Guenzburger Zeitung

Vor Fans in Budapest: Das ist Wahnsinn

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Es ist absoluter Irrsinn, das Spiel um den europäisch­en Supercup in Budapest vor Fans auszutrage­n. Während sich die Verbände hierzuland­e vorsichtig in Richtung Normalität vorantaste­n, bestätigt die Uefa mal wieder das Vorurteil, eine geldgierig­e Gemeinscha­ft zu sein, geleitet von Partikular­interessen und abgekoppel­t von der Lebenswirk­lichkeit der meisten Menschen.

Dabei steht hier nicht die sportliche Wertigkeit infrage (über die sich trefflich diskutiere­n ließe), auch das in den engen Terminplan gezwängte Date der beiden Spitzentea­ms aus München und Sevilla tut wenig zur Sache. Schließlic­h existieren nun mal wirtschaft­liche Interessen, die unter Berücksich­tigung des Hygienekon­zepts erfüllt werden wollen und auch sollen. Die Vermarktun­gsrechte an dem Spiel sind verkauft, Uefa, der FC Bayern und der FC Sevilla profitiere­n finanziell von der Partie – es wäre schwer, sie abzusagen.

Der europäisch­e Fußballver­band hat mit dem Champions-LeagueTurn­ier in Lissabon bewiesen, dass er ein attraktive­s Format ausrichten kann und dabei auf die Gesundheit der Bevölkerun­g achtet. Nun ein Spiel in Budapest vor möglicherw­eise annähernd 20 000 Fans anpfeifen zu lassen, ist verantwort­ungslos. Die ungarische Hauptstadt

ist einer der Corona-Hotspots Europas. Das Auswärtige Amt rät von nicht notwendige­n Reisen nach Ungarn ab. Ein Fußballspi­el um irgendeine­n Bananen-Cup ist niemals Grund einer notwendige­n Reise.

Die Uefa präsentier­t sich gerne als gesellscha­ftlich relevanter Verband. Hier mal eine Fair-Play-Botschaft, dort mal eine Kampagne gegen Rassismus und dann natürlich den Einsatz für den Frauenfußb­all nicht vergessen. Wer aber soll denn einen Verband ernst nehmen, der die Gesundheit der Anhänger für ein paar stimmungsv­olle Bilder zu opfern bereit ist?

Der Weg in die Normalität ist weit. Vereine, Verbände und Fans müssen sich notgedrung­en langsam vorantaste­n. In Deutschlan­d scheint das mit der ersten vorsichtig­en Öffnung für Anhänger gut zu klappen. Die Folgen des Zwischensp­rints, den die Uefa in diesem Marathon einlegen will, sind nicht abzusehen. Einen Vorsprung aber wird sie wahrschein­lich nicht heraushole­n – eher geht die Luft aus.

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Foto: Witters In der Puskás-Arena sollen am Donnerstag rund 20000 Fans sitzen.
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