So macht Technik auch im Alter Spaß
Smartphones, Tablets und Notebooks sind nicht nur etwas für Jüngere. Die Hersteller entdecken zunehmend die Senioren als Zielgruppe. Diese findet einige spannende neue Konzepte und Geräte vor. Hier eine kleine Auswahl
Mit den Enkelkindern Fotos austauschen, per Videochat Kontakt zu weit entfernt lebenden Freunden halten oder sich mit einem kleinen Spielchen die Zeit vertreiben: Nicht erst seit der Corona-Krise wünschen sich immer mehr Senioren, mit Geräten wie Smartphone, Tablet oder Laptop umgehen zu können. Manche scheuen aber den Einstieg und sind von der Vielzahl der Möglichkeiten und Funktionen geradezu erschlagen. Hier setzen die Konzepte verschiedener Hersteller an, die speziell auf Senioren abgestimmte Geräte und Benutzeroberflächen entwickelt haben.
Wer den Wechsel vom herkömmlichen Mobiltelefon zum Smartphone scheut, kann mit einem Gerät wie dem „Euphoria V50“von Emporia zumindest Fotos verschicken und empfangen. Das 12 mal 6 mal 1,2 Zentimeter große und 90 Gramm schwere Mobiltelefon zeigt die Bilder auf einem 2,4-Zoll-Farbbildschirm an. Die Auflösung der Kamera ist mit zwei Millionen Bildpunkten nicht besonders hoch – für Schnappschüsse aber ausreichend.
Entscheidender Vorteil des Gerätes gegenüber Smartphones: Der Anwender hat hier „echte“Tasten und damit keine virtuelle Tastatur auf dem Bildschirm vor sich. Zudem sind die Tasten extra groß gestaltet. An Sonderfunktionen hat das knapp 60 Euro teure Gerät eine Taschenlampe, einen Taschenrechner und ein integriertes Radio zu bieten.
Eine ganze Palette von Mobiltelefonen, die speziell für Senioren entwickelt wurden, vertreibt die Firma Doro. Beim „8031“handelt es sich um ein Smartphone für jene Anwender, die keine Berührungsängste mit einem Touchscreen haben – die Bedienung über Eingaben direkt auf dem Bildschirm also nicht scheuen.
Die Bedienoberfläche ist aber gegenüber herkömmlichen Smartphones bewusst einfach gehalten. Die „Ich möchte“-Schaltfläche führt direkt zu den Telefonkontak
Emporia Euphoria V50
Große Tasten, leicht verständliche Symbole: So will das „Einfachfon“seinen Nutzern entgegenkommen.
ten sowie zu den Anwendungen. Der „Doro Manager“erlaubt es, dass eine Person des Vertrauens Zugang zum Gerät erhält und so auch aus der Ferne behilflich sein kann.
Eine spezielle Notruftaste befindet sich auf der Rückseite: Ein längerer Druck darauf versendet eine Notruf-SMS an einen zuvor gespeicherten Kontakt. Die integrierte Kamera arbeitet mit fünf Millionen Bildpunkten. Das erlaubt auch ein Ausdrucken der Fotos in guter Qualität. Nicht zuletzt ist das „8031“mit Hörgeräten kompatibel. Der Preis: knapp 150 Euro.
Beim „Einfachfon“handelt es sich um ein gängiges Smartphone-Modell mit zusätzlicher Bedienoberfläche. Denkbar ist daher, alle Funktionen des „A20e“von Samsung – so heißt das Basisgerät – mit dem Android-Betriebssystem zu nutzen. Allerdings erfolgt die Auslieferung
einer der „Einfachfon“-Software. Hier sind es große Oberflächen, die direkt zu wichtigen Funktionen wie dem Telefonieren, dem Adressbuch, der Kamera, den Fotos oder auch den Notruf führen. Zusätzlich lassen sich weitere Anwendungen wie WhatsApp oder ein spezieller Wetterdienst installieren.
Der Bildschirm misst 5,8 Zoll und die Kamera nimmt 13 Millionen Bildpunkte auf. Das ermöglicht auch Detailvergrößerungen in guter Qualität. Das Gerät gibt es ohne Vertrag für 199 Euro. Dann lässt sich eine vorhandene Mobilfunknummer weiter nutzen. Alternativ gibt es das „Einfachfon“auch mit einem Vertrag für 15 Euro monatlich.
Auf die spezifischen Wünsche vieler Senioren nach einer vereinfachten Bedienung und einer Konzentration auf die wichtigsten Anwendungen sind die Entwickler des Tablets von „Media4Care“eingegangen. Auch
hier gibt es eine spezielle Oberfläche. Sie umfasst bewusst große Schaltflächen, die zu einem Fotoanruf, der Videotelefonie, dem Nachrichten-Teil zum Versenden und Empfangen von Bild- und Text-Nachrichten sowie zu Unterhaltungsprogrammen führen. Zudem ist auch ein direkter Zugriff auf das Internet möglich.
Im Spieleteil befinden sich unter anderem Rätselfragen, Gedächtnisübungen, aber auch Text- und Liedersammlungen. Das Konzept zielt erkennbar auf Menschen mit beginnender Demenz, die auf diese Weise Kontakte pflegen und ihr Gedächtnis schulen können. Deshalb gibt es neben dem Anwender- auch ein Betreuer-Tablet. Nach Herstellerangaben setzen es rund 3000 PflegeEinrichtungen und pflegende Angehörige ein, um auf das AnwenderTablet zugreifen und auf diesem Weg helfen zu können. Zu kaufen gibt es das „Media4Care“-Tablet nicht zum Festpreis. Vielmehr erfolgt eine monatliche Bezahlung. Je nach Laufzeit sind monatlich zwimit schen knapp 30 und knapp 40 Euro zu bezahlen.
Auch das „Asina Tablet“beschränkt sich bewusst auf einen kleineren Funktionsumfang. Das Gerät selbst ist dabei nicht entscheidend. Hierfür lässt sich jedes handelsübliche Gerät mit Android-System verwenden. Eine spezielle Benutzeroberfläche vereinfacht die Funktionen und die Bedienung. Große Symbole führen direkt zu Anwendungen wie einem Notruf, dem normalen Telefon, einem Foto-Album, der Wettervorhersage, Nachrichten, einem Medikamentenplaner und zur Erfassung von Vitaldaten, die sich beispielsweise von einem Blutdruckoder Blutzucker-Messgerät übernehmen lassen.
Ebenfalls zur Startübersicht gehört die Videotelefonie. Hier nutzt der Hersteller die weitverbreitete „Skype“-Anwendung. Im Zusammenspiel mit zusätzlichen Sensoren überwacht das Gerät auf Wunsch das eigene Haus: Öffnet sich beispielsweise eine Tür, schlägt es Alarm. Ebenfalls möglich ist eine Fernwartung: Freunde oder Verwandte können den Anwender so bei seiner Arbeit unterstützen, ohne vor Ort zu sein. Nutzen lässt sich die Oberfläche nach einem kostenlosen 30-Tage-Test für 99 Euro jährlich.
Smartphone und Tablet decken inzwischen die für Senioren gängigen Anwendungen ab. Sollte aber aufgrund spezieller Programme doch der Wunsch nach einem PC aufkommen, so stoßen ältere Nutzer dort häufig auf eine Hürde: die Tastatur. Während sich die BildschirmAuflösung dahingehend anpassen lässt, dass Symbole und Schriften groß und damit gut erkenn- und lesbar erscheinen, sind die gängigen Tastaturen manchem Anwender zu klein.
Hier helfen spezielle Tastaturen mit besonders großen Tasten wie die „Big Keys LX“von Keytools. Die einzelnen Tasten sind hier zwei mal zwei Zentimeter groß und verfügen über eine extra große Beschriftung. Anschließen lässt sich die Tastatur per USB-Kabel sowohl an einen Desktop-PC als auch an einen Laptop. Der Preis: knapp 250 Euro.