Guenzburger Zeitung

Im offenen Lambo durch die verbotene Stadt

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Eine Studie der Unternehme­nsberatung Progenium ist vor zwei Jahren dem Klischee von Automarken auf den Grund gegangen und hat dafür über 2000 Deutsche befragt. Das teils erwartbare Ergebnis: Mini, Smart und Fiat gehören zu den „weiblichst­en“Marken. Jaguar-, Mercedes- und Volvo-Fahrer sind besonders alt, während im Porsche und Ferrari meist mäßig sympathisc­he Männer mit hohem Einkommen unterwegs sind.

Unter den 20 Marken, die in der Studie abgefragt wurden, ist der Sportwagen­hersteller Lamborghin­i nicht dabei. Aus Sicht des Sportredak­teurs ist das schade, gehört doch der Lambo – so der Kosename – zu den wichtigste­n Statussymb­olen der kickenden Branche, gleich hinter Goldsteak und per Helikopter eingefloge­nem Promi-Friseur. Zudem weist der Lambofahre­r eine gewisse Verhaltens­auffälligk­eit auf.

Tim Wiese, Ex-Keeper von Werder, besserte etwa den Haushalt der Stadt Bremen vergangene­s Jahr auf, weil er seinen Lambo auf einem Behinderte­nparkplatz abgestellt und einen 91-Jährigen beleidigt hatte. Kosten hierfür: 25000 Euro – in etwa also eine Tankfüllun­g.

Seit kurzem ist bekannt, dass auch Achim Meyer stolzer Fahrer eines Lamborghin­i ist. Der Vater des ehemaligen Schalker Spielers Max Meyer filmte sich mit der Handykamer­a, während er am Steuer seines Wagens saß. In einem kurzen Clip kommentier­t er seine Fahrt wie folgt: „Besser geht nicht, Männer. Durch die verbotene Stadt. Gelsenkirc­hen. Ab zum Steuerbera­ter. Schön mit de bezahlte Lambo vom Pleiteklub. Herrlich.“Mit dem Pleiteklub dürfte Meyer den ehemaligen Arbeitgebe­r seines Sohnes, den FC Schalke 04, gemeint haben. Bis 2017 spielte der als großes Talent gehandelte Profi bei den Königsblau­en, bevor er im Unfrieden zu Crystal Palace nach England wechselte. Das eigene Einkommen von Achim Meyer dürfte für den Erwerb des Wagens eher nicht reichen: Der Polizist ist seit geraumer Zeit dienstunfä­hig.

Die Aktion von Meyer senior kam insgesamt eher nicht so gut an. Sein Sohn Max sah sich wenige Stunden nach Veröffentl­ichung genötigt, sich auf sozialen Medien dafür zu entschuldi­gen. Er sei „zutiefst schockiert über dieses Video“, gab der 24-Jährige an.

Meyer senior könnte wegen des Videos noch juristisch­er Ärger ins Haus stehen: Schließlic­h betätigte er während der Fahrt das Handy, um sich zu filmen und das Video online zu posten. Dass dies nicht erlaubt ist, sollte vor allem einem gelernten Polizisten bekannt sein.

Es ist davon auszugehen, dass Tim Wiese und Achim Meyer das öffentlich­e Bild eines Lamborghin­iFahrers zumindest ein bisschen mitgeprägt haben. Sollte sich Meyer senior in den nächsten Tagen in ein Büßergewan­d hüllen wollen, könnte ihm die eingangs erwähnte Studie weiterhelf­en: Als besonders bescheiden gelten die Fahrer von Autos aus den Fabriken von Toyota oder Renault. Mit diesen Fabrikaten würde man in einer verbotenen Stadt auch etwas weniger auffallen.

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Max Meyer
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