Niederraunauer Handballer trennen sich vom Trainer
Nach weniger als einem Jahr gehen der TSV und Mihaly More getrennte Wege. Der Impuls dazu kam aus der Mannschaft
Niederraunau Die durch den Corona-bedingten Abbruch ohnehin schon chaotische Handballsaison hat für den TSV Niederraunau noch eine weitere Wendung genommen. Nach nicht einmal einem Jahr trennt sich der Landesligist von Trainer Mihaly More. Ein Nachfolger ist bereits gefunden.
Wie der Raunauer Abteilungsleiter Bernd Maisch gegenüber unserer Redaktion angibt, waren unterschiedliche Auffassungen über die sportliche Ausrichtung der Mannschaft der Hauptgrund für die Trennung. So sei ein Großteil des Landesliga-Teams in Person von Kapitän Michael Thalhofer auf ihn zugekommen, weil man mit den sportlichen Vorgaben des Coachs nicht zurechtgekommen sei. „Ich habe bei jedem unserer Trainer Vorwürfe aus dem Umfeld zu hören bekommen, ob es zum System war oder zu personellen Entscheidungen. Aber wenn es aus der Mannschaft selbst kommt, sehe ich mich als Abteilungsleiter in der Pflicht, zu reagieren.“
Dabei hatte das Team vor dem Saisonabbruch kein schlechtes Bild abgegeben. Nach 20 Partien stand der TSV mit 18:22 Punkten auf Platz neun, hatte Siege gegen Topteams wie Herrsching und Allach vorzuweisen. Zwar gab es bei dem jungen Team auch leistungsmäßige Ausschläge nach unten. Insgesamt konnte man More aber keinen Misserfolg vorwerfen. Auch deshalb tat sich die Abteilungsführung schwer. „Ich habe lange mit mir gerungen, ob das die richtige Entscheidung ist“, sagt Bernd Maisch. „Wir sind als Verein eigentlich eher dafür bekannt, dass wir länger mit Trainern zusammenarbeiten. Miha war als Trainer extrem engagiert und hat gute Arbeit geleistet. Es gab auch überhaupt keine persönlichen Probleme. Ausschlaggebend war am Ende, dass es mit einem Großteil der Mannschaft nicht gepasst hat.“
Was das genau heißt, konkretisiert Kapitän Michael Thalhofer: „Wir brauchten ein klareres Konzept, eine Struktur im Angriffs- und im Abwehrspiel. Das heißt nicht, dass alles schlecht war. Aber Mihas Idee hat einfach nicht so zum Erfolg geführt, wie wir uns das vorgestellt hatten.“Das habe sich erst im Verlauf der Saison herauskristallisiert, nach vielen Einzelgesprächen des Kapitäns mit den Spielern. Zu Saisonbeginn habe jeder den neuen Ideen erst einmal eine Chance gegeben. „Als Typ ist der bei der Mannschaft schnell sehr gut angekommen“, sagt der erfahrene Rückraumspieler über More. „Das hat es für uns umso schwerer gemacht. Er hat auch sehr viel Ahnung von dem Sport. Aber er konnte seine Ideen nicht so richtig rüberbringen.“
More selbst kann die Argumente durchaus nachvollziehen. „Die Mannschaft wollte mehr festgelegte Spielzüge, ich bin mehr dafür, den Spielern freie Hand zu lassen und individuelle Stärken aufzubauen“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Mit seiner Methode habe sich das Team schlussendlich einfach nicht wohlgefühlt. „Natürlich war ich traurig, ich wäre gerne geblieben. Aber ich kann es auch nachvollziehen. Unsere Ziele waren die gleichen. Nur die Vorstellungen darüber, wie man sie erreicht, waren unterschiedlich.“
Dennoch sei man im Guten auseinandergegangen, betonen sowohl More als auch Maisch. Eine Zusammenarbeit in der Zukunft schließen beide nicht aus. Aktuell hat der gebürtige Ungar bereits einen neuen Posten gefunden: Er trainiert zur neuen Saison den Raunauer LigaKonkurrenten TV Immenstadt. Auf ein Wiedersehen mit More muss der TSV also nicht lange warten.
Und auch auf der eigenen Trainerbank gibt es für die Raunauer ein Wiedersehen: Udo Mesch kehrt zurück. Er hatte den TSV bereits von 2017 bis 2019 trainiert, ehe er aus persönlichen Gründen sein Amt niederlegte. Nun haben sich diese Gründe nach Meschs Aussage aber gebessert. Nach einem Intermezzo als Interimscoach der Friedberger Bayernliga-Handballer musste er nicht lange überlegen, als der TSV Niederraunau anklopfte. Kapitän Thalhofer spricht gar von einer „Traumlösung“, da Mesch genau der Typ Trainer sei, den die Mannschaft brauche.
Nun steht der Rückkehrer vor ähnlichen Herausforderungen wie bei seinem ersten Amtsantritt. Damals war Niederraunau aus der Bayernliga abgestiegen und einige Stützen der Mannschaft hatten ihre Karriere beendet. Nun sind es Saisonabbruch und eine extrem lange Pause, die der Mannschaft zu schaffen machen könnten. Und mit Spielmacher Mathias Waldmann und Torhüter Armin Hessheimer hören wieder wichtige Spieler auf. „Da geht natürlich Konstanz verloren. Meistens entscheiden dann doch die alten Hasen enge Spiele. Und gerade ein gutes Torhüterduo ist im Handball wichtig.“
Dennoch sieht Mesch in der Mannschaft Potenzial, vor allem aufgrund der großen Quantität und Qualität im A- und B-Jugendbereich. Und da ist der 57-Jährige nicht allein. Sein Vorgänger zählt die Mannschaft in der kommenden Saison sogar zum Favoritenkreis der Landesliga – auch weil aufgrund des Saisonabbruchs keine Absteiger aus der Bayernliga hinzukommen. So weit will Mesch aber nicht gehen: „Es weiß keiner, wie es weitergeht, und wie eine Mannschaft aus so einer Situation rauskommt. Das ist momentan eine große Unbekannte.“
Mesch hofft, dass es bis zum Trainingsauftakt am 29. Juni bereits mehr Klarheit gibt. Bis dahin hat er der Mannschaft Hausaufgaben gegeben. „Ich habe ihnen gesagt, in welchem Zustand ich sie Ende Juni gerne sehen würde. Ich bin sicher, dass sich alle daran halten.“Mesch ist eben ein Typ für klare Ansagen.