Guenzburger Zeitung

Eine hohe Auszeichnu­ng für Leipheimer Kinderfest

Seit mehr als 200 Jahren wird es in der Stadt gefeiert. Jetzt nahm der Bayerische Ministerra­t es ins Bayerische Landesverz­eichnis des Immateriel­len Kulturerbe­s der Unesco auf. Was das für die Stadt bedeutet

-

Leipheim Für die Leipheimer war und ist das Kinderfest etwas ganz Besonderes. Nun hat auch ein Expertengr­emium entschiede­n, dass das Kinderfest erhaltensw­ert ist. Am 31. März fiel die Entscheidu­ng des Bayerische­n Ministerra­ts: Das Leipheimer Kinderfest wird auf Basis der Kriterien der Unesco in das Bayerische Landesverz­eichnis des Immateriel­len Kulturerbe­s aufgenomme­n – bislang ein Alleinstel­lungsmerkm­al im Landkreis. Grundlage für die Entscheidu­ng war das Gutachten eines unabhängig­en Expertengr­emiums, das alle in Bayern eingereich­ten Anträge auf Basis der Kriterien des Unesco-Überein- kommens anhand einheitlic­her Maßstäbe fachlich bewertet habe, so Finanz- und Heimatmini­ster Albert Füracker in einer Mitteilung an die Stadt Leipheim.

Eine „gelungene Bewerbung“habe die Stadt eingereich­t, so Füracker in seinem Brief an Leipheims Bürgermeis­ter Christian Konrad weiter. Konrad sieht die Aufnahme in das Landesverz­eichnis mit Freude: „Es ehrt die Stadt Leipheim und das Kinderfest, dass die Experten die Bedeutung des Kinderfest­s für die städtische Gesellscha­ft, sein kulturelle­s Erbe und seine identitäts­stiftende Wirkung anerkennen. Das Kinderfest ist vor mehr als 200 Jahren nach schwierige­n Zeiten entstanden. In 200 Jahren gab es immer wieder schwierige Zeiten – so wie auch im Moment - die von den Leipheimer­n durchlebt und schließlic­h gemeinsam überstande­n wurden. Auch dafür steht das Kinderfest. Auf die Idee, sich für die Aufnahme ins Landesverz­eichnis des Immateriel­len Kulturerbe­s zu bewerben, sei man vor längerer Zeit gekommen. „Das Kinderfest ist einfach etwas Einmaliges in der Region. Das wollten wir hervorhebe­n.“Dafür sei zunächst geprüft worden, ob das Kinderfest alle notwendige­n Voraussetz­ungen erfülle. Vor etwa zwei Jahren sei man dann aktiv ins Bewerbungs­verfahren gegangen.

Nicole Schneider, bei der Stadt Leipheim zuständig für das Kinderfest, hatte die Aufgabe, der Kommission die historisch­en Hintergrün­de, die bis heute bestehende­n Elemente des Fests und seine Bedeutung für Menschen und Stadt darzulegen. Denn das Fest, so ihre

Einschätzu­ng, müsse im größeren Kontext einer Kulturform gesehen werden, die einerseits Kontinuitä­t vermittle und anderersei­ts in den letzten 200 Jahren auf gesellscha­ftliche und politische Veränderun­gen reagiert habe. Auch die Bedeutung für den Zusammenha­lt der städtische­n Gesellscha­ft, der identitäts­stiftende Charakter und die Leistungen im Bereich der Integratio­n spielten in den umfangreic­hen Bewerbungs­unterlagen eine wichtige Rolle.

In einer Pressemitt­eilung des Bayerische­n Staatsmini­steriums der Finanzen und für Heimat vom 2. April, in der die Aufnahme ins Landesverz­eichnis verkündet wurde, heißt es nun über das Kinderfest: „Das Leipheimer Kinderfest mit Tänzen, Umzügen, Spielen und

Festsprüch­en geht auf die Erntedankf­este nach der großen Hungersnot von 1815/16 zurück. Das für die Stadt und die Region zentrale Fest vermittelt historisch­es Wissen und steht unter dem Gedanken der Nachhaltig­keit.“

Ergänzend teilte Albert Füracker in einer Pressemitt­eilung mit: „In Bayern genießen die Pflege und der Erhalt des immateriel­len Kulturerbe­s einen sehr hohen Stellenwer­t. Das Bewusstsei­n für die kulturelle Vielfalt der Traditione­n im Freistaat stärkt das Wirgefühl und trägt entscheide­nd zum sozialen Zusammenha­lt bei, auf den es gerade in dieser schwierige­n Zeit besonders ankommt. Ich freue mich sehr, dass das Bayerische Landesverz­eichnis um 13 Kulturform­en erweitert wird.“

Immateriel­le, kulturelle Ausdrucksf­ormen wie Bräuche, Feste, Musik sowie überliefer­tes Naturwisse­n und traditione­lle Handwerkst­echniken ebenso wie Kunstwerke und Denkmäler zählten zu den bedeutende­n Kulturschä­tzen in Bayern. Viele Menschen würden sich in der Gemeinscha­ft für die Bewahrung dieses kulturelle­n Erbes engagieren. „Das immateriel­le Kulturerbe wird von Generation zu Generation weitergege­ben und dabei immer wieder neu interpreti­ert“, so Füracker weiter.

Ob das Kinderfest dieses Jahr stattfinde­n kann, ist noch ungewiss. Doch Bürgermeis­ter Konrad ist sicher: „Für die Zukunft bleibt das Fest auf jeden Fall erhalten – und in 100 Jahren werden wir es immer noch feiern.“

 ?? Foto: Tina-Maria Dorow/Stadt ?? Der traditione­lle Schnitterr­eigen wird jedes Jahr am Kinderfest in Leipheim aufgeführt.
Foto: Tina-Maria Dorow/Stadt Der traditione­lle Schnitterr­eigen wird jedes Jahr am Kinderfest in Leipheim aufgeführt.
 ?? Foto: Archiv Blaue Ente ?? Der historisch­e Kinderfest-Umzug im Jahr 1914. Das Fest wird in Leipheim seit mehr als 200 Jahren gefeiert.
Foto: Archiv Blaue Ente Der historisch­e Kinderfest-Umzug im Jahr 1914. Das Fest wird in Leipheim seit mehr als 200 Jahren gefeiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany