Durchhalten bis zum Spätsommer
Die deutschen Unternehmen in China erholen sich in kleinen Schritten. Eine Studie aus Peking sorgt für bescheidenen Optimismus
Peking Die Umfragen der Handelskammer Peking gelten stets als verlässliches Stimmungsbarometer der deutschen Unternehmen in China. Die neuesten Ergebnisse dürften jedoch aufgrund der Pandemie aussagekräftig für die Wirtschaft insgesamt sein, schließlich liefern sie einen Blick in die Zukunft: In der Volksrepublik ist der Erreger nicht nur zuerst ausgebrochen, sondern wurde er auch früh unterdrückt. Die meisten Beschränkungen wurden in China bereits gelockert.
Kann die Wirtschaft des bevölkerungsreichsten Landes der Welt dabei helfen, Deutschland künftig Starthilfe zu geben? Die Daten der Außenhandelskammer AHK liefern gemischte Signale: Positiv stimmt, dass sich die Verhältnisse der deutschen Unternehmen mit Sitz in China weitgehend normalisiert haben. Bei der Personalbesetzung sind knapp 70 Prozent aller Firmen wieder im Normalzustand. Dies ist ein großer Fortschritt, denn noch im Februar saßen viele Arbeiter im ganzen Land verteilt in ihren Heimatprovinzen fest. „Das Schwierigste in der ganzen Zeit war, dass jede Stadt und jede Provinz, ja teilweise jeder Wohnkomplex seine eigenen Quarantäne-Regeln aufgestellt hat“, sagt Thomas Nürnberger vom Mittelständler EBM Papst.
Auch bei den Produktionskapazitäten befinden sich fast zwei Drittel aller Firmen wieder auf Normalniveau. Denn gleichzeitig hat sich ein Problem verlagert: „In unserer ersten Umfrage im Februar haben wir Nachfrageunterbrechungen innerhalb Chinas gesehen, nun ist es international der Fall“, sagt Clas Neumann von der AHK Shanghai. Zudem leiden die Firmen unter den Reisebeschränkungen: Niemand darf ins Land – eine zweite Infektionswelle soll verhindert werden.
So ist man auch in China nicht über den Berg. 68 Prozent der Firmen rechnen mit einem Umsatzrückgang für das erste Halbjahr von 20 Prozent oder mehr. Im Februar waren es 48 Prozent der Firmen. Doch für rund die Hälfte aller Unternehmen ist das Licht am Ende des Tunnels zu sehen: Sie glauben, dass sich die Geschäfte bis spätestens im Herbst normalisiert haben – und die Wirtschaftskrise vorüber ist.
Diese Woche wurden gleich zwei Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht, einmal von staatlicher Seite als auch von der Mediengruppe Caixin. Beide belegen, dass die Volkswirtschaft im März wieder anfing zu wachsen, wenn auch von einem niedrigen Ausgangsniveau.