Guenzburger Zeitung

Der Katastroph­enschützer

Porträt Deutschlan­ds Sicherheit ist das Lebensthem­a von Armin Schuster. Als Polizist, als Abgeordnet­er – und bald als Präsident einer Behörde in Erklärungs­not

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Von seinem Beruf hat Armin Schuster ein ziemlich klares Bild. „Ich bin kein Politiker, der mal Polizist war“, sagt er gerne. „Ich bin ein Polizist, der heute Politik macht.“In einem Alter, in dem andere längst Fraktionsv­orsitzende, Staatssekr­etäre oder Minister sind, ist er überhaupt erst in den Bundestag eingezogen – mit 48 Jahren. Nun verlässt der Abgeordnet­e aus dem baden-württember­gischen Lörrach ihn ebenso überrasche­nd wieder, um im November Präsident des Bundesamts für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe zu werden. Und irgendwann, darf man annehmen, wird er dort von sich sagen, er sei kein Katastroph­enschützer, der mal Polizist war, sondern ein Polizist, der Deutschlan­d vor Katastroph­en schützen will.

Geplant war dieser Wechsel nicht. Erst im Juli hatte die CDU den umtriebige­n Schuster in seinem Wahlkreis auch als ihren Kandidaten für die nächste Wahl nominiert. Nun muss sie Ersatz suchen, weil Innenminis­ter Horst Seehofer nach dem misslungen­en Warntag am 10. September Konsequenz­en zieht und den bisherigen Präsidente­n der Behörde, Christoph Unger, ablöst. Wäre der bundesweit­e Alarm kein Probealarm gewesen, sondern ein Ernstfall – viele Menschen hätten wegen der Pannen davon gar nichts mitbekomme­n.

Schuster, der Mann der Praxis, soll nun dafür sorgen, dass sich ein solches Debakel nicht wiederholt. Wie kaum ein anderer Abgeordnet­er hat der 59-Jährige die Sicherheit Deutschlan­ds zu seinem Thema gemacht.

In den Untersuchu­ngsausschü­ssen,

die den NSU-Skandal und die Hintergrün­de des Attentates auf den Berliner Weihnachts­markt ausleuchte­n sollten, war er einer der hartnäckig­sten Aufklärer, er sitzt dem Kontrollgr­emium für die Geheimdien­ste vor, wurde schon als möglicher Verfassung­sschutzprä­sident gehandelt und hat auch sonst keine Scheu vor Autoritäte­n. Auf dem Höhepunkt der Flüchtling­skrise etwa war es der frühere Bundespoli­zist Schuster, der die Kanzlerin für ihre Politik der offenen Grenzen besonders früh und besonders hart attackiert­e. Vielen Kollegen aus der CDU sprach er damals aus der Seele, als er Angela Merkel in einer legendär gewordenen Fraktionss­itzung entgegnete, man könne Deutschlan­ds Grenzen auch schützen, ohne gleich Mauern und Stacheldra­htzäune zu bauen.

Berufliche Wechsel gehören für Schuster, verheirate­t und Vater einer erwachsene­n Tochter, zum Leben. Über die Bundespoli­zei in Braunschwe­ig, das Innenminis­terium, einen Lehrauftra­g an einer Fachhochsc­hule des Bundes und einer Station bei der Bundespoli­zei in Frankfurt an der Oder kam der gebürtige Rheinlände­r 2004 als Leiter des Bundespoli­zeiamtes nach Weil am Rhein. Das Dreiländer­eck mit der Schweiz und Frankreich vor der Haustüre will der bekennende Genussmens­ch Schuster, der auch selbst gerne kocht, seitdem nicht mehr missen. Angenehmer Nebeneffek­t: Vom heimischen Haltingen aus nach Bonn, seinem neuen Arbeitspla­tz, ist es nur noch halb so weit wie nach Berlin. Rudi Wais

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Foto: dpa

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