Guenzburger Zeitung

Ausblick mit Hirsch-Gesang

Außerfern Einsam über Jochspitze und Kanzberg

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Die meisten Tourempfeh­lungen machen es andersrum, und deswegen tun wir es grad verkehrt: Wer die Rundwander­ung über Jochspitze und Kanzberg angeht, sollte nach dem Start in Hinterhorn­bach (1100m, Parkplatz vor der Jochbachbr­ücke) nach einem kurzen Anstieg im Wald den Steig hoch zum Kanzberg erst einmal links liegen lassen und gemütlich Richtung Jochbachhü­tten laufen, die nach ca. 40 Minuten herrlich gelassen daliegen. Einkehr gibt es dort aber keine, weswegen man Weg, Bach und Tal bis zu dessen Abschluss folgt, ehe man auf ein paar viele Serpentine­n blickt, die sich hoch Richtung Joch schlängeln.

Hätte das sein müssen? Doch andersrum? Eh zu spät, und nach einer kurzen Pause also hoch, Kehre um Kehre und immerhin durch Alpenrosen­duft. Oben am Hornbachjo­ch (2020m) die erste große Belohnung: neben einer Kaminwurz und einem Kanten Brot – einmal hat sogar ein Murmeltier mitgegesse­n – vor allem der Ausblick auf die Höfats. Wer diesen noch schöner haben will (Foto), geht weiter auf die Jochspitze (2223m.), man kann den Übergang zum Kanzberg aber auch ohne den Gipfel abkürzen (beides erfordert eine gewisse Trittsiche­rheit).

Einmal aber auf dem Kanz, diesem langgezoge­nen Grasbuckel voller Enzian, kommt man aus dem Staunen und Schauen nicht mehr raus: Höllhörner, Hochvogel, Hornbachgr­uppe. Und es geht nicht anders und man hat ja Zeit jetzt: sich in die Wiese legen, ins Herbstblau gucken und mit Glück die Hirsche aus dem Tal röhren hören. Und vor allem: fast niemand sonst. Man kann jetzt auch eine Halbe aufmachen, denn der Weg, und auch deswegen gingen wir ihn umgekehrt, nicht mehr so schlimm. Schlimm eher, das man irgendwann wieder unten ist. Christian Imminger

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Foto: Imago Images

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