In der Halle ruht der Ball
Der Bayerische Fußball-Verband sagt die Saison aufgrund der Pandemie-Entwicklung ab. Was die heimischen Freunde des Winter-Spektakels von dieser Entscheidung halten
Günzburg Die ganz große Überraschung ist diese Nachricht wohl nicht, traurig stimmt sie die vielen Fans des Hallenfußballs trotzdem: Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) wird im kommenden Winter keine offiziellen Futsal-Meisterschaften ausspielen. Der Ball ruht für alle Titelkämpfe auf Kreis-, Bezirksund Landesebene, bei Männern und Frauen, Kindern und Jugendlichen. Den entsprechenden Beschluss hat der Verbands-Vorstand jetzt einstimmig gefasst.
Josef Janker, Verbands-Spielleiter und gleichzeitig Vorsitzender der Hallenfußball-Kommission des BFV, nennt als Ursache dieser Entscheidung die Corona-Pandemie und führt im Detail aus: „Es wäre das falsche Signal, in dieser Zeit Großveranstaltungen – und so eine ist unsere flächendeckende Turnierserie – in geschlossenen Räumen zu organisieren.“Es gehe nicht zusammen, den Vereinen während der Freiluft-Saison zu raten, sich möglichst nicht in der Kabine aufzuhalten und dann in der Halle große Turniere zu organisieren, erläutert Janker in einer BFV-Mitteilung. Zusätzlich habe der Fußballverband den Solidargedanken berücksichtigt. Andere Sportarten hätten die ohnehin knapp bemessenen Hallenzeiten nötiger, um ihren Spielbetrieb unter Pandemie-Bedingungen zu organisieren. Fußballer dagegen könnten „immerhin im Freien wieder weitgehend geregelt spielen“.
Für den Frauen- und Mädchenfußball sagt Sandra Hofmann als Vorsitzende des entsprechenden Verbands-Ausschusses, die Entscheidung sei selbstverständlich „schweren Herzens“gefallen. Zu Jankers Argumenten addiert sie den wirtschaftlichen Faktor und erläutert: „Für die Ausrichtervereine macht es aus finanzieller Sicht wenig Sinn, wenn – neben den weiteren Auflagen – je nach Hallenbeschaffenheit maximal 200 Zuschauer zugelassen werden dürfen.“
Bedrückt, aber in vollem Umfang zustimmend äußert sich Karl Dirr, über Jahrzehnte einer der größten Freunde und Förderer des Hallenfußballs in Schwaben. „Es gibt ja gar keine andere Entscheidung“, sagt der Fußball-Abteilungsleiter des Bezirksligisten SC Bubesheim. Mit einem Blick auf die aktuellen Entwicklungen fügt er hinzu: „Wir haben jetzt Oktober und solche Zahlen. Was wird erst im November und Dezember sein.“Der Funktionär kündigt an, dass seine Spieler im kommenden Winter zwei Monate lang „total fußballfrei“bekommen werden.
Zu den Hallenfußball-Freunden vor Ort zählt auch Rainer Amann. Der Coach des Fußball-Kreisligisten TSG Thannhausen war nach eigenem Bekunden „als Spieler und Trainer immer gerne in den Buden unterwegs“. Diesmal sei ihm bereits im Vorfeld der Absage fast klar gewesen, dass das Winter-Spektakel unter dem Hallendach nicht stattfinden wird. „Unter den gegebenen Bedingungen ist das schwierig und das könnte man auch nicht gut verkaufen“, bemerkt er achselzuckend. Priorität Nummer eins ist und bleibt nach seiner Darstellung der Fußball unter freiem Himmel und im Zweifelsfall ist Amann lieber, dass die Ultra-Spielzeit 2019/21 vernünftig zu Ende gebracht werden kann.
Problematisch könnte sich die Generalabsage der Hallen-Runde im Nachwuchsbereich auswirken. Bayernweit ist die Zahl der F-Schüler während der Krise bereits um etwa zehn Prozent zurückgegangen. Für die heimische Region fürchtet Kreis-Jugendleiter Holger Ardelt Ähnliches. „Es könnte schon sein, dass einige von denen, die gerade anfangen wollen, wegfallen“, sagt er und verweist in diesem Zusammenhang auf besorgte Eltern, die ihre Kinder derzeit nicht mit anderen zusammen spielen lassen wollen.
Allen, die trotz der aktuellen Lage unbedingt Hallenfußball betreiben möchten, legt der BFV unterdessen das Modell Futsal-Ligenbetrieb ans Herz. Verbands-Jugendleiter Florian Weißmann wirbt schon mal dafür. „Bei nur zwei Teams, einer Partie und weniger Zuschauern als bei den großen Meisterschaften ist hier auch das Hygienekonzept sehr gut umsetzbar. Und die Hallen werden statt ganzer Tage nur stundenweise belegt“, führt er aus.
Darüber hinaus behalten nach Mitteilung des Verbands alle Vereine die Möglichkeit, private Hallenturniere eigenständig zu organisieren – „sofern die staatlichen Hygienebestimmungen mit den jeweiligen Örtlichkeiten in Einklang zu bringen sind“, wie es heißt. Hygienekonzept Der BFV hat ein MusterHygienekonzept für den Hal lenspielbetrieb verfasst. Neben anderen Informationen zur Pandemie ist es un ter www.zusammenhalt.bayern zu finden.