Ihr Herz gehört dem Akkordeon
Marianne Baldauf blickt mit ihrer Musikschule auf zahlreiche Erfolge zurück. Für ihre Verdienste erhält sie jetzt die Ehrenamtsplakette
Ettenbeuren Auf den Regalen im Orchesterraum reihen sich unzählige Pokale. Wie viele es sind, kann Marianne Baldauf auf Anhieb nicht sagen. Aus dem Landkreis zählt die Ettenbeurerin mit Pro-Musica-Berater Eugen Miller aus Münsterhausen (wir berichteten) zu den zehn Ehrenamtlichen, die mit der Ehrenamtsmedaille 2020 vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst für ihre herausragenden Verdienste um die Laienmusik ausgezeichnet werden.
Marianne Baldauf ist seit 1972 Musiklehrerin, 1975 gründete sie offiziell das Akkordeonorchester Kammeltal. Spontan wurde das Orchester Bayerischer Meister und später Europameister. Im italienischen Castelfidardo, wo sich in jedem Jahr die Akkordeonwelt trifft, wurde es 2006 Weltmeister.
„Ich bin eine Verfechterin des Akkordeons“, betont Marianne Baldauf. „Es ist kein verstaubtes Instrument und hat nach wie vor seinen Platz auf den Konzertbühnen der Welt.“Es werde bei allen Völkern gespielt und gebe den Zugang zu den Menschen. Sie nennt das Wort „unplugged“, erinnert dabei an Musiker, wie Hubert von Goisern oder Andreas Gabalier.
Marianne Baldauf nahm bis 2006 mit ihrem Akkordeonorchester an zahlreichen internationalen Wettbewerben teil und organisierte jedes Jahr mehrtägige Konzertreisen nach Italien, Spanien, Ungarn oder Tschechien. Sie rief die Schwäbischen Harmonika-Tage ins Leben, ein Wettbewerb auf Bundesebene, der 1985 erstmals in Günzburg stattfand, „Akkordeon Live on Stage“, wo verschiedene Akkordeonorchester aus Schwaben auf Bühnen in Günzburg, Gersthofen und Bad Wörishofen spielten, sowie den Akkordeonjugendtag, bei dem 50 bis 60 Jugendliche aus dem Bezirk gemeinsam musizieren und unterrichtet werden. 2006 fand drei Tage lang das Akkordeonfestival „Klingende Tasten“statt, unter anderem mit den bayerischen Meisterschaften für Akkordeonorchester und Ensembles sowie dem Akkordeon-Erlebnistag im Legoland, wo 53 Orchester auf fünf Showbühnen einen ganzen Tag abwechselnd musizierten. „Ich hatte in allem den Rückhalt meiner Eltern“, betont Marianne Baldauf, die seit 1992 Vorsitzende im Deutschen Harmonika-Verband ist.
Sie habe das Glück gehabt, in einer seit Generationen musizierenden Familie aufzuwachsen, fährt sie fort. Musik sei für sie Berufung und eine große göttliche Gabe. Neben Instrumenten wie Zither und Hackbrett, Klarinette, Harfe und sogar Schlagzeug sei sie dem Akkordeon immer treu geblieben. Schon als Kind sei sie bei ihrem Vater auf dem Schoß gesessen, als dieser auf dem Akkordeon gespielt habe.
Marianne Baldauf erteilt nach wie vor Akkordeonunterricht, leitet ein Akkordeonjugendorchester sowie das Akkordeonorchester Kammeltal mit derzeit 15 Musikern. Gespielt werden Kompositionen aus bekannten Musicals bis hin zu Stücken von Boney M. oder Ray Charles. Als das Orchester kürzlich im Freien vor ihrer Garage geprobt habe, hätten die Nachbarn sogar Beifall geklatscht. „Ich mache weiter, solange ich gesund bin“, betont sie.
Marianne Baldauf ist nicht nur staatlich anerkannte Musiklehrerin, sondern auch staatlich geprüfte Dirigentin für symphonisches Blasorchester. Ein solches aber habe sie nur ein einziges Mal, damals bei ihrer Prüfung, dirigiert, erzählt sie. Daneben ist sie Komponistin und Autorin, komponiert für Jugendorchester und schreibt Lernbücher. „Mein Herz schlägt für das Akkordeon“, betont Marianne Baldauf. Dass sie nun die Ehrenamtsmedaille erhalte, freue sie riesig und bestätige sie in ihrer Arbeit.