Kinder auch mal gewinnen lassen?
Wie kann man andere gewinnen lassen? Nur, indem man ihnen etwas vormacht. Wenn man also Kindern den Sieg schenkt, um Tränen, Zorn und Frust zu vermeiden, schwindelt man sie im Grunde an. Man stellt sich dümmer als man ist, man tut so, als habe man irgendetwas übersehen, man schummelt vielleicht sogar zugunsten des Kindes. Schwindeln und Tricksen also, man könnte es auch Lügen und Betrügen nennen, ist das aber ein
Spiel wert? Auch wenn es gut gemeint ist? Wird man da als Eltern seiner Vorbildfunktion eigentlich noch gerecht?
Das sind die einen Fragen, die anderen aber: Wird sich mein Kind so als Spieler wirklich ernst genommen fühlen? Nehme ich ihm damit nicht dieses großartige Gefühl, den Erwachsenen als gleichberechtigter Partner zu begegnen? Das nämlich ist ja das Besondere: Dass Mama und Papa zum Beispiel auf dem Mensch-ÄrgereDich-Nicht-Brett auch nur mit diesen kleinen Spielfiguren umherziehen, die gleichen Regeln für alle gelten. Wie großartig kann sich da ein fair erkämpfter Sieg anfühlen! Ein geschenkter Sieg aber macht Kinder klein. Man stelle sich nur einmal vor, der Partner würde einen beispielsweise beim Strategiespiel gewinnen lassen, weil er um die gute Laune fürchtet. Demütigend. Aller Spaß sofort weg!
Klar, Spielen soll vor allem Freude machen, ständiges Verlieren hält keiner aus. Bei Niederlagen in Serie ist das Spiel fürs Kind vielleicht einfach noch eine Nummer zu groß? Dann kann man entweder über einen Startvorteil nachdenken, mit dem Chancengleichheit hergestellt wird, eine klare faire Sache, oder eben doch über ein anderes Spiel. Eines, bei dem die Erwachsenen nicht im Vorteil sind. Noch nie jedenfalls ein Kind getroffen, das bei Memory Siege verschenkt…