Guenzburger Zeitung

Niederraun­auer Handballer trennen sich vom Trainer

Nach weniger als einem Jahr gehen der TSV und Mihaly More getrennte Wege. Der Impuls dazu kam aus der Mannschaft

- VON ALEXANDER SING

Niederraun­au Die durch den Corona-bedingten Abbruch ohnehin schon chaotische Handballsa­ison hat für den TSV Niederraun­au noch eine weitere Wendung genommen. Nach nicht einmal einem Jahr trennt sich der Landesligi­st von Trainer Mihaly More. Ein Nachfolger ist bereits gefunden.

Wie der Raunauer Abteilungs­leiter Bernd Maisch gegenüber unserer Redaktion angibt, waren unterschie­dliche Auffassung­en über die sportliche Ausrichtun­g der Mannschaft der Hauptgrund für die Trennung. So sei ein Großteil des Landesliga-Teams in Person von Kapitän Michael Thalhofer auf ihn zugekommen, weil man mit den sportliche­n Vorgaben des Coachs nicht zurechtgek­ommen sei. „Ich habe bei jedem unserer Trainer Vorwürfe aus dem Umfeld zu hören bekommen, ob es zum System war oder zu personelle­n Entscheidu­ngen. Aber wenn es aus der Mannschaft selbst kommt, sehe ich mich als Abteilungs­leiter in der Pflicht, zu reagieren.“

Dabei hatte das Team vor dem Saisonabbr­uch kein schlechtes Bild abgegeben. Nach 20 Partien stand der TSV mit 18:22 Punkten auf Platz neun, hatte Siege gegen Topteams wie Herrsching und Allach vorzuweise­n. Zwar gab es bei dem jungen Team auch leistungsm­äßige Ausschläge nach unten. Insgesamt konnte man More aber keinen Misserfolg vorwerfen. Auch deshalb tat sich die Abteilungs­führung schwer. „Ich habe lange mit mir gerungen, ob das die richtige Entscheidu­ng ist“, sagt Bernd Maisch. „Wir sind als Verein eigentlich eher dafür bekannt, dass wir länger mit Trainern zusammenar­beiten. Miha war als Trainer extrem engagiert und hat gute Arbeit geleistet. Es gab auch überhaupt keine persönlich­en Probleme. Ausschlagg­ebend war am Ende, dass es mit einem Großteil der Mannschaft nicht gepasst hat.“

Was das genau heißt, konkretisi­ert Kapitän Michael Thalhofer: „Wir brauchten ein klareres Konzept, eine Struktur im Angriffs- und im Abwehrspie­l. Das heißt nicht, dass alles schlecht war. Aber Mihas Idee hat einfach nicht so zum Erfolg geführt, wie wir uns das vorgestell­t hatten.“Das habe sich erst im Verlauf der Saison herauskris­tallisiert, nach vielen Einzelgesp­rächen des Kapitäns mit den Spielern. Zu Saisonbegi­nn habe jeder den neuen Ideen erst einmal eine Chance gegeben. „Als Typ ist der bei der Mannschaft schnell sehr gut angekommen“, sagt der erfahrene Rückraumsp­ieler über More. „Das hat es für uns umso schwerer gemacht. Er hat auch sehr viel Ahnung von dem Sport. Aber er konnte seine Ideen nicht so richtig rüberbring­en.“

More selbst kann die Argumente durchaus nachvollzi­ehen. „Die Mannschaft wollte mehr festgelegt­e Spielzüge, ich bin mehr dafür, den Spielern freie Hand zu lassen und individuel­le Stärken aufzubauen“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Mit seiner Methode habe sich das Team schlussend­lich einfach nicht wohlgefühl­t. „Natürlich war ich traurig, ich wäre gerne geblieben. Aber ich kann es auch nachvollzi­ehen. Unsere Ziele waren die gleichen. Nur die Vorstellun­gen darüber, wie man sie erreicht, waren unterschie­dlich.“

Dennoch sei man im Guten auseinande­rgegangen, betonen sowohl More als auch Maisch. Eine Zusammenar­beit in der Zukunft schließen beide nicht aus. Aktuell hat der gebürtige Ungar bereits einen neuen Posten gefunden: Er trainiert zur neuen Saison den Raunauer LigaKonkur­renten TV Immenstadt. Auf ein Wiedersehe­n mit More muss der TSV also nicht lange warten.

Und auch auf der eigenen Trainerban­k gibt es für die Raunauer ein Wiedersehe­n: Udo Mesch kehrt zurück. Er hatte den TSV bereits von 2017 bis 2019 trainiert, ehe er aus persönlich­en Gründen sein Amt niederlegt­e. Nun haben sich diese Gründe nach Meschs Aussage aber gebessert. Nach einem Intermezzo als Interimsco­ach der Friedberge­r Bayernliga-Handballer musste er nicht lange überlegen, als der TSV Niederraun­au anklopfte. Kapitän Thalhofer spricht gar von einer „Traumlösun­g“, da Mesch genau der Typ Trainer sei, den die Mannschaft brauche.

Nun steht der Rückkehrer vor ähnlichen Herausford­erungen wie bei seinem ersten Amtsantrit­t. Damals war Niederraun­au aus der Bayernliga abgestiege­n und einige Stützen der Mannschaft hatten ihre Karriere beendet. Nun sind es Saisonabbr­uch und eine extrem lange Pause, die der Mannschaft zu schaffen machen könnten. Und mit Spielmache­r Mathias Waldmann und Torhüter Armin Hessheimer hören wieder wichtige Spieler auf. „Da geht natürlich Konstanz verloren. Meistens entscheide­n dann doch die alten Hasen enge Spiele. Und gerade ein gutes Torhüterdu­o ist im Handball wichtig.“

Dennoch sieht Mesch in der Mannschaft Potenzial, vor allem aufgrund der großen Quantität und Qualität im A- und B-Jugendbere­ich. Und da ist der 57-Jährige nicht allein. Sein Vorgänger zählt die Mannschaft in der kommenden Saison sogar zum Favoritenk­reis der Landesliga – auch weil aufgrund des Saisonabbr­uchs keine Absteiger aus der Bayernliga hinzukomme­n. So weit will Mesch aber nicht gehen: „Es weiß keiner, wie es weitergeht, und wie eine Mannschaft aus so einer Situation rauskommt. Das ist momentan eine große Unbekannte.“

Mesch hofft, dass es bis zum Trainingsa­uftakt am 29. Juni bereits mehr Klarheit gibt. Bis dahin hat er der Mannschaft Hausaufgab­en gegeben. „Ich habe ihnen gesagt, in welchem Zustand ich sie Ende Juni gerne sehen würde. Ich bin sicher, dass sich alle daran halten.“Mesch ist eben ein Typ für klare Ansagen.

 ?? Archivfoto: Ernst Mayer ?? Mihaly More erreichte in der abgebroche­nen Landesliga-Saison mit dem TSV Niederraun­au Platz neun. Die Mannschaft glaubt aber, mit einem anderen Konzept wäre mehr drin gewesen.
Archivfoto: Ernst Mayer Mihaly More erreichte in der abgebroche­nen Landesliga-Saison mit dem TSV Niederraun­au Platz neun. Die Mannschaft glaubt aber, mit einem anderen Konzept wäre mehr drin gewesen.

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