Coronavirus bremst Mobilfunk aus
Lehrerin hat lange Zeit große Probleme in ihrem Heimbüro. Die Telekom bedauert die Verzögerungen bei der Modernisierung des Unterrohrer Funkmastes
Ettenbeuren Das Coronavirus hat im Kammeltal für wochenlange Kommunikationsprobleme gesorgt. Betroffen waren zahlreiche Anschlüsse im D1-Mobilfunknetz der Deutschen Telekom. Besonders ärgerlich ist das für Menschen in Berufen, die gerade jetzt darauf angewiesen sind – wie eine Gymnasial-Lehrerin aus Ettenbeuren. Sie klagte gegenüber unserer Zeitung, dass der digitale Unterricht im Heimbüro praktisch unmöglich sei. Grund für die Störung waren längere Umbauarbeiten am Funkmast Unterrohr, so die Telekom auf Anfrage.
Mitte März ging’s los: Da funktionierte bei der Lehrerin (Name der Redaktion bekannt) die schnelle Internet-Verbindung LTE über Mobilfunk nicht mehr. Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als wegen der Corona-Krise der Unterricht an ihrem Gymnasium im südlichen Landkreis ausgesetzt wurde, wie an allen bayerischen Schulen. Deshalb war die 29-Jährige beziehungsweise ihre Schüler auf Unterricht von zu Hause angewiesen. Mit dem WLAN-Hotspot der Telekom wäre das normalerweise unproblematisch. Als die Verbindung gekappt war, fragte die Lehrerin bei der Telekom-Hotline nach: Arbeiten am Funkmast in Unterrohr seien der Grund, bis zum 18. März sollte die Störung behoben sein.
Dann funktionierte die Verbindung kurzfristig wieder, so die 29-Jährige, abends aber erneut nicht mehr. Auf weitere Nachfrage hieß es, dass bis zum Wochenende alles wieder in Ordnung sei. Die Realität sah anders aus als das Versprechen: Wenige Tage später, ab dem 25. März, „ging dann gar nichts mehr“, klagte die Lehrerin. In ihrer Verzweiflung setzte sich die Frau ins Auto und fuhr mit Laptop bis in den südlichen Kammeltaler Ortsteil Ried, wo sie wieder MobilfunkEmpfang hatte.
Nochmals fragte sie bei der Telekom nach: Technik-Mitarbeiter hätten ihr gesagt, die Störung werde bis Anfang April behoben. Die Lehrerin war stinksauer: „Ich bin nicht im Urlaub, sondern muss arbeiten“, habe sie sich beschwert. Besonders ärgert sie, dass die Telekom mit
Werbebanner darauf hinweist, dass sie ihre Kunden in diesen schwierigen Zeiten nicht alleine lassen wolle.
Ähnliche Schwierigkeiten mit dem Mobilfunk-Kontakt bestätigte Johann Anwander: „Ganz Ettenbeuren war wohl betroffen. Ich hatte mal Empfang, mal nicht“, sagt Kammeltals Zweiter Bürgermeister. Von einem Bekannten habe er erfahren, dass am Funkmast im Ortsteil Unterrohr – an der Verbindungsstraße nach Ichenhausen – gearbeitet werde. Dort wurde offensichtlich der komplette Mast umgebaut.
„Mit Glück funktioniere der Mobilfunk bis Ostern wieder“, habe ein Mitarbeiter seinen Bekannten informiert. Die Gemeinde hatte vorab über die Arbeiten keine Kenntnis, so Anwander. Er vertritt zurzeit Bürgermeister Matthias Kiermasz, der seinen Resturlaub vor dem Amtswechsel Anfang Mai nimmt.
Auf Nachfrage unserer Zeitung reagierte die Telekom prompt. Hubertus Kischkewitz, Sprecher des Kommunikations-Konzerns, bedauerte die Störung: „Wegen der Corona-Krise kommt es zu Bauverzögerungen.“
Der mehr als 50 Meter messende Funkmast in Unterrohr werde derzeit mit neuester Technik ausgestattet. Dazu seien umfangreiche Umbauten am Mast nötig, zu denen Stahlbau wie Übertragungstechnik gehören.
Der Mast werde zudem für die neuen 5G-Mobilfunkstandards vorbereitet und die LTE-Technik erhalte mehr Funkzellen. „Unsere Leute geben ihr Bestmögliches“, sagte der Telekom-Sprecher. Wegen der augenblicklichen CoronaLage seien die Personalressourcen jedoch knapp. Die Abhängigkeit mancher Menschen von der Mobilfunk-Verbindung sei durchaus bekannt. Üblicherweise würden die Kommunen bei längeren Ausfallzeiten schon informiert.
Kischkewitz ging davon aus, dass die Funktechnik noch vor Ostern wieder funktioniert. Und diesmal hat die Telekom Wort gehalten, wie am Karsamstag ein Anruf übers Mobilfunknetz bestätigte. Die Pädagogin war erreichbar und dankte ihrer Heimatzeitung für die Unterstützung.