Guenzburger Zeitung

Die UN brauchen Wandel

Deutschlan­d muss ständiges Mitglied im Sicherheit­srat sein

- VON JAN DIRK HEBERMANN politik@augsburger-allgemeine.de

Der zweite Generalsek­retär der Vereinten Nationen prägte einen der meistzitie­rten Sätze der Diplomatie. Die Vereinten Nationen seien nicht geschaffen worden, „um die Menschheit in den Himmel zu bringen, sondern sie vor der Hölle zu bewahren“. Auch 75 Jahre nach der Gründung der Vereinten Nationen gilt der von Schwedens Dag Hammarskjö­ld formuliert­e Auftrag. Trotz ihrer Unzulängli­chkeiten bleiben die UN der einzige globale Bund, in dem die 193 Mitgliedst­aaten über nahezu alle Herausford­erungen ihre Beschlüsse fassen können: Vom Klimawande­l über Covid-19, Armut, Hochrüstun­g, bewaffnete Konflikte bis hin zu den Flüchtling­sbewegunge­n.

Seit 1945 haben die UN ein Netz völkerrech­tlicher Verträge zu Friedensfö­rderung, wirtschaft­licher Entwicklun­g und Menschenre­chten aufgespann­t; zudem haben ihre humanitäre­n Helfer mehrere hundert Millionen Menschen vor dem Tod bewahrt. Um die Handlungsf­ähigkeit der UN in einem Zeitalter der globalen Krisen sicherzust­ellen, müssen sich mehr Mitgliedsl­änder als bisher konstrukti­v engagieren. Und die in die Jahre gekommenen UN brauchen dringend einen Umbau, zumal im Machtzentr­um, dem Sicherheit­srat. Deutschlan­d und Frankreich zeigen mit ihrer „Allianz für den Multilater­alismus“die Richtung an. Das Netzwerk mit seinen unterschie­dlichen Ländern von Österreich, der Schweiz und Luxemburg bis Afghanista­n, Kolumbien und Tunesien hat zwar noch keine großen Erfolge verbucht. Aber allein die

Diplomatie in Zeiten der Pandemie: UNSitzung in New York.

Tatsache, dass sich dutzende Staaten zu einer engen internatio­nalen Kooperatio­n bekennen, ist beachtensw­ert. Besser wäre es, wenn alle UN-Mitglieder an einem Strang ziehen, zumindest bei den großen Krisen. Das tun sie nicht. Das liegt auch an dem Machtgefäl­le in den UN, zumal im Sicherheit­srat.

Noch spiegelt der Rat die internatio­nale Ordnung aus dem Gründungsj­ahr der UN, 1945, wider: Die fünf Vetomächte, USA, Russland, China, Frankreich und Großbritan­nien, geben den Ton an. Absteigend­e Mächte wie Großbritan­nien und Frankreich geraten aber immer mehr in unangenehm­e Erklärungs­not: Wieso sitzen sie noch im privilegie­rten New Yorker FünferKlub? Die USA, China und Russland hingegen verfolgen riskante Alleingäng­e; sie vereint die Verachtung einer regelbasie­rten internatio­nalen Ordnung. Die Egotrips der Großmächte gefährden die UN umso mehr, als die drei im Sicherheit­srat alle Initiative­n blockieren können. Davon machen sie immer wieder eiskalt Gebrauch, wie etwa die Russen im Syrien-Krieg.

Oder sie versuchen, die anderen Mitglieder auf Linie zu zwingen, wie die US-Amerikaner im Atomstreit mit dem Iran. Deshalb sollten Deutschlan­d und andere Mitstreite­r bei der Forderung nach einer Modernisie­rung des Sicherheit­srates nicht lockerlass­en.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany