Wie die TSG Thannhausen zur Tischtennis-Größe wurde
Mit konsequenter Jugendarbeit hat sich der Verein zum erfolgreichsten in der Region gemausert. Nun kommt das i-Tüpfelchen
Thannhausen „Erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte“, diese Worte fielen in den vergangenen Jahren bei der Tischtennis-Abteilung der TSG Thannhausen öfter. Genauer gesagt, nach jeder Saison aufs Neue. Aufstiege gehörten zum gewohnten Bild, die Damen legten gar innerhalb von vier Jahren einen Durchmarsch von der Bezirksoberliga in die vierte Regionalliga hin. Dabei stand die Abteilung noch vor 15 Jahren vor dem Aus.
Die Jugendarbeit lag am Boden, nur wenige Jungenund Mädchenmannschaften waren in den unteren Klassen im Spielbetrieb. Enttäuschend für einen Verein, der noch in den 80erJahren mit hochklassigem Tischtennis glänzen konnte. Das damalige Landesliga-Team der Männer lockte Weltklassespieler aus Osteuropa und sogar einen chinesischen Weltmeister an die Mindel. 2006 war von diesem Glanz nur noch wenig übrig. Stefan Herold, heute Abteilungsleiter und Vorsitzender des Gesamtvereins, erinnert sich: „Ich war damals Mannschaftsführer der ersten Jungenmannschaft. Aber niemand hat sich so wirklich gekümmert, es war keine Qualität da. Es hieß, entweder organisiere ich selber was oder wir spielen gar nicht.“So wurde der damals 18-jährige Herold zum Jugendleiter wider Willen.
Durch gezielte Jugendarbeit und Werbung an den Schulen in der Umgebung wuchs die TSG nach und nach in der Breite. Bald zeichnete sich auch ab, dass Erfolge in der Spitze möglich waren – dank talentierter Einzelspielerinnen und -spieler. 2011 stieg die Jungenmannschaft in die Bayernliga auf, ein Großteil der Spieler bildet heute das Gerüst des Männerteams in der Verbandsliga. 2015 zogen die Mädchen nach, mit der Westheimerin LisaMia Tjarks an der Spitze. Spätestens als mit der Ziemetshauserin Luna Brüller eines der größten bayerischen Talente hinzustieß, war klar, dass die TSG auch in den Leistungssport investieren möchte. „Da haben wir gesehen, dass es bis in eine gewisse Liga gehen kann“, sagt Stefan Herold. „Mehr als Bayernliga hatten wir aber gar nicht zu hoffen gewagt. Wir hatten ja gar keine Erfahrung im Leistungsbereich.“
Die holte sich die TSG mit dem ehemaligen ungarischen Nationalspieler Miklos Szalaba und, einige Jahre später, mit dem ExDrittligaspieler Florian Kaindl. Sie fungieren als Coaches im Leistungsbereich, während der Breitensport von heimischen Trainern abgedeckt wird. Die Entwicklungsmöglichkeiten haben die Thannhauser auch attraktiv für talentierte Spieler aus der näheren Umgebung gemacht. So wechselten zuletzt unter anderem Spieler aus Mindelzell und Burgau zur TSG. Auch aus dem Landkreis Augsburg und dem Allgäuer Raum haben die Thannhauser Zulauf. Man werbe aber niemanden ab, betont Abteilungsleiter Herold. Die Initiative sei immer von den Spielern ausgegangen.
Zur neuen Saison soll es nun erst einmal vorbei sein mit den Aufstiegen. Herren und Damen II wollen sich in der Verbandsliga halten. Und auch bei den Regionalliga-Damen sehe man laut Herold das Maximum erreicht – vorerst. Mit der neuen Nummer eins, der bulgarischen Nationalspielerin Kristina Vramencalieva, Toptalent Luna Brüller, der Drittliga-erfahrenen Sarah Alzinger und Lisa-Mia Tjarks sei man bestens aufgestellt, um mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. „Wenn jetzt Luna noch mal einen Sprung macht und bei uns bleibt, kann es vielleicht auch höher gehen“, sagt Herold. Die 15-Jährige besucht seit Kurzem das Leistungszentrum in München, wo sie auch wohnt, trainiert und zur Schule geht.
Trotzdem betont der Abteilungsleiter: „Der Aufstieg ist aber nicht unser erklärtes Ziel. Wir wollen unseren eigenen Spielern eine Perspektive auf hohem Niveau bieten. Welche Liga genau, ist zweitrangig.“Ziel sei es, in der Spitze noch breiter aufgestellt zu sein, um auch ohne Hilfe aus dem Ausland oben mitzuspielen.
Nun geht es erst einmal in das Abenteuer Regionalliga. Auch aus finanzieller Sicht ein Kraftakt. Der TSG stehen weite Auswärtsfahrten nach Ostdeutschland, aber auch einige bayerische Duelle bevor. Die Kosten für Fahrten und Ausrüstung werden laut Herold von der Thannhauser Spedition Kolbe übernommen. Doch auch die Trainer und der Einsatz ausländischer Spielerinnen kosten Geld. Hier halte man die Augen nach weiteren Geldgebern offen.
Die Regionalliga-Premiere findet am Samstag in Regensburg statt, am Tag darauf geht es für die TSG-Damen zu den Leutzscher Füchsen in den Raum Leipzig. Das erste Heimspiel steigt am 3. Oktober in der frisch sanierten Dreifachturnhalle gegen Alemania Riestedt (SachsenAnhalt). Es soll besser laufen als der Saisonauftakt bei den Herren (5:7 gegen TTSC Warmisried) und den Damen II (6:6 gegen FC Hawangen). Also sollen zwei Siege her. Etwas anderes ist man ja in Thannhausen gar nicht mehr gewöhnt.