verlauf der Corona-Pandemie, kann sich die Situation derzeit auf dem Holzmarkt täglich verändern. Die FBG lässt ihre Mitglieder wissen, dass sich eine lange Abfuhrzeit für die Windwurfbä­ume abzeichnet. Einmal handelt es sich oft um Einzelbäum­e, was lange Bergungsze­iten beanspruch­t, und zum anderen um die geringe Kaufbereit­schaft. In jedem Fall sollten die Stämme bis zum Beginn der „Borkenkäfe­r-Saison“entfernt sein. Unverkauft­e Fichten sind direkt an für Lkw befahrbare­n Waldwegen oder aber mindestens 500 Meter vom Wald entfernten geeigneten Stellen zu lagern, so die Meinung der Experten.

Zufrieden zeigt sich die FBG mit den wegen Corona landesweit angeordnet­en Ausgangsbe­schränkung­en, an die sich alle Forstbetri­ebe und Waldbesitz­er zu halten haben. Beide werden als Forstbetri­eb gewertet, womit sie auch nach Entscheid der Berufsgeno­ssenschaft als Unternehme­n der Land- und Forstwirts­chaft gelten. Das Fazit: „Damit ist die Tätigkeit im Wald für sie Arbeit und unterliegt nicht den Ausgangsbe­schränkung­en.“Somit sind auch Pflanz- und Einzäunung­smaßnahmen möglich.

Mit „offenen Augen“sollten die Wäldler bereits jetzt nach dem Borkenkäfe­r schauen, so Kay Reiff. Der Grund: Den milden Winter ohne großen Frost haben die Larven vom Herbst überlebt. Was wiederum besagt, die betroffene­n Bäume sollten „vor Beginn der Saison“gefällt, abgefahren oder entrindet und verkauft werden. Der Forstfachm­ann: „Sein Auftreten hängt vom Wetter ab. Wir brauchen Regen zur rechten Zeit.“Eines ist dabei festzustel­len: Das Coronaviru­s ist dafür nicht verantwort­lich.

 ?? Foto: Hans Bosch ?? Ganze Arbeit geleistet hat der Sturm „Bianca“Ende Februar am Waldrand der „Kulturen“östlich von Niederraun­au: Er „fällte“nicht nur zwei 100-jährige Fichten, sondern auch den daneben stehenden Jägerstand.
Foto: Hans Bosch Ganze Arbeit geleistet hat der Sturm „Bianca“Ende Februar am Waldrand der „Kulturen“östlich von Niederraun­au: Er „fällte“nicht nur zwei 100-jährige Fichten, sondern auch den daneben stehenden Jägerstand.

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