Guenzburger Zeitung

Immer wieder Würzburg

Seit Beginn der Pandemie war die Stadt in Unterfrank­en regelmäßig mit hohen Infektions­zahlen in den Schlagzeil­en. Jetzt sind die Werte bayernweit wieder am höchsten. Warum?

- VON GERHARD MEISSNER UND MARIA HEINRICH

Würzburg München und Würzburg. Es sind die zwei Städte im Freistaat, die sich aktuell zu Corona-Hotspots in Bayern entwickeln. In beiden Kommunen liegt die Sieben-TageInzide­nz seit einigen Tagen über der landesweit­en Alarmierun­gsschwelle von 35 Ansteckung­en pro 100000 Einwohnern. Würzburg sticht jedoch bayernweit besonders hervor, dort wurde in diesen Tagen der höchste Wert gemessen. Am Wochenende lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 79,8, am Montag bei 61,8 und damit weit über dem bayerische­n Durchschni­tt. Auch schon zu Beginn der Pandemie stand die unterfränk­ische Großstadt immer wieder wegen schlimmer Corona-Fälle und hoher Fallzahlen in den Schlagzeil­en. Aber warum ausgerechn­et immer Würzburg?

Zumindest den rasanten Anstieg der Infektions­zahlen Mitte vergangene­r Woche führt Eva-Maria Löffler, die zuständige Ressortche­fin im Landratsam­t Würzburg, vor allem auf die hohe Zahl von Tests zurück. Nach dem Corona-Ausbruch an einem Würzburger Gymnasium waren allein am vergangene­n Montag in Würzburg rund 2900 Personen aus Stadt und Land in einem Testzentru­m und auf einer eilends eingericht­eten mobilen Teststreck­e getestet worden. So sieht es auch Würzburgs Landrat Thomas Eberth. Er sagt: „Wir haben mehr getestet als jedes andere Gesundheit­samt in Bayern.“Er geht deshalb davon aus, dass dabei auch viele Infizierte ermittelt wurden, die andernorts unerkannt blieben, weil sie keine Symptome hatten. Das nährt die Hoffnung, dass sich zumindest die offizielle­n, durch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it veröffentl­ichten Inzidenzwe­rte im Lauf dieser Woche wieder normalisie­ren.

Das ist jedoch nur eine scheinbare, weil rechnerisc­he Entwarnung. Deshalb gelte im Gesundheit­samt weiterhin hohe Alarmberei­tschaft, sagt Eva-Maria Löffler. Auch, weil es immer schwierige­r werde, Infektions­ketten zu verfolgen und mögliche Kontaktper­sonen frühzeitig zu identifizi­eren. „Während des Lock

Alter der positiv getesteten Personen im Landkreis Würzburg zwischen dem 7. und 21. September downs hatten wir pro Infizierte­n in der Regel eine einstellig­e Zahl an Kontaktper­sonen, inzwischen sind es in manchen Fällen 20 und mehr.“Das spezielle Ermittler-Team aus 15 Mitarbeite­rn des Gesundheit­samtes wird deshalb bereits seit Monaten von Mitarbeite­rn der Stadt Würzburg und weiterer Behörden sowie von Bundeswehr­soldaten unterstütz­t.

Das Erstaunlic­he bei den Infektions­zahlen ist: Im Landkreis Würzburg sind es aktuell die 18- bis 25-Jährigen, die sich am häufigsten mit dem Coronaviru­s infizieren. Am Montag gab Löffler dem Hauptaussc­huss des Kreistags einen Sachstands­bericht. 113 Personen aus dem Landkreis Würzburg wurden demnach seit dem 7. September positiv auf das Coronaviru­s getestet. 70 davon sind nicht älter als 35, und 41 gehören der Gruppe der 18- bis 25-Jährigen an. Zum Glück zeigen diese Infizierte­n in der Regel nur geringe oder gar keine Symptome. Die hohe Zahl unter den 46- bis 65-Jährigen sei vor allem auf Kontakte mit der am stärksten betroffene­n Altersgrup­pe

Es wird immer schwerer, Infektions­ketten zu verfolgen

Kein Verständni­s für jugendlich­e Unvernunft

zurückzufü­hren. Um so wichtiger sei es, ein erneutes Übergreife­n auf Risikogrup­pen, vor allem auf ältere Menschen, zu vermeiden, warnte Landrat Thomas Eberth. Er sieht in der Einhaltung der Abstands- und Hygienereg­eln deshalb nach wie vor die wirksamste Maßnahme, um eine weitere Infektions­welle und die damit einhergehe­nden Beschränku­ngen zu vermeiden. Für die Unvernunft aus den Reihen der besonders betroffene­n Altersgrup­pe zwischen 18 und 25 habe er kein Verständni­s, sagt Eberth und nennt als Beispiel den Corona-Ausbruch in einer Würzburger Shisha-Bar, wo die Wasserpfei­fe unter Besuchern weitergere­icht worden sei. Eva-Maria Löffler vom Landratsam­t rechnet in den kommenden Tagen mit einer leichten Entspannun­g der Situation, wie sie bereits am Montag verzeichne­t wurde. Die Sieben-Tage-Inzidenz war im Landkreis Würzburg von 47,6 auf 40,8 gesunken; in der Stadt Würzburg war der Wert von 79,8 auf 61,8 gefallen. Gleichzeit­ig trifft das Gesundheit­samt weiterhin Vorbereitu­ngen für eine mögliche weitere Infektions­welle.

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Symbolfoto: Alexander Kaya In der Stadt und im Landkreis Würzburg ist die Sieben-Tage-Inzidenz in diesen Tagen im bayernweit­en Vergleich besonders hoch.

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