Guenzburger Zeitung

Aiwanger: „Das Schlimmste liegt hinter uns“

Der Vize-Ministerpr­äsident will die Situation für Bayerns Wirtschaft nicht schwarzmal­en

- VON HENRY STERN

München Auch in der Wirtschaft­spolitik ist Corona-Krisenmana­gement in Bayern in der Regel Chefsache: Ob Auto-Gipfel oder Hightech-Offensive: Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) lässt keine Zweifel, wer die politische­n Pflöcke einschlägt. Seinem Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bleibt da oft nicht viel mehr, als an Söders Pflöcken zu rütteln. Am Mittwoch hatte Aiwanger im Landtag die Möglichkei­t, mit einer Regierungs­erklärung zur „Lage der bayerische­n Wirtschaft“sein Profil zu schärfen. Schließlic­h sieht er sich seit seinem Amtsantrit­t mit dem Vorwurf konfrontie­rt, von Ökonomie eher wenig zu verstehen – was ihm einst den wenig schmeichel­haften Spitznamen „Dorf-Wirtschaft­sminister“einbrachte.

Rund fünfzig Minuten redet AiBund: wanger im Landtag, wie immer frei und ohne Manuskript. Und seine Kernbotsch­aft lässt nicht lange auf sich warten: Ja, es gebe erste Jobverlust­e, vor allem in der Industrie, in der Hotellerie, im Gastgewerb­e. „Aber ich will die Situation nicht zu schwarzmal­en“, erklärt er: „Das Schlimmste liegt hinter uns.“So kann man das sehen – wenn man die aktuellen Zahlen mit dem HorrorAbst­urz der Wirtschaft in den Monaten April und Mai vergleicht. Doch viele der Wirtschaft­sdaten, die Aiwanger vorträgt, zeigen deutlich, wie hart Bayerns Wirtschaft noch immer unter Corona leidet.

Aiwanger verweist trotzdem auch auf positive Zeichen: „Jammern hilft nicht, wir müssen anpacken“, fordert er. Doch wie genau sollen etwa die gebeutelte­n Autozulief­erer aus der Krise kommen? Hightech ist die Lösung, glaubt Aiwanger – künstliche Intelligen­z, Robotik, neue Fertigungs­technik. Bayern investiere hier Milliarden-Summen. Nicht jeder Job, nicht jede Firma werde erhalten werden können, räumt er ein: „Wir werden aber wegfallend­e Jobs in der Summe auffangen.“

Darüber hinaus hat Aiwanger aber nur noch Forderunge­n an den

Unternehme­n sollen CoronaVerl­uste mit Gewinnen der letzten drei Jahre verrechnen können, die Unternehme­nssteuer soll runter, die Erbschafts­steuer weg. Dazu erneuert er seine Forderung einer staatliche­n Kaufprämie für Autos auch mit Verbrennun­gsmotor.

Zum Ende seiner Rede mäandert Aiwanger wild durch alle möglichen Themen: „Luftbestäu­ber“in Restaurant­s will er etwa fördern und mehr Windräder in Bayern. Viele Ideen, aber wenig Konkretes. „Es gibt kein Thema, dass wir in den letzten Wochen nicht umgedreht haben“, beteuert er. Genau das sei aber Aiwangers Problem, findet Grünen-Fraktionsc­hefin Katharina Schulze: „Ihnen fehlt der Mut und ihnen fehlt eine klare Strategie“, sagt sie: In der Krise bräuchte Bayern einen Wirtschaft­sminister, „der weiß, dass Wirtschaft mehr ist, als Bierbänke und Blasmusik“.

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Foto: dpa Vize-Ministerpr­äsident Hubert Aiwanger von den Freien Wählern.

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