Unter Ungeheuern
Romandebüt von Stephan Roiss
Dieser Junge sagt nicht „ich“. Er spricht von sich nur in der WirForm. Sucht er sich durch diese Doppelung gegen das Dunkel seiner Familie und Umwelt zu wappnen? Hält das „Wir“notdürftig eine auseinanderfallende Person zusammen?
Stephan Roiss, 1983 in Linz geboren, ist Autor und Musiker. „Triceratops“heißt sein erster Roman, benannt nach einem urzeitlichen Nashorn. Es ist nicht das einzige Monster in diesem Buch. Der Junge malt sich Drachen und Dinosaurier aus. Er träumt von der Kraft und großen Gegenwehr in einer Welt, die voll des Wahns ist. Der Autor trägt nimmermüde das psychische Elend zusammen, der Leser wird quasi in eine geschlossene Anstalt gesperrt.
Der Großvater hat sich erhängt, die Mutter leidet und weint, der Vater sieht fern, trinkt und liest in der Bibel, die Schwester nervt mit dem „Alles ist gut“-Satz, erstickt ihren acht Monate alten Sohn und endet in der Psychiatrie. Und der Junge? Kratzt sich blutig, wird gemobbt, albträumt davon, dass das Eis in ihm hochsteigt bis in die Mundhöhle und sucht nach Ausgängen aus der Hölle, die überall ist.
Der Autor setzt knappe Sätze und Abschnitte, die in der Reihung allerdings oft einen eher streuenden als konzentrierten Eindruck machen. Das Unglück kommt arg dicke. So ergeht es diesem Roman am Ende wie der darniederliegenden Mutter, die resignierend bekennt: „Keiner kann aus seiner Haut.“(go)