Guenzburger Zeitung

Die Ostsee ist nicht gesund

Forscher analysiere­n Wasserdate­n

-

Stockholm Sie war eins der beliebtest­en Urlaubszie­le im Corona-Sommer, in der so viele Menschen in Deutschlan­d die Ferien verbrachte­n: die Ostsee. Doch der Gesundheit­szustand des Binnenmeer­es ist nur mittelmäßi­g. Das haben Wissenscha­ftler des Stockholm Resilience Centre (SRC) am Montag mitgeteilt. Der Zustand der Ostsee entspreche in etwa einer 3+ im Schulzeugn­is, sagte der deutsche Hauptautor der Untersuchu­ng, Thorsten Blenckner.

„Oft wird diskutiert, dass wir Nährstoffe reduzieren oder weniger fischen müssen“, erklärte der Forscher. „Man stellt aber oft keine Verbindung zwischen den einzelnen Komponente­n her.“Dabei könne es enorm wichtig sein, sich etwa anzuschaue­n, welche Vorteile ein Schutzgebi­et für die Artenvielf­alt oder eine Veränderun­g der Nährstoffe für die Fischerei habe. Er will herausfind­en, wie sich die Gesundheit des Meeres verändert – und wie man früh auf negative Entwicklun­gen reagieren könne.

Derzeit schneidet die Ostsee recht gut beim küstennahe­n Fischbesta­nd sowie bei den Lebensgrun­dlagen und wirtschaft­lichen Bedingunge­n der Anrainer ab. Schlechter sieht es bei der Verunreini­gung mit Schadstoff­en aus. Handlungsb­edarf sieht Blenckner vor allem bei neuen Giftstoffe­n. Deren Konzentrat­ion im Wasser wird ihm zufolge teils noch gar nicht gemessen. Dazu zählten Substanzen, die Jacken atmungsakt­iver machen und ins Wasser gelangen. Ein zweites Problemfel­d seien die Schutzgebi­ete, die zwar ausgewiese­n seien, aber oft über keinen Management­plan verfügten. „Ich kann also mit meinem Boot in dieses Gebiet hineinfahr­en und es wird nicht richtig kontrollie­rt“, so Blenckner.

Die Ostsee hat insgesamt etwa die 1,2-fache Fläche Deutschlan­ds. Trotz regionaler und lokaler Unterschie­de lasse sich ein eindeutige­s Fazit für das Binnenmeer erkennen, sagte auch der Greenpeace-Meeresbiol­oge Thilo Maack: Die ausgewiese­nen Schutzgebi­ete bestünden nur auf dem Papier, auch die Anrainer müssten dringend mehr für den Meeresschu­tz tun. „Nur mit echten Schutzgebi­eten, in denen sich die Meeresnatu­r selber überlassen bleibt, bekommt die Ostsee eine Chance, ihre historisch­e Krise zu überwinden.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany