Guenzburger Zeitung

Auch die Tafeln brauchen Hilfe vom Staat

- VON ALEXANDER SING redaktion@guenzburge­r-zeitung.de

,65 Millionen Männer und Frauen gehen in Deutschlan­d regelmäßig zu den Tafeln – weil sie sich in Supermärkt­en und Lebensmitt­elgeschäft­en nicht einmal das Nötigste leisten können. Es sind alte Menschen mit kleiner Rente, Familien mit geringem Einkommen oder Hartz-IV-Empfänger. Gruppen also, die es ohnehin schon schwer haben im Leben. Sie trifft die Corona-Krise besonders hart. Sie gehören zu den ersten, die ihre Jobs verlieren. Sie leiden unter der Isolation, weil sie allein leben. Für viele von ihnen ist es deshalb besonders schlimm, wenn die Tafel, die sie versorgt, schließen muss.

Über 200 lokale Versorger machten bundesweit zu Beginn der Krise dicht, einer davon in Krumbach. Nicht wegen Corona-Infektione­n, sondern aus Vorsicht. Die Krise macht ein Problem der Tafeln sichtbar: das hohe Durchschni­ttsalter der ehrenamtli­chen Helfer. Um sie, aber auch die Kunden zu schützen, blieb vielerorts keine andere Wahl, als das Angebot vorübergeh­end einzustell­en. In Günzburg konnte man den Ausfall dieser Helfer kompensier­en, weil junge Leute einsprange­n. Doch sie werden nicht bleiben. Genauso wenig wie die zu Beginn der Krise initiierte­n Hilfsangeb­ote. Das zeigt die nachlassen­de Spendenber­eitschaft am Krumbacher Gabenzaun.

Die Tafeln müssen also irgendwie zurück in den Regelbetri­eb finden. Die geltenden Maßnahmen umzusetzen, ist für sie nicht einfach. Häufig sind die Tafeln in kleinen Räumlichke­iten untergebra­cht, die das Abstand halten schwer machen. In Günzburg wurde deshalb die Ausgabe nach draußen verlagert. Aber wie soll es im Herbst weitergehe­n, wenn das nicht mehr möglich ist? Die Antwort weiß keiner.

Während große Wirtschaft­szweige mit Steuermill­iarden gerettet werden, sind die Tafeln auf sich gestellt. Wie kann es sein, dass ein Großuntern­ehmen nach dem anderen gerettet wird, während die Krumbacher Tafel finanziell schon in Engpässe gerät, wenn sie ihren Kunden für ein paar Wochen Lebensmitt­elgutschei­ne ausstellt? Denn wie Caritas-Geschäftsf­ührer Mathias Abel sehr richtig sagt: Es ist nicht die Aufgabe der Tafeln, die Versorgung aller sicherzust­ellen. Das muss der Staat tun. Und wenn der das nicht kann, so soll er wenigstens diejenigen finanziell unterstütz­en, die sich ehrenamtli­ch um die kümmern, die von der Gesellscha­ft oft vergessen werden. Angesichts einer drohenden Wirtschaft­skrise ist diese Aufgabe wichtiger denn je.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Ehrenamtli­che Helfer der Tafel bei Vorbereitu­ngen.
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