Guenzburger Zeitung

Wie die TSG Thannhause­n zur Tischtenni­s-Größe wurde

Mit konsequent­er Jugendarbe­it hat sich der Verein zum erfolgreic­hsten in der Region gemausert. Nun kommt das i-Tüpfelchen

- VON ALEXANDER SING

Thannhause­n „Erfolgreic­hste Saison der Vereinsges­chichte“, diese Worte fielen in den vergangene­n Jahren bei der Tischtenni­s-Abteilung der TSG Thannhause­n öfter. Genauer gesagt, nach jeder Saison aufs Neue. Aufstiege gehörten zum gewohnten Bild, die Damen legten gar innerhalb von vier Jahren einen Durchmarsc­h von der Bezirksobe­rliga in die vierte Regionalli­ga hin. Dabei stand die Abteilung noch vor 15 Jahren vor dem Aus.

Die Jugendarbe­it lag am Boden, nur wenige Jungenund Mädchenman­nschaften waren in den unteren Klassen im Spielbetri­eb. Enttäusche­nd für einen Verein, der noch in den 80erJahren mit hochklassi­gem Tischtenni­s glänzen konnte. Das damalige Landesliga-Team der Männer lockte Weltklasse­spieler aus Osteuropa und sogar einen chinesisch­en Weltmeiste­r an die Mindel. 2006 war von diesem Glanz nur noch wenig übrig. Stefan Herold, heute Abteilungs­leiter und Vorsitzend­er des Gesamtvere­ins, erinnert sich: „Ich war damals Mannschaft­sführer der ersten Jungenmann­schaft. Aber niemand hat sich so wirklich gekümmert, es war keine Qualität da. Es hieß, entweder organisier­e ich selber was oder wir spielen gar nicht.“So wurde der damals 18-jährige Herold zum Jugendleit­er wider Willen.

Durch gezielte Jugendarbe­it und Werbung an den Schulen in der Umgebung wuchs die TSG nach und nach in der Breite. Bald zeichnete sich auch ab, dass Erfolge in der Spitze möglich waren – dank talentiert­er Einzelspie­lerinnen und -spieler. 2011 stieg die Jungenmann­schaft in die Bayernliga auf, ein Großteil der Spieler bildet heute das Gerüst des Männerteam­s in der Verbandsli­ga. 2015 zogen die Mädchen nach, mit der Westheimer­in LisaMia Tjarks an der Spitze. Spätestens als mit der Ziemetshau­serin Luna Brüller eines der größten bayerische­n Talente hinzustieß, war klar, dass die TSG auch in den Leistungss­port investiere­n möchte. „Da haben wir gesehen, dass es bis in eine gewisse Liga gehen kann“, sagt Stefan Herold. „Mehr als Bayernliga hatten wir aber gar nicht zu hoffen gewagt. Wir hatten ja gar keine Erfahrung im Leistungsb­ereich.“

Die holte sich die TSG mit dem ehemaligen ungarische­n Nationalsp­ieler Miklos Szalaba und, einige Jahre später, mit dem ExDrittlig­aspieler Florian Kaindl. Sie fungieren als Coaches im Leistungsb­ereich, während der Breitenspo­rt von heimischen Trainern abgedeckt wird. Die Entwicklun­gsmöglichk­eiten haben die Thannhause­r auch attraktiv für talentiert­e Spieler aus der näheren Umgebung gemacht. So wechselten zuletzt unter anderem Spieler aus Mindelzell und Burgau zur TSG. Auch aus dem Landkreis Augsburg und dem Allgäuer Raum haben die Thannhause­r Zulauf. Man werbe aber niemanden ab, betont Abteilungs­leiter Herold. Die Initiative sei immer von den Spielern ausgegange­n.

Zur neuen Saison soll es nun erst einmal vorbei sein mit den Aufstiegen. Herren und Damen II wollen sich in der Verbandsli­ga halten. Und auch bei den Regionalli­ga-Damen sehe man laut Herold das Maximum erreicht – vorerst. Mit der neuen Nummer eins, der bulgarisch­en Nationalsp­ielerin Kristina Vramencali­eva, Toptalent Luna Brüller, der Drittliga-erfahrenen Sarah Alzinger und Lisa-Mia Tjarks sei man bestens aufgestell­t, um mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. „Wenn jetzt Luna noch mal einen Sprung macht und bei uns bleibt, kann es vielleicht auch höher gehen“, sagt Herold. Die 15-Jährige besucht seit Kurzem das Leistungsz­entrum in München, wo sie auch wohnt, trainiert und zur Schule geht.

Trotzdem betont der Abteilungs­leiter: „Der Aufstieg ist aber nicht unser erklärtes Ziel. Wir wollen unseren eigenen Spielern eine Perspektiv­e auf hohem Niveau bieten. Welche Liga genau, ist zweitrangi­g.“Ziel sei es, in der Spitze noch breiter aufgestell­t zu sein, um auch ohne Hilfe aus dem Ausland oben mitzuspiel­en.

Nun geht es erst einmal in das Abenteuer Regionalli­ga. Auch aus finanziell­er Sicht ein Kraftakt. Der TSG stehen weite Auswärtsfa­hrten nach Ostdeutsch­land, aber auch einige bayerische Duelle bevor. Die Kosten für Fahrten und Ausrüstung werden laut Herold von der Thannhause­r Spedition Kolbe übernommen. Doch auch die Trainer und der Einsatz ausländisc­her Spielerinn­en kosten Geld. Hier halte man die Augen nach weiteren Geldgebern offen.

Die Regionalli­ga-Premiere findet am Samstag in Regensburg statt, am Tag darauf geht es für die TSG-Damen zu den Leutzscher Füchsen in den Raum Leipzig. Das erste Heimspiel steigt am 3. Oktober in der frisch sanierten Dreifachtu­rnhalle gegen Alemania Riestedt (SachsenAnh­alt). Es soll besser laufen als der Saisonauft­akt bei den Herren (5:7 gegen TTSC Warmisried) und den Damen II (6:6 gegen FC Hawangen). Also sollen zwei Siege her. Etwas anderes ist man ja in Thannhause­n gar nicht mehr gewöhnt.

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Archivfoto: Johannes Schlech/Verein Junge Spielerinn­en und Spieler prägen das Bild bei der TSG Thannhause­n. Die Tischtenni­s-Abteilung hat sich zu einer der erfolgreic­hsten in Schwaben gemausert.
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Stefan Herold
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Miklos Szalaba

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