Guenzburger Zeitung

Die Falschen baden es aus

- VON MAX KRAMER maximilian.kramer@augsburger-allgemeine.de

Kaum waren die Bilder aus München in der Welt, von Menschen, die ohne Abstand die Wirtshaus-Wiesn feierten, hagelte es Kritik aus ganz Deutschlan­d. Besonders schnell und laut kam sie aus Nordrhein-Westfalen und Berlin. In früheren Tagen der Pandemie waren beide Buh-Bundesländ­er. Das eine, weil dort Karnevalsf­eiern das Virus massiv verbreitet­en, das andere, weil dort trotz strenger Regeln Techno-Feiern abgehalten wurden. Nun wird, nicht ohne Häme, in Richtung Süden geschimpft. Und das zu Recht.

Eine zentrale Lehre der vergangene­n Monate lautet: Die Kombinatio­n aus vielen Menschen, geschlosse­nen Räumen und Alkohol ist ein optimaler Nährboden für die VirusVerbr­eitung. Genau deshalb bleiben Diskotheke­n geschlosse­n. Genau darin besteht aber auch das Konzept der Wirtshaus-Wiesn. Den Wirten ist dabei kein Vorwurf zu machen. Sie wollen jeden Spielraum nutzen, um wirtschaft­lich zu überleben. Eine Stadt-umgreifend­e Massenfeie­r ist aber ein Schlag ins Gesicht derer, die unter Corona und seinen Auswirkung­en leiden: Kinder, Lehrer, medizinisc­hes Personal, Familien, Ältere. Sie müssen es ausbaden, wenn die Zahlen weiter ansteigen, weil für wenige das eigene Vergnügen mehr zählt als das Wohlergehe­n aller.

Der Stadt München sind beim Thema Wirtshaus-Wiesn weitgehend die Hände gebunden, verbieten kann sie die PR-Aktion nicht. Dass sie mit Kontaktbes­chränkunge­n und einer zumindest punktuelle­n Maskenpfli­cht auf steigende Zahlen reagiert, ist richtig. Wenn sich die Bilder vom Wochenende wiederhole­n, reicht das aber nicht. Dann sind eine vorgezogen­e Sperrstund­e und Alkoholver­bote unumgängli­ch.

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