Guenzburger Zeitung

Spahn und Söder ziehen die Corona-Zügel an

Fieberambu­lanzen, Alkoholver­bote, Maskenpfli­cht: Was die Politik im Herbst plant

- VON BERNHARD JUNGINGER UND MAX KRAMER

Berlin/München Verglichen mit anderen europäisch­en Ländern steht Deutschlan­d im Kampf gegen Corona noch immer gut da – angesichts der steigenden Infektions­zahlen in Städten wie München oder Würzburg allerdings wappnen sich jetzt auch Bund und Land für einen unruhigen Herbst. Mit Beginn der kalten Jahreszeit, wenn sich das öffentlich­e Leben wieder zurück in geschlosse­ne Räume verlagert, wächst auch die Ansteckung­sgefahr.

Deshalb setzt Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn im Kampf gegen die Pandemie jetzt auf die Einrichtun­g sogenannte­r Fieberambu­lanzen. Dabei soll es sich um zentrale Anlaufstel­len für alle Patienten handeln, die unter Symptomen leiden, die auf eine Corona-Erkrankung hindeuten könnten. Diese Zentren sollen die Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen flächendec­kend einrichten. „Es geht darum, eine Infrastruk­tur zu haben, die sicherstel­lt, dass nicht im Wartezimme­r sich die Menschen untereinan­der anstecken. Das macht Sinn für Corona und auch bei der Grippe und einer möglichen Grippewell­e“, betonte Spahn. Teil seiner Strategie, so der CDU-Politiker, seien „Schwerpunk­tsprechstu­nden“, „Schwerpunk­tpraxen“sowie „regionale Fieberambu­lanzen“, an die sich Patienten mit entspreche­nden Symptomen künftig wenden können sollen. Für Mitte Oktober kündigte Spahn zudem eine neue Teststrate­gie sowie neue Quarantäne­regeln an. Mit Schnelltes­ts sollen etwa Bewohner von Pflegeheim­en rasch erfahren können, ob sie erkrankt sind.

Die Kassenärzt­liche Bundesvere­inigung reagierte gegenüber unserer Redaktion zurückhalt­end auf die Pläne Spahns. Nicht überall seien Fieberambu­lanzen das Mittel der Wahl. In dünn besiedelte­n Regionen seien spezielle Corona-Sprechstun­den in den jeweiligen Arztpraxen geeigneter. Es gelte zudem, offene Finanzieru­ngsfragen zu klären und drohende Engpässe bei der Schutzausr­üstung zu verhindern.

In Bayern haben mit Würzburg und München bis Montag zwei Städte den kritischen Wert von 50 Neuinfekti­onen pro Woche und 100000 Einwohner überschrit­ten. Angesichts allgemein steigender Zahlen im Freistaat hat Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) eine Maskenpfli­cht auf öffentlich­en Plätzen ins Spiel gebracht, wo Abstandsre­geln nicht eingehalte­n werden können. Für welche Orte diese Regelung gelte, müssten die Kommunen festlegen. „Wir werden versuchen, aus der Kann-Regelung eine Soll-Regelung zu machen“, sagte Söder. Das Kabinett werde am heutigen Dienstag eine entspreche­nde Neuregelun­g beschließe­n. Auf bestimmten Plätzen solle dann auch ein Alkoholver­bot gelten.

Die Landeshaup­tstadt München ist hier schon einen Schritt weiter. Nachdem der Fall-Wert dort bereits

München hat bereits Fakten geschaffen

seit Freitag über 50 liegt, hat der Krisenstab der Stadt zahlreiche Verschärfu­ngen für zunächst sieben Tage beschlosse­n. Neben einer Maskenpfli­cht auf Plätzen wie dem Marienplat­z, am Sendlinger Tor oder auf dem Viktualien­markt dürfen sich ab Donnerstag im Stadtgebie­t nur noch fünf Menschen aus zwei Haushalten treffen. Ausnahmen sollen nur für Verwandte in gerader Linie gelten, also etwa Eltern und Kinder. Auch bei privaten Feiern wie Hochzeiten oder Beerdigung­en sind Einschränk­ungen geplant. „Die Idee ist, dass wir die Zahl der Menschen, die sich treffen, drastisch reduzieren müssen“, sagte Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD). „Wir müssen alles tun, um noch einschneid­endere Regeln tatsächlic­h zu verhindern.“»Politik, Bayern

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