Guenzburger Zeitung

Die Evolution der Bratwurst

Was ein fränkische­s Kulturgut mit Viagra zu tun hat

- VON MARKUS BÄR

Schaut man ins Tierreich, so wird man schnell ehrfürchti­g. Das Herz eines Blauwals etwa wiegt 600 Kilo. Der Wanderfalk­e, auch bei uns heimisch, gilt als das schnellste Lebewesen unseres Planeten – mit bis zu 320 Kilometern pro Stunde. Unfassbar sind auch die Leistungen von Kollektivl­ebewesen wie Bienen oder Ameisen. Wie banal wirkt dagegen oftmals der Mensch. Allerdings hat ihm die Schöpfung eine besondere Fähigkeit mitgegeben: sich anzupassen – ohne, wie die Tiere, gleich Generation­en dafür zu brauchen.

Die Eigenschaf­t zur Evolution erstreckt sich bis in Bereiche, die man zunächst gar nicht vermuten würde.

Nehmen wir nur das Metzgerwes­en im Fränkische­n. Die Erzeugung von Wurstwaren gehört ja zu den Nationalei­genschafte­n dieser fasziniere­nden Region. Doch auch dort leidet die Branche unter Absatz- und Nachwuchsm­angel. Die unterfränk­ische Landmetzge­rei Freund hat deshalb Bratwürste entwickelt, die auf eine ganz besondere Kreativitä­t schließen lassen. Dort finden sich in der Kühltheke etwa Spaghetti-Bratwurst, Gin-Tonic-Bratwurst, Glühwein-Bratwurst, Wildblüten-Honig-Bratwurst, Trüffel-Bratwurst oder Cranberry-Speck-Bratwurst. Und die Umsätze steigen.

Noch Fragen? Sogar eine ViagraBrat­wurst hat Metzger Matthias Freund im Angebot. Und weil er natürlich die blauen Pillen nicht einfach untermenge­n darf, ohne alle Apotheker gegen sich aufzubring­en, deklariert er einfach die Brennnesse­l zum neuen natürliche­n Viagra um. Wie gesagt. Der Mensch ist sehr anpassungs­fähig.

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Foto: K. J. Hildenbran­d, dpa Matthias Freund mit einer SpaghettiB­ratwurst.

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