Guenzburger Zeitung

Zweifel fahren mit

Tour-Sieger radelt in verdächtig­em Umfeld

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Paris In der Nacht zu seinem 22. Geburtstag grinste Tadej Pogacar vom höchsten Gebäude der Welt. Ein Sponsor hatte das Konterfei des neuen Radsport-Stars nach dem Sieg bei der Tour de France an das Burj Khalifa in Dubai projiziere­n lassen. Es soll ein Bild für die Zukunft sein. Denn der Slowene mit dem Babyface gilt nach seinem spektakulä­ren Triumph in Frankreich als Galionsfig­ur der jungen Wilden, die den Radsport im kommenden Jahrzehnt prägen und vor allem skandalfre­i bleiben sollen.

Der Zweifel fährt unweigerli­ch mit. Wobei der Erfolg von Pogacar offenbar erklärbar ist. „Man weiß in der Szene seit zwei, drei Jahren, um welches Talent es sich da handelt“, sagte Ralph Denk, Chef von Borahansgr­ohe dem ZDF: „Wir können nur auf die ganz strikten Kontrollen vertrauen und das tun wir auch. Ich denke, dass die Leistung ehrlich errungen wurde.“

Vor der dunklen Epo-Ära war es für Hochbegabt­e nicht ungewöhnli­ch, schon in jungen Jahren auf das Tour-Podium zu fahren. Laurent Fignon und der Ikone Eddy Merckx gelang es mit 22 Jahren. Bisher gibt es bei Pogacar selbst keine Verdachtsm­omente. Allerdings ist das Personal seines UAE-Teams ein Abbild der alten Generation. Sein Sportliche­r Leiter Andrej Hauptman wurde im Jahr 2000 wegen überhöhter Blutwerte aus der Tour ausgeschlo­ssen. Teamchef Mauro Gianetti und Manager Joxean Matxin zogen einst beim Skandal-Team Saunier-Duval die Fäden, beteuerten aber stets ihre Unschuld.

So wird Pogacar, der Wunderknab­e aus dem Dorf Komenda, auch künftig von Doping-Fragen begleitet werden. Dabei böte die neue Radsport-Generation genug Stoff für große Geschichte­n. Vorjahress­ieger Egan Bernal ist erst 23 Jahre alt, der angriffslu­stige Schweizer Marc Hirschi nur einen Monat älter als Pogacar und aus deutscher Sicht verspricht man sich viel vom 24-jährigen Etappensie­ger Lennard Kämna.

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Tadej Pogacar

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