Die Falschen baden es aus
Kaum waren die Bilder aus München in der Welt, von Menschen, die ohne Abstand die Wirtshaus-Wiesn feierten, hagelte es Kritik aus ganz Deutschland. Besonders schnell und laut kam sie aus Nordrhein-Westfalen und Berlin. In früheren Tagen der Pandemie waren beide Buh-Bundesländer. Das eine, weil dort Karnevalsfeiern das Virus massiv verbreiteten, das andere, weil dort trotz strenger Regeln Techno-Feiern abgehalten wurden. Nun wird, nicht ohne Häme, in Richtung Süden geschimpft. Und das zu Recht.
Eine zentrale Lehre der vergangenen Monate lautet: Die Kombination aus vielen Menschen, geschlossenen Räumen und Alkohol ist ein optimaler Nährboden für die VirusVerbreitung. Genau deshalb bleiben Diskotheken geschlossen. Genau darin besteht aber auch das Konzept der Wirtshaus-Wiesn. Den Wirten ist dabei kein Vorwurf zu machen. Sie wollen jeden Spielraum nutzen, um wirtschaftlich zu überleben. Eine Stadt-umgreifende Massenfeier ist aber ein Schlag ins Gesicht derer, die unter Corona und seinen Auswirkungen leiden: Kinder, Lehrer, medizinisches Personal, Familien, Ältere. Sie müssen es ausbaden, wenn die Zahlen weiter ansteigen, weil für wenige das eigene Vergnügen mehr zählt als das Wohlergehen aller.
Der Stadt München sind beim Thema Wirtshaus-Wiesn weitgehend die Hände gebunden, verbieten kann sie die PR-Aktion nicht. Dass sie mit Kontaktbeschränkungen und einer zumindest punktuellen Maskenpflicht auf steigende Zahlen reagiert, ist richtig. Wenn sich die Bilder vom Wochenende wiederholen, reicht das aber nicht. Dann sind eine vorgezogene Sperrstunde und Alkoholverbote unumgänglich.