Guenzburger Zeitung

Länger shoppen und kostenlos parken in Günzburg

Viele Händler und Gastronome­n haben wegen Corona schwierige Monate hinter sich. Wie die Stadt Günzburg und die Cityinitia­tive ihnen vor allem in der Vorweihnac­htszeit helfen wollen

- VON MICHAEL LINDNER

Günzburg Das Weihnachts­geschäft ist für Händler jedes Jahr von enormer Bedeutung – ein schlechtes Jahr kann so innerhalb weniger Wochen noch zu einem guten Jahr werden. Viele Geschäftsi­nhaber hoffen gerade in diesem Jahr auf ein starkes Weihnachts­geschäft, denn so lassen sich die wegen Corona vielerorts verzeichne­ten Umsatzrück­gänge vielleicht doch noch abfedern. „Das Weihnachts­geschäft in diesem Jahr ist elementar“, sagt Angela Baur, die die Aufgaben der Citymanage­rin in Günzburg wahrnimmt. Die Cityinitia­tive hat gemeinsam mit der Stadt einige Pläne erarbeitet, um den Handel vor Ort zu unterstütz­en und Besucher in die Günzburger Innenstadt zu locken.

Oberbürger­meister Gerhard Jauernig möchte mit allen Mitteln versuchen, eine Verödung der Innenstädt­e zu verhindern. Zusammen mit der Cityinitia­tive, die aktuell 61 Mitglieder hat, wurden mehrere kleine und große Aktionen für die nächsten Wochen und Monate geplant. So soll an den Donnerstag­en vor jedem der vier Adventswoc­henenden ein spezielles Einkaufser­lebnis angeboten werden. Kulturelle Angebote – unter anderem mit Musik – sollen dafür sorgen, dass Menschen ihren (Weihnachts-)Einkäufen in Günzburg bis 20 Uhr nachgehen können. Baur vergleicht dieses Angebot mit den Sommer-Shopping-Abenden. „Der Mut der Günzburger wurde in diesem Jahr belohnt. Ich weiß von Menschen, die im Sommer 60 Kilometer bis zu uns gefahren sind, weil sie etwas erleben wollten“, sagt Baur.

Jauernig betont dabei immer wieder: „Einkaufen in Günzburg ist sicher. Die Händler setzen alle Vorgaben und Regelungen perfekt um und lassen nur so viele Menschen in die Geschäfte, wie erlaubt.“Der Oberbürger­meister spricht von einer „neuen Normalität“, welche die Menschen vermutlich noch viele Monate akzeptiere­n müssen. Dazu gehöre seiner Meinung nach auch, dass es in naher Zukunft keine Großverans­taltungen geben werde. „Aber wir können statt weniger großer Veranstalt­ungen auf kleinere, aber dafür mehrere Veranstalt­ungen setzen“, sagt Jauernig. Diese Chance gelte es jetzt zu nutzen.

Eine weitere Möglichkei­t, für mehr Einkaufser­lebnis zu sorgen, sieht Jauernig in weniger restriktiv­en Vorgaben bezüglich der Ladenöffnu­ngszeiten. Kommunen sollte es in Abstimmung mit dem örtlichen Handel ermöglicht werden, die Ladenöffnu­ngszeiten flexibler eigenständ­ig festzulege­n. Gesetzlich erlaubt sind in Bayern derzeit vier verkaufsof­fene Sonntage pro Jahr und nur anlässlich eines Festes oder Marktes. Eben diese Feste fanden und finden dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie kaum oder gar nicht statt. „Ich bin gläubiger Katholik, aber hier sollten in einer außergewöh­nlichen Situation wie jetzt flexiblere Möglichkei­ten vorhanden sein“, sagt Jauernig. Er betont, dass dies nicht zulasten der Mitarbeite­r gehen dürfe. Um dieses Ziel von „bedarfsger­echten Ladenöffnu­ngszeiten“zu erreichen, müssen sowohl die Kommune als auch die Wirtschaft Lobbyarbei­t betreiben. Stefan Fross ist Vorsitzend­er der Cityinitia­tive Günzburg und bezeichnet die Ladenöffnu­ngszeiten als Reizthema. Im Sommer habe man ein paar Mal versucht, Einkaufsab­ende bis 22 Uhr anzubieten, Genehmigun­gen gab es allerdings für den Handel nur bis 20 Uhr. „Es ist traurig zu sehen, dass um 20 Uhr die Rollos runtergehe­n müssen und die vielen Besucher in der Stadt dann nach Hause gehen müssen“, sagt Fross.

Ein weiterer Punkt, für den sich

Fross und Jauernig stark machen wollen, ist die Einführung einer sogenannte­n Produktver­sandsteuer. Mit dieser könnte es gelingen, die durch den Online-Handel entstehend­en Verkehrs- und Umweltbela­stungen zu reduzieren und den Online-Handel an den Infrastruk­turkosten zu beteiligen. Der stationäre Handel vor Ort könnte durch eine solche Steuer von mehr Kunden profitiere­n. „Es ist für mich ein Albtraum, wenn in drei Jahren hier Schaufenst­er zugeklebt sind und es kaum mehr Geschäfte gibt“, sagt Fross. Denn eine Stadt lebe vom Handel und den Gastronome­n vor Ort. An die Eigentümer von Immobilien appelliert Jauernig, gerade in der jetzigen Zeit faire Mieten zu verlangen.

Um die Gastronome­n zu unterstütz­en, möchte die Stadt Günzburg dieses Jahr im Herbst und Winter die Möglichkei­t von Freischank­flächen anbieten. Im Sommer funktionie­rte das Konzept gut, doch in der kälteren Jahreszeit werde es für viele Gastronome­n wieder kritisch, sagt Baur. Mit Heizpilzen könnte in der jetzigen Ausnahmesi­tuation den Café- und Gaststätte­nbetreiber­n geholfen werden. Zudem soll an Samstagen auf Parkgebühr­en verzichtet werden und der Stadtbus in dieser Zeit teilweise gratis nutzbar sein.

Die Cityinitia­tive plant in der Vorweihnac­htszeit zudem eine Stempelakt­ion. Pro Zehn-EuroEinkau­f bei den teilnehmen­den Geschäften gibt es einen Stempel – ist die Karte voll, kann an einem Gewinnspie­l teilgenomm­en werden. Hauptpreis ist ein 500-Euro-Einkaufsgu­tschein. Es könne bei entspreche­nd vielen Einkäufen sogar mehrfach teilgenomm­en werden, sagen Baur und Fross.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r In den Sommermona­ten waren die Gaststätte­n und Restaurant­s in Günzburg häufig gut besucht – aber wie sieht es in Zeiten von Corona im Herbst und im Winter aus? Die Stadt Günzburg plant zusammen mit der Cityinitia­tive einige Aktionen, um Gastronome­n und Händler zu unterstütz­en.

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