Krumbacherin ist bei „The Voice of Germany“eine Runde weiter
Die erste Hürde, der Weg zu den „Blind Auditions“, ist für die Krumbacherin Alexandra Jörg geschafft. Nun steigen Spannung und Vorfreude bei der Sängerin. Was sie sich von ihrer Teilnahme bei der Sendung erhofft
Krumbach Pop, Rock, Soul oder Folk – das sind die gängigen Genres beim Gesangswettbewerb „The Voice of Germany“der beiden Privatsender SAT.1 und ProSieben. Der Auftritt von Alexandra Jörg aus Krumbach setzte bei der fünften Staffel der Blind Auditions, gesendet am 25. Oktober, einen neuen und frechen Akzent.
Jörg trug einen Song aus den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts vor: „Die Kleptomanin“von Friedrich Holländer. Das Lied, dessen Wirkung nicht zuletzt von der darstellerischen Leistung der Interpretin abhängt, sorgte für Überraschung und einige Unruhe bei den Coaches. Schließlich geht es beim Vortrag des Liedes darum, die kriminelle Energie und Besessenheit einer Person durch Gesang glaubhaft zu machen. Gutes Entertainment, aber was soll so ein angestaubter und effekthaschender Song hier bei diesem Wettbewerb, der vor allem auf die Beurteilung der Stimme setzt?
In diesem Entscheidungskonflikt schienen die sechs Coaches zu stehen, die über das Weiterkommen von Alexandra Jörg zu entscheiden hatten. Sie wirkten fasziniert, aber doch gehemmt, Farbe zu bekennen. Mark Forster war der Erste, der sich dazu durchrang, Jörg in sein Team zu holen. Warum nicht einmal bei diesem Wettbewerb etwas ganz anderes, etwas geradezu Verrücktes unterstützen? Diese Haltung schien er einzunehmen, als er den roten Button drückte, seinen Stuhl drehte und sich der Interpretin zuwandte. Er musste es nicht bereuen.
Erwartungsgemäß legte Jörg in der zweiten Strophe des Liedes, in der sich die Sachlage ohnehin zuspitzt, stimmlich und darstellerisch noch ein Pfund drauf, sodass auch Nico Santos ganz am Ende des Liedes sich entschied, die aus dem Allgäu stammende Sängerin in sein Team aufzunehmen. Vermutlich hatte ihn letztendlich die Wucht der Wegwerfgeste überzeugt, mit der Alexandra Jörg als singende Kleptomanin teils hysterisch, teils genüsslich den ganzen Plunder entsorgt, den sie zusammengestohlen hat.
Nach einigen Augenblicken beschloss die Sängerin, sich im weiteren Wettbewerb von Marc Forster coachen zu lassen, auch weil er als Erster auf sie gesetzt hatte, wie sie erklärte. „Fast so etwas wie Kultur“, war aus den Reihen der Coaches nach dem Auftritt von Alexandra Jörg zu hören. Jedenfalls waren es ganz unerhört andere Töne, durchaus geeignet, frischen Wind in den Wettbewerb zu bringen.
In Mittelschwaben ist Alexandra Jörg eine Gesangsikone. Dass es sie gereizt hat, sich mit Sängern aus ganz Deutschland zu messen, das ist nur zu natürlich. „The Voice of Germany“bietet seit zehn Jahren Sängern einen nationalen Wettbewerb, um zu „der“Stimme Deutschlands gekürt zu werden. Das Interesse an einer Teilnahme am Wettbewerb ist groß, denn hier sehen viele ihre Chance, in einer beliebten Fernsehshow aufzutreten. Zudem werden die Teilnehmer von Profis aus der Branche gecoacht und können viele Tipps und Hilfen mitnehmen für künftige Auftritte.
Die erste Hürde hat Jörg bereits vor Wochen bestanden, der Weg zu den „Blind Auditions“war geschafft, wo die Coaches nur ihre Stimme hören und darüber entscheiden, ob sie sie im weiteren Wettbewerb unterstützen wollen. Sie lebte in diesen Tagen in einer so noch nicht gekannten Spannung und Vorfreude. Der bevorstehende Auftritt sprengte den Rahmen dessen, was sie kenne und worin sie mittlerweile erfahren sei. Sie hatte Respekt vor der Aufgabe, der neuen Dimension, im Fernsehen aufzutreten und von Profis öffentlich bewertet zu werden. Anderseits empfand sie es als Ehre, an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Etwas dazuzulernen und einem großen Publikum bekannt zu werden, das ist für Alexandra Jörg besonders wichtig, denn sie hat sich beruflich selbstständig gemacht und erhofft sich von ihrem Showauftritt viele positive Impulse für den beruflichen Neustart.
Blickt man in die Biografie von Jörg, versteht man die besondere Spannung, die sie in sich trägt. Aufgewachsen ist sie mit mehreren Geschwistern auf einem Einödhof im Allgäu. Früh habe sie sich für das Singen begeistert. Zu Hause wurde das oft als störend empfunden, zumal der Hof ihrer Eltern auch „Urlaub auf dem Bauernhof“anbiete, erzählt Alexandra Jörg. Deshalb sei der lange Fußmarsch in die Schule die ideale Gelegenheit gewesen, nach Herzenslust die Stimme auszuprobieren und auszureizen. Es ist für sie ein weiter Weg geworden bis zu der gefeierten Sängerin in Mittelschwaben, den begeisternden Auftritten mit „Fun & Brass“beispielsweise oder ihren ersten abendfüllenden Auftritten mit kleiner Begleitband.
Für den nächsten großen Schritt bringt sie eine Stimme mit, die viel Volumen hat, ein breites Klangfarbenspektrum, große Wucht und viel Substanz für die leisen Töne. Sie bringt ihr Temperament und ihre Bühnenpräsenz mit. Und schließlich kann Alexandra Jörg alles singen: Rock und Pop, Schlager und Chansons, kabarettistische Songs und Musicals, Operette und Oper.