Guenzburger Zeitung

Maskenlief­erung aus China nach Leipheim

Weil sie sich Sorgen macht, schickt eine Chinesin ein Paket an ihre ehemalige Gastfamili­e

- VON LARA SCHMIDLER

Leipheim Sehen wir Bilder, wie andere Länder mit der Corona-Pandemie umgehen, fällt sofort eines auf: Menschen im asiatische­n Raum gehen nicht mehr ohne Mundschutz aus dem Haus. Für uns noch immer ein seltsames Bild, in Asien ganz normal. Umgekehrt wundern sich dafür die Asiaten, dass wir Europäer größtentei­ls ungeschütz­t herumlaufe­n. So auch Yu Bingchuan aus dem chinesisch­en Quingdao, die sofort die Initiative ergriff.

Vor zehn Jahren kam sie im Rahmen eines landwirtsc­haftlichen Austauschs als Praktikant­in nach Leipheim, wo sie in der Bio-Landwirtsc­haft arbeitete, die zur Gaststätte „Waldvogel“gehörte. Es gefiel ihr so gut, dass sie nicht nur wie geplant ein Jahr, sondern anderthalb Jahre blieb. „Wir wollten sie eigentlich für zwei Jahre behalten, aber leider ist dann ihr Visum nicht verlängert worden“, erzählt jetzt Mathias Ihle, der Inhaber des Gasthauses „Waldvogel“.

Während dieser Zeit wohnte Yu, die in China Landwirtsc­haft und Deutsch studierte, bei den Ihles. Es entstand eine enge Bindung, noch immer besteht ein regelmäßig­er Kontakt. „Wir kontaktier­en uns immer zu Weihnachte­n und zum chinesisch­en Neujahr“, sagt Ihle. 2013 habe er Yu auch in Quingdao besucht.

Als vor vier Jahren Babymilchp­ulver in China knapp wurde, wandte sich Yu an ihre deutschen Freunde. „Wir haben dann über Wochen Babymilch gekauft und nach China geschickt – man durfte ja damals auch in Deutschlan­d nur noch zwei Packungen auf einmal kaufen.“Für diesen kleinen Dienst hat sich Yu jetzt revanchier­t. Und zwar ganz unerwartet. Vor wenigen Tagen kam ein Paket aus China. Der Inhalt: 500 Atemschutz­masken. „Sie hatte erfahren, dass wir Europäer in der Öffentlich­keit keine Masken tragen. Sie konnte das gar nicht verstehen und hat mit chinesisch­em Nachdruck klar gemacht, dass ich die Masken immer tragen soll.“In China ist das Tragen von Masken normal. „Es gilt dort als höflich, einen Atemschutz zu tragen, wenn man zum Beispiel erkältet ist. Das war schon lange vor Corona so“, erklärt Ihle. Besonders um seine Eltern habe sich Yu Sorgen gemacht. Ihnen hat Ihle eine Packung mit 50 Masken gegeben. Was passiert mit den restlichen 450?

„Eine Packung behalte ich für mich selbst, die restlichen möchte ich verschenke­n“, sagt Ihle. Er habe beim Roten Kreuz angefragt, aber dort habe man erst eine große Lieferung erhalten. Darum habe er Altenheime in der Region kontaktier­t. Bis jetzt sei dazu jedoch leider noch keine Rückmeldun­g gekommen.

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Fotos: Mathias Ihle Mathias Ihle und Yu Bingchuan im Jahr 2013 in Quingdao. Für anderthalb Jahre hat Yu in Deutschlan­d gewohnt.
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500 Masken schickte Yu ihren deutschen Freunden.

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